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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Freunde und Kollegen uns stets ärgere Schwierigkeiten machen als er. Was steht mir noch bevor, wenn der König und die Militärs inne werden, daß mein diplomatischer Feldzug mit dem ihren nicht parallel läuft!
    Bald dröhnte der Marschschritt preußischer Heerscharen auf dem Pflaster von Brünn. Otto fuhr mit Roon nach einsamer Naturschönheit spazieren, wo Vögel den Sonnenuntergang besangen und tiefer Frieden die Sinne einlullte.
    »Sie hielten Ihren Schwur und rächten Olmütz«, frohlockte Roon. »Diese Demütigung Österreichs wiegt unsere einstige Schmach auf. Na, der Alte Fritz hatte es schwerer als wir, doch unsere jungen Fritze machten ihre Sache auch ganz gut. Benedetti, der faule Kopf, meinte neulich bei Tafel, er habe an unserer Überlegenheit gezweifelt, doch er nehme alles feierlich zurück. Der König ist ruhig und heiter, warum machen Sie ein so dösiges Gesicht? Ach, Ihre Nerven? Wieder nervöses Rheuma im Bein? Den halben Tag verschlafen und die ganze Nacht arbeiten! Unverbesserlich!«
    »Es ist nicht das«, versetzte Otto düster. »Doch dies endlose Morden! Der Krieg ist eine Dornenkrone der Menschheit. Die Töne des großen Schlachtfeldes werden mir ewig im Ohre gellen.« Es war in der Tat gräßlich gewesen. Georg Bleibtreu, der so viele Schlachten erlebte, erklärte nachher die Nervenprüfung von Königgrätz für die schlimmste. Wo die deutschen Schwerverwundeten lagen, hörte man nur dumpfes Stöhnen, doch ein grauenhaftes Geheul der Slawen, ein wahnsinniges Beten und Fluchen machte den Hörer schaudern. Ein Offizier, Graf Wartensleben, mit Aufräumung des Schlachtfeldes betraut, verfiel in Wahnsinn. Ein tapferer Major, v. Salpius, erschoß sich später, weil er die Töne nicht loswerden konnte. »Ich melde Nervenbankerott an. Und doch muß ich auf dem Posten bleiben. Ich schrieb an Eulenburg, er soll um Gotteswillen die Kammern berufen. Das Parlamentskorps muß als Reserve in den Krieg.« »Was wollen Sie nur von den Schwätzern?« Roon machte eine unmutige Bewegung. »Ich dachte, die Schwätzer wären für immer beseitigt.«
    Otto seufzte tief auf. Grauenvoll, immer allein zu sein! Brave tüchtige Menschen, Spezialisten auf ihrem Gebiete, doch im Grunde einseitige Toren mit Scheuklappen. »Es ist nicht immer Krieg«, lenkte er kühl ab. –
    Eben wollte er einschlafen, als »Monsieur Lefebvre«, der Franzose, ihn weckte. Nächtliche Verhandlung bis 3 Uhr morgens. »Der Kaiser hat Ihre Aufklärung erwogen, findet aber die Forderungen exorbitant. Seine großherzige Vermittlung muß beiden Teilen gerecht werden.« Für ein solides Honorar, der Großmütige hatte eine so eigentümliche Auffassung. Von Österreich Venetien, wofür er sich verpflichtete, zu dessen Gunsten zu intervenieren, doch für das linke Rheinufer wollte er auch gern ein von Preußen bestochener edler Schiedsrichter sein. »Sie verlangen Ausschluß Österreichs aus dem Deutschen Bund, Errichtung eines neuen Bundes unter Preußen und außerdem noch Erwerb gewisser Länder, die bisher Ihre freie und natürliche Entwicklung hemmten?« forschte Benedetti.
    »Sehr wahr. Und wir sind gesonnen, diese drei Punkte bis aufs äußerste durchzusetzen.«
    »Gegen Ihre Annexionen wird Frankreich nichts einwenden, dagegen faßt es einen besonderen unabhängigen süddeutschen Bund ins Auge.« Soll heißen: einen neuen Rheinbund. »Dies würde uns sehr erfreulich scheinen.«
    »Nicht uns. Wir wollen also, wie ich Ihnen schon neulich sagte, das Thema fallen lassen.« Deutschland wieder in Teile zersplittern, divide et impera! »Dazu brauchten Sie mich nicht aus dem Schlafe zu klopfen.«
    »Pardon, ich habe neue Befugnisse. Frankreich würde nichts gegen einen norddeutschen Bund haben. Süddeutschlands sonstige Integrität vorausgesetzt, welches jedoch eine nationale Gemeinschaft mit Norddeutschland unterhalten dürfte.« Welche unermeßliche Gnade und Güte! Die Deutschen dürfen wirklich unter sich Gemeinschaft unterhalten. Und von der preußischen Tyrannei müssen diese edeln verschiedenen Völkerschaften behütet werden. Die lächerliche Unwissenheit des Auslands hält heute noch Holstein für ein von Dänen, Elsaß von Franzosen, Posen ausschließlich von Polen besiedeltes Gebiet. Doch freilich, wenn die posenschen und schlesischen Wasserpolacken begeistert für ihren »König« kämpfen, so hörten ja französische Emissäre in Darmstadt oder Oberbayern von den »verfluchten Preißen« in einem Tone reden, als seien sie gar keine

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