Bis zum letzten Mann
einzelnen erhob sich ein stolzer, schlanker Turm mit Antennenpha-lanxen, Radar- und Satellitenschüsseln und versteckten Geschützen.
»Sie wartet«, stellte der Fahrer fest.
Noritomo schätzte ihn als GarnisonsklassePanzerfahrer ein. Warum sonst hätte er Fahrerdienst zu leisten. Aber trotzdem machte er den Eindruck, sich sehr überlegen zu fühlen. Er zeigte eine hochtrabend abfällige Art, die dem Sterncolonel bei den örtlichen Garnisonstruppen zunehmend ins Auge sprang. Einschließlich der Art, wie er sich praktisch bekreuzigte, wenn er Sie erwähnte.
»Unsere Führerin, dein Wille geschehe«, formten Noritomos Lippen geräuschlos. »Geheiligt sei dein Name.«
Malvina.
Es war nicht schwer, sie zu finden. Ein PostenAdjutant am Haupteingang der Kuppel nickte ihm zu und sagte: »Dojo.«
Die Trainingsanlage. An der Hauptkreuzung links und dann eine Metalltreppe hoch. Bis zum Ende des Korridors. Noritomo ballte die Fäuste so fest, dass sich die Fingernägel in den Handballen gruben, als er sich für die Begegnung zusammenriss. Er hörte Kampfgeräusche und trat vorsichtig durch eine offene Tür. Vorsichtig wich er den dünnen Matten aus und wartete stumm hinter Galaxiscommander Bek-kett Malthus und einem weißhaarigen Arzt, bis Malvina Hazen ihren Übungskampf abgeschlossen hatte.
Sie stand einem anderen MechKrieger gegenüber. Beide trugen Shorts und ein eng anliegendes Trikot. Malvinas Gegner war groß, mit drahtigen Muskelpaketen. Er bewegte sich mit wilder Eleganz, glitt schnell und flach heran, auf ihrer verletzten Seite. Aber ein schneller Fausthieb gegen die Schläfe wehrte ihn ab.
Er duckte sich wachsam zurück. Malvina Hazen stierte ihn wütend an.
Noritomo nutzte die Gelegenheit dazu, seine Vorgesetzte zu beobachten. Die muskulöse MechKriege-rin hatte blondes Haar und blaue Augen. Früher war Malvina gefährlich schön gewesen. Auf Skye hatte sie nicht nur Aleksandr verloren, sondern auch einiges von dieser Attraktivität. Nach allem, was Noritomo gehört hatte, war sie mehr tot als lebendig gewesen, als man sie aus dem Wrack ihres BattleMechs gezogen hatte. Das glaubte er unbesehen. Ihr bioni-sches Auge ließ sich kaum vom natürlichen unterscheiden, aber die Narbe, die sich von der Stirn bis an ihren Mund zog, war geblieben. Ihr rechter Arm und das rechte Bein waren obsidianschwarz. Kein Funken Eitelkeit. Es waren alles Prothesen, und Malvina hatte offensichtlich jeden Versuch verweigert, ihr Aussehen dem ihrer natürlichen Gliedmaßen anzupassen.
Der Galaxiscommander hatte es sichtlich eilig. Die Clan-Wissenschaftler hätten innerhalb von drei Monaten neue Gliedmaßen für sie heranzüchten können. Gefolgt von weiteren Monaten Training. Ein geringerer Krieger wäre selbst dann noch nicht völlig der Alte gewesen. Aber hier war sie, kaum fünf Wochen später, auf dem besten Wege, wieder Topkondition zu erreichen. Was auch immer sie trieb, ob Wut oder Rache, es zeugte von einem gewaltigen Drang.
Oder gewaltigem Hunger.
Mit einem Schrei, der stark an das Kreischen eines Falken erinnerte, sprang Malvina Hazen ihren Gegner an. Sie bewegte sich ohne sonderliche Eleganz, behindert zwar durch das Gewicht der Prothesen, doch dies glich sie durch Wildheit aus. Ihr Handkantenschlag war hart genug, dem Mann den Arm zu brechen. Noritomo hörte das nasse Knirschen. Sie beugte sich vor, packte mit beiden Händen in seine Haare und trieb ihm noch in der Luft das Knie ins Gesicht. Das brach ihm die Nase.
Malvina kam auf, schwankte auf dem gesunden Bein, duckte sich in Verteidigungshaltung.
Ihr Gegner schlug hart auf dem Rücken auf und blieb benommen liegen.
»Wage es nicht, jemals Rücksicht auf mich zu nehmen!«, brüllte sie ihn an. »Ich verlange dein Bestes. Im mer!«
Der Arzt trat zu dem Verletzten hinüber und wartete, bis er wieder auf den Beinen war. Dann führte er ihn an die Seite. Malvina starrte den beiden verächtlich hinterher. »Das nächste Mal will ich einen Elementar.«
»Ruhe, Galaxiscommander.« Beckett Malthus verschränkte die Arme vor der breiten Brust. »Wenn du so weitermachst, bleiben uns keine einsatzfähigen Krieger mehr, um Skye einzunehmen.«
Sie zuckte mit den Mundwinkeln. »Na und? Sterncolonel Helmer ist eingetroffen. Endlich.«
Ihr Blick spießte Noritomo auf, als sie auf ihn zuhinkte. Ihre Narbe brannte wütend rot. Sie wirkte ganz und gar nicht wie die Heldin, von der alle nur mit ehrfürchtiger Stimme erzählten: Ihre Dschingis Khanin, ein Titel, den man fast
Weitere Kostenlose Bücher