Bis zur letzten Luge
für immer. „Nicht Étienne, nie mehr Étienne! Haben Sie sich nicht immer gewünscht, mich als Erwachsenen zu erleben? Eine Zeit lang waren Sie wie ein Vater für mich.“
„Ich habe Raphael mit eigenen Händen begraben!“ „Offensichtlich nicht.“
Lucien wollte wieder aufstehen, aber diesmal war es sein eigener Körper, der ihn daran hinderte.
„Ich nehme an, Sie möchten wissen, was mit meiner Mutter und meiner Schwester passiert ist“, sprach Raphael weiter. „Es ist ein Jammer, nicht wahr, dass sie an unserer kleinen Wiedervereinigung nicht teilnehmen können, oder? Die beiden haben Sie tatsächlich beerdigt. In einem Grab mit Dutzendenvon anderen. Sie sind nicht einmal lange genug geblieben, um einen Grabstein aufzustellen. Marcelite Cantrelle, Geliebte von Lucien Le Danois. Und Angelle Cantrelle. Geliebte Tochter.“
Lucien stützte den Kopf in die Hände.
„Es gibt einige Einzelheiten, die Sie vielleicht wissen wollen“, fuhr Raphael fort. „Sie haben sich vermutlich gefragt, wie meine Mutter und meine Schwester gestorben sind? Ich werde es Ihnen sagen. Nachdem Sie das Seil durchtrennt haben, ist unser Boot Richtung Golf geschossen. Das haben Sie wahrscheinlich noch mit eigenen Augen gesehen, ehe Sie sich in den sicheren Unterschlupf gerettet haben. Wir waren auf einem Wellenkamm, als Angelle vom Wind aus mamans Armen gerissen und ins Wasser geschleudert wurde. Maman ist ihr hinterhergesprungen. Sie hat sie nicht mehr erreicht. Die beiden sind also nicht einmal zusammen gestorben.“
Luciens Worte waren kaum zu hören. „Was willst du?“ „Nichts, was ich nicht schon hätte.“ Raphael nahm die Papiere und ging zum Fenster, um auf den Fluss zu blicken. Er wusste, dass Lucien nicht den Mut finden würde, zu flüchten, bis er einen Weg gefunden hätte, ihn zum Schweigen zu bringen. Lucien verstand noch immer nicht.
Im Zimmer war es leise. Raphael starrte auf den Fluss hinunter. Er kannte die Zeit auf die Minute. Auf seinem Weg hierher hatte er sie immer wieder geprüft. Als das Zimmer von einer Explosion in der Nähe erschüttert wurde, blieb er nicht am Fenster, um sich die Folgen anzusehen. Er drehte sich um.
„Was war das?“, fragte Lucien. Abrupt hatte er den Kopf gehoben. Seine Augen funkelten wild, und dieser Eindruck verstärkte sich noch.
„Das war der Klang der Vergeltung, Monsieur.“
Die Silben, die Lucien aneinanderreihte, hatten keinerlei Bedeutung.
Raphael schüttelte den Kopf. „Sie war ein so schönes Schiff. Zu schön, um Ihnen zu gehören.“
Lucien gelang es, sich zu erheben und zum Fenster zu gehen. Der Fluss spie Feuer. Er schaffte es nicht, Worte über die Lippen zu bringen.
„Die Dowager“, bestätigte Raphael. „Verstehen Sie jetzt, was es mit der Unterschrift auf sich hat?“ Als Lucien aufstöhnte, fuhr er fort: „Sie haben mir die Verantwortung für den Papierkram übertragen, um die Dowager zu versichern. Ich sollte alles von Jacelle and Sons vorbereiten lassen. Und Sie haben sich um Ihre Verpflichtungen gegenüber Fargrave-Crane gekümmert, indem Sie sie den Rest Ihrer Flotte versichern ließen. Auf diese Weise glaubten Sie, Geld sparen und Ihr Gesicht wahren zu können. Sie sind sogar nicht mehr zu gesellschaftlichen Zusammenkünften oder zu geschäftlichen Terminen gegangen, wo das Thema hätte zur Sprache kommen können.“
Endlich hatte Lucien verstanden. „Du Bastard!“
„Sie haben die neuen Dokumente unterschrieben und mich losgeschickt, um sie zu Jacelle and Sons zu bringen. Stattdessen überbrachte ich ihnen die Nachricht, dass es Ihnen leidtäte, dass Sie Ihre Meinung geändert hätten und doch weiterhin mit Fargrave-Crane zusammenarbeiten würden. Dann fälschte ich Jacelles Unterschrift auf unseren Kopien der Dokumente. Ich erklärte ihm, dass es Sie nur verärgern würde, wenn er Sie in dieser Angelegenheit bedrängen würde. Wenn er auf Gulf Coasts Unterstützung hoffen würde, sollte er sich vornehm zurückhalten und warten, bis ich ihn um ein weiteres Angebot bitten würde. George Jacelle ist ein Gentleman.“
Lucien drehte sich um, als wollte er davonrennen. Vielleicht hatte er die Hoffnung, noch etwas von dem Schiff retten zu können, das der Höhepunkt seiner Karriere darstellen sollte. Aber was Raphael dann sagte, hielt ihn zurück.
„Jetzt ist die Dowager nicht versichert. Genauso wenig wie die Waren, die am Flussufer gelagert werden. Es wird interessant, zu sehen, ob von Ihrem Dock noch irgendetwas übrig ist, wenn das
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