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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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zugleich, daß weder French noch Esperet damals schon die Marne überschritten, sonst wäre so geringe Loslösung unmöglich gewesen. Selbst wenn er nur stehenblieb und demonstrierte, konnte noch alles gutgehen. Maunoury war abgetan, French stockte wieder und Esperet hätte sich besonnen, nur einen Fuß über Château Thierry nachzusetzen. Die anderen Heere konnten ruhig ihr Heldenwerk vollenden, dem Joffre sicher erlegen wäre. Dieser adoptierte oder erfand die herumspukende Klucklegende aus Frenchs naiven Spiegelfechtereien, weil es Blendwerk der eigenen offiziellen Legende von Joffres »meisterhaftem« Flankenangriff so paßte. Lieber ein »brillantes Manöver« Klucks, dessen wunderbare Ausführung dann übrigens nur Linsingen und Armin gutzuschreiben wäre, – hinten in F. Milon konnte doch Kluck nichts davon überwachen – bombastisch anerkennen, als eingestehen, daß Maunourys »Flankenstoß« nie wirklich auf eine Flanke, sondern eine zwar schüttern, spärliche, aber zusammenhängende Front stieß, also von vornherein zur Unfruchtbarkeit verurteilt war.
    Da so geringe Kräfte der 4. A., was immer vertuscht wird, zur Einkneifung von Langles Kanalstellung genügten, wäre vorteilhaft gewesen, auch 8. R. K. gegen Vitry einzudrehen, dagegen 3. A. nur zwischen Mailly und Ecurie. Die Innenflanken von Foch und Langle zu sprengen, wo die Einfüllung der 9. Kav. Division dem ersten Stoß nachgegeben hätte, war die wichtigste Aufgabe und Hausen hätte Abgabe von drei Divisionen zu Bülows linker Flanke von der Hand weisen sollen. Eine 2. G. D. war Manns genug, sich allein zu behaupten, und wer hieß Bülow den Angriff so weit östlich verlegen, da er doch durchaus nach Westen zum 9. K. aufschließen wollte. Statt dessen dehnte er sich auf 46 km aus, östlich bis zur Chalonchaussee, der passenden Anmarschrichtung der Sachsen, denen er so teilweise den Weg ersparte. Der Frontalangriff auf St. Gond war auch taktisch verfehlt, viel richtiger hätte die Garde unter Umgehung der Sümpfe südwestlich auf Vauchamps weitermarschieren sollen, wodurch Emmich westlicher geschoben wurde und so die Stellung Gault–Montmirail verstärkt hätte. Nicht dem ehrgeizigen und doch so unfesten Bülow stand der Angriff zu, sondern Hausen, der sich bei richtiger Verwendung seiner Sachsen für immer mit Ruhm bedeckt haben würde. Die ungaren Verhältnisse des Anmarsches ließen aber keinerlei planmäßigen Einsatz der nacheinander auf den Feind prallenden Teile zu. Daß die unvergleichlichen Truppen, die sich alle, Sachsen, Garde, Hannoveraner, über alles Lob erhaben schlugen, den Zentrumsdruchbruch erzwangen, war reine Zufallskausalität, wenn man es nicht kausal bedingt nennen will, daß solche Truppen alles über den Haufen warfen, wohin man sie auch stelle. Für Bülow schien dieser Sieg ganz wider die Abrede, so daß er sich bemüht, ihn zur bloßen Verschleierung eines Rückzugs zu degradieren. Er wird uns aber nicht vormachen, er habe schon früh solchen Pessimismus aufsteigen lassen, dann wäre doppelt strafbar, daß er sozusagen den schlummernden Löwen weckte, und schon am 5. vom Fleck aus, wo gerade die Garde den Feind vor sich fühlte, eine Schlacht anbandelte. In rasenden Gewaltmärschen dem Feind wie toll nachrennen, in der Einbildung, man brauche nur noch den Genickfang zu gehen, unbekümmert, ob man nur mit der Hälfte des Verfügbaren ins Feuer komme, und nach erfochtenem Siege wieder wie toll auf und davon rennen, das ist denn doch eine Führung, die sich nicht gewaschen hat! Man lasse nicht aus den Augen, daß Bülow durchaus selbständig handelte, nicht etwa gehorsam einem Gebot Moltkes folgte, der ahnungslos erst an der Seine Schlacht erwartete. Wer trägt dafür die Verantwortung? Einzig die 1., 2. A., deren unvollkommene Meldungen ihm die Ungleichmäßigkeit der Anmärsche verheimlichten, an denen das Schicksal des Ausgangs hing. Nicht Kluck war am 5. kompromittiert, wie Joffre sich einbildete, wohl aber Bülow mit weitem Zurückhängen von Einem und Hülsen. Die Krise seiner Rechten wäre viel früher eingetreten, wenn nicht vor Marrwitz ein French stand, den schon kecke Schwadronen in Schrecken setzten.
    Den Rückmarsch des ganzen 9. K. von 80 km , welche neue Todsünde die Kluckverherrlicher ihm schnöde andichten, führte er zwar nie aus, doch haben Failly bei Wörth (den übrigens Duquet heraushaut) und Bazaine bei Spichern sich nicht unkollegialer benommen, als Kluck überhaupt gegen Bülow. Man werfe uns

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