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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Deutsche. So haßten in Germaniens Urwäldern die Markomannen die Chatten, die Sachsen die Franken und Burgunder und diesen bei andern großen Völkern seit Jahrhunderten erloschenen Stämmehader bewahrten die Deutschen so lange, psychologische Folge ihres Individualismus, der stets nach eigener Fasson selig werden möchte.
    Otto verschluckte seinen Ingrimm und ging glatt auf die Anregung ein. Denn daraus ließ sich etwas machen, nur nicht für die unschönen Augen der Pariser. »Also auf Wiedersehen in Nikolsburg, wo Graf Karolyi und Baron Brenner als Bevollmächtigte erscheinen werden.«
    »Ist das nicht ein Schloß, wo Napoleon nach der Schlacht von Austerlitz wohnte?«
    »Ich bin mehr in der deutschen als in der französischen Geschichte bewandert«, versetzte Otto kalt auf diese fein perfide Anspielung. »Die Schlacht von Königgrätz kenne ich z. B. sehr gut, und wir wollen es für ein sieghaftes Omen halten.« –
    Das Wiedersehen mit Karolyi und dem schönen Baron Brenner, der nicht mehr so schön war wie in Frankfurt, schmeckte sauersüß. »Da sehen Sie, lieber Graf, wie ich Ihnen prophezeite. Dies Schloß gehört Graf Mensdorff, wie ich höre, der an Rechbergs Stelle trat. Wäre der geblieben, so hätte sich wohl alles in Frieden und Freundschaft gelöst.«
    »Wie in Frankfurt, Exzellenz,« bemerkte Brenner halb scherzhaft, halb bitter. »Was Sie schon so lange beschlossen – ach, die gute alte Frankfurter Zeit! – haben Sie halt durchgeführt. Fortes fortuna adjuvat , wir sind die Leidtragenden und mußten bluten.«
    »Um unser Machtgelüst zu befriedigen, nicht wahr?« lachte der Preuße herzlich. »Sintemal das arme, unschuldige Kaiserreich Österreich niemals schnödem Ehrgeiz huldigte, nie uns kränkte und von uns so oft hintergangen wurde.«
    »Was helfen die Rekriminationen!« seufzte Karolyi. »Sie haben es so gewollt, und da sind wir nun. Die Präliminarien können beginnen.«
    »Was haben Ew. Exzellenz?« frug Brenner inmitten der Verhandlungen. »Sie sehen leidend aus, in der Tat.« Otto war zusammengezuckt, sein linkes Bein schmerzte.
    »Ja, mein bester Baron, an uns beiden hat der Zahn der Zeit, dies vielberufene Instrument, auch herumgeknabbert. Ich habe Rheuma wie ein alter Herr in vorgerückten Jahren.« Der schöne Brenner mochte an sein Alter nicht erinnert werden, er unterließ daher weitere Betätigungen boshaften Mitleids.
    Aus den Präliminarien wurde so viel klar, daß Österreich aus Deutschland austreten und Preußen dort durchaus das Feld räumen wollte, sich dort nach Belieben zu bedienen. »Auch Bayerns Schicksal kümmert uns nicht, das militärisch seiner Bündnispflicht höchst mangelhaft genügte. Er versprach in besonderer Abmachung, uns nach Böhmen zu unterstützen, beschränkte sich aber egoistisch auf Schutz seiner eigenen Erblande.« Österreich forderte immer naiv den größtmöglichen Mangel an Selbstsucht von – anderen. »Dagegen ist mein allergnädigster Herr unerbittlich auf einem Punkt: Sachsen, das so ritterlich sein Schicksal mit dem unsern verknüpfte und auf dem Unheilsfeld von Königgrätz –«
    »Sein Rautenbanner neben dem schwarzgelben wehen ließ«, ergänzte Otto rasch, da er schwungvolle Weihe fürchtete. Er wußte, was hinter dem Pathos steckte: Sachsen als vorgeschobenen Keil österreichischen Einflusses zu behalten. »Ich zweifle sehr, daß der König solchen gemütvollen Erwägungen zugänglich sein wird. Doch wir müssen uns erst über andere Punkte verständigen.« –
    Am 19. Juli kam Benedetti atemlos aus Wien, strahlend von edler Zufriedenheit: »Mit unsäglicher Mühe habe ich Kaiser Franz Josef bewogen, unsere Anregung als Friedensbasis anzunehmen. Dieser erste Erfolg unserer uneigennützigen Vermittelung darf uns wohl mit Genugtuung erfüllen.« Er stand triumphierend und doch so harmlos und unschuldig da. Allons, mon cher confrere , strömen Sie über von Dankbarkeit und vernünftiger Mäßigung!
    Doch Otto war nun mal ein undankbarer Mensch. Je länger er zuhörte, desto mehr verfinsterte sich sein Gesicht. »Wo bleiben dabei die territorialen Annexionen? Darüber gehen Sie leicht hinweg. Ich finde die Rechte des Siegers nicht gebührend gewahrt.« Benedetti war moralisch empört, daß man dem bekanntlich so generösen Frankreich Knauserei vorwarf.
    »Aber was sind denn Ihre Bedingungen?«
    »Fünftägiger Waffenstillstand wird von uns nur auf der Basis zugestanden, daß außer Hannover und Hessen auch Sachsen an uns fällt. Wir haben

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