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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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erst am 6. abrollenden Elsäßer schon nach acht Tagen in Mitte der noch unverlängerten deutschen Hauptfront zur Geltung kamen, nach dreimal so langer Wegstrecke. Das erst am 12. ganz abgerückte 21. K. focht schon am 21. im fernen Westen, eine erstaunliche Leistung.
    Dagegen leistete sich die O. H. L. etwas sehr Unerfreuliches, als sie sofort Rückzug über Mortagne, Meurthe, ursprünglich sogar Saille anordnete. Nicht die geringste Nötigung lag vor, denn selbst wenn Luftaufklärer versagten, muß sich die parallele Schwächung der Feindesfront drüben sehr bald bemerkbar gemacht haben. Es heißt auch, daß Pr. Rupprecht sich dagegen sträubte und nur murrend nachgab. Ist dem so, dann hatte er eben besseren Überblick. Jeder Rückzug ohne dringende Nötigung ist fehlerhaft, weil er den Truppengeist entnervt. Jede Truppe, die man nach stetem Siegen plötzlich zum Kehrtmachen zwingt, wird mißgestimmt und widerwillig. Jeder Musketier sagt sich: Die Stellung, die wir mit unserem Blut erkauften, behalten wir, erst soll uns der Feind daraus vertreiben, sonst war unsere Mühe vergeudet. Zu vermuten, der schwer erschütterte Dubail werde aus eigener Kraft St. Dié und Raon zurückerobert haben, ist lächerlich. Er geriet über den deutschen Abzug ins größte Staunen. Die eroberten Stellungen waren so gut, daß man sie deutschen Verteidigern nur mit schweren Opfern wieder entreißen konnte. Erst spät erhoben die Franzosen ein Siegesgeschrei und schrieben lärmend diesen unbegreiflichen Rückzug ihrer eigenen Waffenwirkung zu, folgten dann aber im Zentrum anfangs nur zögernd über Luneville, dann dreister. Auch hier entwickelten sich Nachhutgefechte, hitzig bei Harimenil, wo die G. Ers. Brig. mutig standhielt, und füllten den Monat, keineswegs taktisch zugunsten der Verfolger. Das 2. Pfälzer Korps folgte unmittelbar dem 1. Münchner nach Westen, nur Ersatz- und einige bayrische R. Brigaden besetzten die verdünnte Strecke, infolgedessen sich jetzt das badenser Korps ganz nach Norden verschob, um diesen Ausfall zu ersetzen. Es blieb größtenteils noch bis Monatsende bei Fricourt–Limay–Mamey; auch die 28. R. D. beließ dort vorerst eine Brigade. Im Norden bestand erst recht kein Grund, die erkämpfte Linie Dombasle–Maixe–Champenoux zu verlassen. Das nach Abzug des franz. 15. und bald auch 8. K. ganz isolierte 16. K. war nicht in der Lage, die Lücke der deutschen Schlachtordnung zwischen Dombasle und Garbeviller zu benutzen. Die 74. D. brannte schon ganz zur Schlacke aus, ihre erneuten heroischen Angriffe wurden blutig abgewiesen, wobei auch eine Pfälzer Nachhut mitwirkte. Daß man die weit vorgesprungene Spitzstellung westlich Luneville räumte, brauchte wahrlich nicht Aufgeben der Mortagne nach sich zu ziehen. Den bedauerlich verfrühten Rückzug wog es gleichwohl auf, daß das 3. bayr. Korps sich immer weiter nordöstlich Nancy ausdehnte und sich näher an Toul heranschob. Den Feind schüchterte vorhergehende Beschießung und Berennung von Nancy viel zu sehr ein, als daß er sich aus eigener Kraft zur Erzwingung des deutschen Rückzuges aufgerafft hätte. –
    Der Kampf im Norden, diesmal bedeutender als im Süden, zerfiel in zwei Teile. Schon vor längerer Weile entschloß sich Pr. Rupprecht, noch einen großen Schlager zu tun, und verharrte dabei, als er schon Befehl zum Abmarsch nach Westen in Händen hatte. Seit 1. wurde der Feind bei Nancy ruhiger, seit 4. war aber ernster Kampf zwischen Friscati und Champenoux im Gange, die Front erzitterte unter schwerer und vermehrter deutscher Kanonade. 136. Brig. der 68. Div. verteidigte den Wald vor Nancy, R. K. Durand schützte die Nordflanke, wo 14. und 21. bayr. Inf. bei Richecourt angriffen nebst einigen Ers. Batl. Von Serres und Einville her erfolgte ein Stoß auf die 39. D. Das Klatschbuch eines Metzer Franzosen quatscht von Attake weißer Lohengrinkürassiere, deren Uniform der Kaiser trage. Weder gibt es Lohengrinkürassiere noch konnten in solcher Gegend Reiterattaken stattfinden. Sind Gardedukorps gemeint oder die Halberstädter Seydlitzkürassiere, in französischer Lesart Bismarckkürassiere? Beide standen fern im Westen. Solcher Tiefstand historischer Wissenschaft – Hanotaux zitiert dies ernsthaft – kennzeichnet die Art, immer romantische Farbenklexe wie »Todesritte« auf die Palette zu setzen, um irgendeinen deutschen Mißerfolg glatt zu erfinden. Es ist auch falsch, daß 1. Garde Ers. Brig. (fünf Bataillone) von Pont à Mousson vorrückte,

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