Bismarck 03
er wirklich am 10. sein Hauptquartier nach Epernay an der Marne, so pflegt ein solches ja weit hinter der Front zu sein, wie zuvor Montmort. Lag aber dort nach seiner Angabe damals »14. D.«, so beweist dies nur, daß sie erst jetzt mit ihrem Gros dort anlangte, denn die Jochesgrnppe, um die es sich nur handeln kann, wird doch wohl Hülsens Nachhut bei Vauchamps am 11. unterstützt haben, nach Bülows Angabe sogar noch westlicher bei Champaubert. So wird lediglich falsch ausgelegt, was nur unsere Divination des Zurückbleibens bestätigt. Gleichzeitig bekräftigt Bülow hier unsere Auffassung, daß keine Vorhut der 14. D. bei Montmirail mitfocht (wie noch Bircher glaubt), denn er sagt ausdrücklich, daß nur 13. D. (immer dieser irreführende Ausdruck für eine Brigade) Montmirail verteidigte.
Was sind das nun für Zustände, daß Einem bei Epernay war, seine 25. Brig. aber isoliert auf Dormans zurückging! Dadurch entstand ja eine richtige Lücke, in die Esperet durchstoßen konnte, wenn die Lage Bülows Bilde entsprochen hätte. Wenn der Feind am 9. früh, »mit zahlreichen Kolonnen« den nördlichen Marnebogen überschritt, dann konnte die Besatzung von Montmirail einem bösen Schicksal nicht mehr entgehen, falls sie auf Dormans abrückte, und hätte nie die Vesle decken können. Militärs in hoher Stellung setzen bei den Lesern völlige Urteilslosigkeit voraus, denen sie jeden Bären aufbinden können. Wie konnte ferner die Gardenachhut am 10. abends bei Avize–Flavigny südlich Chalons stehen, wenn sie erst in der Nacht zum 11. Champenoise räumte, wie wir unwiderlegbar festlegten? Die 4. G. Brig. hatte ihr Nachhutgefecht erst am 12. »bei Chalons« laut V. L.: hier hat man genaue Fixierung eines Zeitbetrugs von zwei vollen Tagen. Bülow, Hausen um alle Siegesfrüchte prellend, beschuldigt sich eines ebenso unentschuldbaren, wie unmöglichen Rückzugs am 9., der tatsächlich erst am 11. wirklich im Gange war. (Räumung des vorgeschobenen Postens Mondemont am 10. vorm., hat dabei nichts zu sagen, den Umständen nach mußte Emmich früher abrücken als die Garde, was er aber auch nur sehr langsam tat, ohne irgendwie von dem zermürbten Feind belästigt zu werden). Und warum belastet er sich so? Um dem schweren Vorwurf zu entgehen, daß er völlig grundlos in einem Zug bis hinter die Vesle zurückrannte und schon am 9. mittags Kluck durch Hentsch bearbeitete, gleichfalls auszureißen. Er muß die Lage verwirren, um seinen Unfug verständlich zu machen. Das aber übersieht er, daß auch seine nordöstliche Rückzugsrichtung ihn in groben Selbstwiderspruch verwickelt. Denn gerade hierdurch erzeugte er gründliche Unterbrechung der Verbindung mit Kluck, was zu verhindern ja gerade sein angeblicher Vorsatz beim schandbaren Rückzug war. Ursprünglich redete er von Unterstützung des angeblich umgangenen Kluck »nördlich der Marne«; kaum verließ sich Moltke darauf, als Bülow schon eine entgegengesetzte Richtung einschlug. Allerdings verlor Moltke jetzt selber den Kopf, denn am 11. in Reims befahl er selber: »2. A. geht hinter die Vesle«; dies geschah aber nach persönlicher Rücksprache mit Bülow, der bereits solche Maßregeln traf und ähnliche Klucks hervorrief, daß die O. H. L. gar nichts mehr daran ändern konnte. Dieser erste und einzige Rückzugsbefehl ist von ihr geradezu erpreßt worden.
Es hat etwas Bemühendes, wie allerhand Autoren sich früher das Unbegreifliche zusammenreimten. Egli vermutet als Rückzugsgrund (wohlbemerkt schon am 7.) mangelnde Betriebsfähigkeit der Feldbahnen zu rechtzeitiger Truppenbeförderung nach dem bedrohten Kluckflügel, weshalb man vorzog, »der Gefahr auszuweichen.« Erstens war der Flügel nicht bedroht, zweitens erfuhr Moltke überhaupt nichts davon, wegen Klucks wunderbarer Schweigsamkeit trotz späterer Redseligkeit dieses großen Schweigers. Drittens waren die Bahnen so leistungsfähig, daß schon am 12. das K. Deimling aus Lothringen bei St. Quentin ausgeladen wurde. Nach eigener Darstellung Klucks traf er ja auch am 9. keinerlei Anstalten zum Rückzug, sondern zum Gegenteil, bis ihn Hentsch heimsuchte. Stegemann verlegt den angeblichen Rückzugsbefehl auf 8. wegen böser Nachrichten aus Osten, sowie des belgischen Ausfalls aus Antwerpen. Letzterer begann erst am 12.; am 8. wußte man schon, daß Hindenburg auch gegen Rennenkampf erfolgreich sein werde, und die große österreichische Niederlage reifte noch lange nicht aus. Übrigens sollte diese erst recht zu
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