Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
zu Boden. Nachdem man die Landwehr einberief, muß man ihr doch etwas zu tun geben, es würde böses Blut machen, wenn man sie unnütz bemühte und wieder heimschickte. An solchen psychologischen Imponderabilien hängen oft die Geschicke. Wir werden aber dann nicht mehr Österreichs Reserve sein, wie wir es auffassen, sondern der deutsche Krieg wird dann die Hauptsache. Napoleon muß zur Deckung von Paris seine Truppen größtenteils zurückführen, Österreich wird aufatmen und ein bißchen Radetzki gegen Italien spielen. Den Mann hat es dafür, Benedek. Uns wird diese Befreiung Österreichs nicht zugute kommen, es wird unsern etwaigen Erfolg so beschneiden, wie es seinen Interessen konveniert. Unterliegen wir aber, so wird der Deutsche Bund vom Baume fallen wie angefaulte Pflaumen beim ersten Windstoß. Jeder edle deutsche Fürst, in dessen Residenz die französische Invasion ihr Quartier aufschlägt, wird sich als echter Vater des Vaterlandes auf die Planke eines Rheinbunds retten, um von unserem Wrack fortzuschwimmen.«
    »Bauen Sie fest auf unsern Einspruch!« versprach Gortschakow pomphaft. »Das wird und kann Rußland nicht dulden.«
    »Darauf können wir nicht warten. Rußland und England können sich geduldig Zeit lassen, den Verlauf der Ereignisse zu beobachten, wir aber rüsteten zu kostspielig, um nicht bald losschlagen zu müssen. Unsere Vermittlung kann so wenig den Frieden finden wie die Quadratur des Zirkels.«
    »Aber die öffentliche Kriegsstimmung ist schon abgeflaut. Unsere Agenten berichten, daß man in Wien die Nationalhymne auspfeift, Solferino hat jedem Schreier das Maul verbunden. In Berlin ist die Kriegsbegeisterung auch nur mäßig.«
    »Jawohl, man wird dem Landwehrmann kaum begreiflich machen, daß dieser Krieg unvermeidlich ist. Die subtile Notwendigkeit, uns für Österreich zu opfern, wird man dem Bauernschädel nicht einbläuen. Ich sähe mit Grauen in die Zukunft, wenn es nicht noch einen Lichtpunkt gäbe.«
    »Und der wäre?«
    »Zu meiner größten Freude hat der Regent, daran erkenne ich ihn, jede Verbindlichkeit abgelehnt, die Armee nach Österreichs besonderem Bedürfnis marschieren zu lassen, im Gegenteil den Oberbefehl über das ganze deutsche Bundesheer verlangt. Und ehe Österreich dies zuläßt, unterwirft es sich am Ende den Forderungen Napoleons.«
    Gortschakow lachte. »Ich bin ein Pessimist und liebenswürdiger Misanthrop, aber vor Ihnen streich' ich die Flagge. Sie trauen den Wienern doch etwas Unmögliches zu, die Verleugnung jeden Ehrgefühls.«
    »Ich gebe zu, die Hoffnung ist schwach. Doch wenn Sie diese Leute kennten wie ich, so schiene Ihnen nichts unmöglich. Ich bin resigniert. Wie Gott will, ich halte still.«

Das mußte er nun allerdings im wörtlichen Sinne. Da er in der Kniekehle immer noch leichte Schmerzen fühlte, hatte er sich einen Doktor Walz aufnötigen lassen, Dirigent aller Kinderhospitäler. Dieser Medikus erschien mit Empfehlung der verwitweten Großherzogin Sophie von Baden als deutscher Landsmann. »Ich bin aus Heidelberg, was gewiß Euer Exzellenz freundliche Erinnerungen erweckt. Das Übel an dero Bein ist leicht zu heben, sobald ich eine Salbe dagegen verschreibe.«
    »Aber es plagt mich wenig, und da ich demnächst nach Berlin reise, um meine Frau abzuholen –«
    »Gerade deshalb, dadurch kann sich die Sache verschlimmern. Das Mittel ist so leicht, daß es Exzellenz gar nicht belästigen wird. Es fällt in ein paar Tagen ab, das Pflaster, höchstens eine Röte bleibt davon zurück.«
    »Nun, wenn Sie meinen!« Die Salbe wurde angeschmiert. Einige Stunden später erwachte Otto mit wahnsinnigen Schmerzen. Sie steigerten sich so unerträglich, daß er das Pflaster abriß. Ein Stück Fleisch mit, eine handgroße Wunde entstand, in der wundgefressenen Kniekehle blieben immer noch schwarze Massen stecken. Der sofort herzitierte Giftmischer arbeitete nun mit einem metallischen Instrument in der Wunde herum, so daß selbst der Hüne beinahe in Ohnmacht fiel, doch gelang es nicht, das Gift erheblich zu entfernen, obschon der biedere deutsche Landsmann versicherte: »Die Sache werden wir gleich kriegen, Exzellenz hätten das Pflaster nicht abreißen sollen.«
    »So? Dann wäre ich draufgegangen.« Otto heftete auf ihn einen kurzen starren Blick.
    »Ja, ich fürchte, die Salbe war zu stark gepfeffert. Ein Versehen des Apothekers«, entschuldigte sich der Verbrecher mit freundlichem Lächeln. Nachdem er gegangen, ließ Otto seinen Kammerdiener Engel

Weitere Kostenlose Bücher