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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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unbedingt nach Wien hineintragen wollten. Moltke hatte dann mehr erreicht als der Alte Fritz.
    Unheilvolle Erinnerung! Damals hieß es auch Rache für Sadowa, nur dafür Hohenfriedberg genannt. Die Eroberung Schlesiens mußte mit einem siebenjährigen Krieg verteidigt werden. Wäre damalige Koalition von Frankreich, Österreich, Rußland heut unmöglich? Mitnichten, Gortschakows Scheelsucht über Preußens und speziell meine Erfolge wird immer deutlicher. Wir müssen rasch zu Ende kommen, ohne berechtigte Empfindlichkeiten unheilbar zu verletzen. Die Brücke zur Aussöhnung muß offen gehalten werden. »Unser Vorstoß auf Preßburg ist doch ganz ungefährlich?« hatte er früher Moltke gefragt.
    »Im Kriege ist alles gefährlich und ungewiß«, lautete die ausweichende Antwort. Eine Äußerung, die freilich schon Napoleon tat, die man aber nur mit Vorbehalt als richtig erkennen kann. Otto dachte sich, daß ein wahrer Feldherr den Sieg mit Sicherheit vorausberechnen könne, und so war es bei Austerlitz und Jena, um nur zwei Fälle zu nennen, wirklich der Fall. Man kann die ungefähren Chancen berechnen und danach handelt man.
    »Ist der Ausgang zweifelhaft, so hat es keinen Zweck, den Frieden noch stärker durch Waffengewalt erzwingen zu wollen.«
    Moltke wurde unruhig. »General Fransecky dringt erfolgreich auf Blumenau vor.« Nachher ließ er im Generalstabswerk drucken, daß eine neue Katastrophe für die Österreicher bevorstand, so daß jeder sich fragen muß, warum dann nicht ein neuer Schlag geführt wurde. Ein etwaiger Verlust von 5000 oder mehr schwächte die Preußen nicht so wesentlich, um ihre Stärke gegen Frankreich zu vermindern, falls man Österreich gründlich unschädlich machte. Diese Auffassung wurde eingeschmuggelt, um der Verstimmung aller Armeekreise gegen den Diplomaten Nahrung zu geben, der ihren angeblich sicheren Siegeslauf unterbunden habe.
    »Ich bin sehr gegen die gewagte Schwenkung auf Preßburg«, gestand ihm Blumenthal, der mit dem Kronprinzen nach Nikolsburg kam und jetzt bei Nacht wieder abfuhr. Das mittelalterliche Schloß sah im Mondschein feenhaft aus, und Otto bemerkte lachend: »Mein alter Schönhauser Kasten sieht armselig dagegen aus, um so lieber ist mir, daß nicht Mensdorff uns dort den Frieden diktiert, sondern wir ihn hier.«
    »Käme er nur bald!« seufzte der Kronprinz. »Die Cholera greift um sich. Und die übermenschlichen Strapazen! So etwas halten nur preußische Truppen aus. Ewige Gewaltmärsche über Berg und Tal in sengender Hitze, Wolkenbruch oder Landregen!«
    »Und die vielen Verwundeten!« fiel Blumenthal ein. »Man bekommt es satt, täglich die armen blutenden Menschen zu sehen. Gottlob sollen Podbielski und Verdy zum Rußbach, um Demarkationslinie festzulegen.«
    Als die Herren abfuhren, dachte Otto bei sich: Was für ein weiches Herz die meisten Feldherren haben! Moltke freilich ist hart wie Stein, er faßt den Krieg als Schachspiel auf, und so sollte es eigentlich sein. Doch bin ich nicht der wahre Verantwortliche für diesen Krieg? Nun gut, ich will ihn so schnell wie möglich beenden. Des Kronprinzen weiches Herz sehnt sich nach Frieden, ich muß ihn heranziehen.
    Otto wußte genug, um dem König sofortige Waffenruhe vom 22. bis 27. anzuraten, was dieser genehmigte und den Kampf bei Blumenau abbrechen ließ. Graf Bismarck-Bohlen vertraute seinem Vetter betrübt an: »Im Generalstabe nennt man dich den Questenberg im Lager. Das soll wohl der Hofkriegsrat in Schillers Wallenstein sein, der dem Feldherrn dreinredet und alles verdirbt?«
    »Schmeichelhaft ist es gerade nicht«, erwiderte Otto ruhig. »Ich müßte aber ein Hochverräter sein, wenn Schimpfen mich von meiner Pflicht abbrächte. Daran bin ich jetzt mit Gottes Hilfe 15 Jahre lang gewöhnt. Ich habe mir mein endgültiges Urteil über den Frieden und unsere Zukunft gebildet und werde auch vor der Kabinettsfrage nicht zurückscheuen.«
    Am anderen Tage nach der Waffenruhe berief der König einen Kriegsrat. Ottos Befinden hatte sich durch Rückfall in sein altes Leiden so verschlimmert, daß der rücksichtsvolle Monarch verfügte, die Konferenz solle im Zimmer des Ministerpräsidenten stattfinden, das im obersten Stockwerk des Nikolsburger Schlosses lag. Denn es galt festzustellen, ob Österreichs Angebot annehmbar oder der Krieg fortzusetzen sei. Ein lebhafter Zwist brach los. Obwohl von heftigen Schmerzen geplagt, trug Otto seine unerschütterliche Meinung mit Klarheit und Festigkeit vor. »Ich

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