Bis zum letzten Mann
Denken<«, zitierte er. »Sind das nicht ihre Worte?«
»Versuchst du, mich zu überzeugen, Noritomo Helmer?« Lysle hielt ihn mit ausgestrecktem Arm auf. »Oder dich selbst?« Sie deutete mit einer Kopfbewegung voraus, wo zwei rußverschmierte Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen, in den Trümmern des nächsten Gebäudes gruben. Ein Supermarkt. Sie sammelten Konserven auf, gruben sie aus wie Gold und ignorierten das Geld, das nutzlos vorbeiwehte.
Das Mädchen bemerkte sie. Wahrscheinlich war sie der Ausguck. Es wäre auch ziemlich schwer gewesen, die Kolonne aus Mechs und Panzern zu übersehen, die nur einen halben Block entfernt angehalten hatte. Aber statt zu fliehen trieben es der Schock und der Hunger auf die Füße. Es warf eine Dose nach den beiden Kriegern, als wäre es möglich gewesen, sie mit Konserven einzuschüchtern. Sie fiel volle dreißig Meter zu kurz und rollte scheppernd über den Boden.
Lysle Crees streckte den Arm aus. Der in die Elementarrüstung eingebaute Laser konnte die Entfernung sehr viel leichter überbrücken als ein Wurfgeschoss. »Malvina Hazen würde sie für diese Demonstration des Widerstands umbringen.«
Noritomo legte die Hand auf den Lauf der Waffe. Er war sich bewusst, dass er körperlich nichts gegen Lysle ausrichten konnte, selbst wenn er sein ganzes Gewicht gegen die Myomerkraft des Gefechtspanzers aufbot. Nur sein höherer Rang erlaubte ihm, den Arm beiseite zu drücken. »Das ist nicht die Art Krieg, die ich zu führen wünsche.«
»Ich auch nicht, Sterncolonel. Aber Aleksandr Hazen ist auf Skye gefallen. Möglicherweise bleibt uns nur noch diese Art des Krieges.«
Als hätte Pandora auf die Stimme der Vernunft gehört. Ganz sicher hatte jemand sie gewarnt: »Öffne diese Büchse nicht.« Und sie hatte es trotzdem getan. Sie hatte für alle die Entscheidung getroffen, ob sie damit einverstanden waren oder nicht. Hatte sie es später bereut? Die Mythen ließen sich selten darüber aus, wie es weiterging. Welche Folgen ein Handeln hatte.
»Das spielt keine Rolle«, entschied er, als Antwort auf Lysles Frage ebenso wie auf seine eigene. »Wir haben Befehl, nach Glengarry zurückzukehren. Wir werden sehen, was Galaxiscommander Hazen entschieden hat. Kimball II ist nicht länger unser Problem.«
Das Mädchen starrte ihnen nach, als sie sich umdrehten und auf den Rückweg machten. Und die Konservendose, die es nach ihnen geworfen hatte, blieb auf dem Boden zwischen ihnen liegen. Noritomo wusste, für irgendjemanden würde diese Welt ein Problem bleiben. Und er bezweifelte, dass derjenige es leicht haben würde. Und alles nur, weil Malvina Hazen die Büchse geöffnet hatte. Was eine Frage in ihm aufwarf ... Ließ sich die Büchse der Pandora wieder schließen?
New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphäre
17. September 3134
Der New Tower war das kleine, aber mächtige Reich der Präfektin Delia Brown. Bei den ersten zwölf Besuchen in der Empfangshalle des schlanken, zwölf Stock hohen Gebäudes hatte sich Tara Campbell jedes Mal wie ein Eindringling gefühlt, misstrauisch beäugt von den Soldaten und Soldatinnen, die für die Verteidigung der Präfektur IX verantwortlich waren. Das waren Menschen, die sich untereinander mit Vornamen ansprachen, die in denselben Einheiten dienten, an denselben Akademien ausgebildet worden waren, und die genau wussten, ob ihr Gegenüber ein Bürger der Republik oder nur ein Bewohner war, und auch, wie ihre jeweiligen Familien über Fragen wie eine Sezession der Isle of Skye oder die Gründung der Republik dachten.
Das Gebäude mochte eine sichere Festung sein, aber die Personen in seinem Innern hatten herzlich wenig Geheimnisse.
Sie hätte nicht sagen können, wann genau das Gefühl der Fremdheit nachließ. Sicher, nachdem sie nicht länger einen blauen >Besucher<-Ausweis zu tragen brauchte und auf Schritt und Tritt von einem Infanteristen begleitet wurde. Und vor dem Ende der Abwehrkämpfe gegen die Jadefalken. Irgendwann zwischen diesen beiden Zeitpunkten hatte der Militärapparat sie mit einem kollektiven Seufzer akzeptiert - und ihr Unbehagen war verschwunden.
Falls es überhaupt einen Ort auf seiner Zentralwelt gab, an dem sich Duke Gregory auch nur im Mindesten unbehaglich fühlen mochte, dann war es gewiss dieser hier. Der Gouverneurspalast war sein Zuhause, und auf dem Gelände der Militärakademie Sangla-more, die Tara zu ihrem Quartier und faktischen Hauptquartier der planetaren Verteidigung gemacht hatte, schien
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