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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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losklopfte. Aus solchen ungeheuren Schützengräben von 150 km Länge gibt es keine gelenke Entwicklung, keine Dynamik entfalteter Bewegung. Grade diese bessere taktische Stellung erklärte strategische Trauben für zu sauer, dem Feind allein fiel jetzt die Initiative zu, erst im Westen mußte man sich das Gesetz des Handelns wieder erwerben, wo es aber Joffre gleichzeitig den Deutschen aufzwingen wollte. Beharrliches Schweigen des Heeresberichts über die Marneschlacht und ihre Folgen ermöglichte dem Gegner, unbeanstandet ein Legendengebäude zu errichten, das zu schwindelnder Höhe anwuchs. Erst behandelte man selber unter dem Eindruck der Wirklichkeit das Ganze als gelungene Abwehr deutschen Übermuts, doch immer greller umflammte Reklame diese Walstatt und stachelte durch Glorienplakate den Siegeswillen der Nation, der bisher den französischen Führern unter der eisigen Douche ernüchternder Niederlagen abging. Das hielt auch dann noch vor, als alle Einsichtigen das wahre Wesen des Pyrrhussieges erkannten. Denn dauerndes Totschweigen der Marneschlacht deutscherseits stützte den falschen französischen Amtsbericht. Dieser schrieb Maunoury die bestimmende Rolle zu, die er nur in Bülows Wahngebilden spielte, denn Kluck an Ort und Stelle kann sich unmöglich so getäuscht haben. Ein General Pelissier hielt nach dem Krieg einen Vortrag, der angeblich glänzende Raid der Kavallerie Bridoux am 9. habe Kluck zum Rückzug bewogen. Klucks eigenes Buch leugnet aber jede Einwirkung auf ihn, obwohl er die Episode seines Stabsquartiers zugibt. Jede Entstellung der obwaltenden Verhältnisse, die man auch heute in Paris nicht zu kennen scheint, blieb aber sonst unangefochten.
    Da errät wohl der Dümmste, die O. H. L. habe besondere Gründe zum Schweigen gehabt. Warum nicht offen darlegen, daß nur die Hälfte der Heere doppelter Übermacht ausgesetzt wurde und der Mißerfolg sich durch »Irrtümer« einiger Führer trotz gewonnener Schlacht erkläre? Ja, das hätte eben das blinde Vertrauen in die Leitung erschüttert, und dies zu bewahren war Suprema lex und regis voluntas. So ließ man auch zu, obschon alle Eingeweihten das Gegenteil gewußt haben müssen , daß die Klucklegende sich herausbildete. Es scheint ziemlich sicher, daß ihr Ursprung in ausländischer Phantasie wurzelt, French und Esperet bedurfte dringend zu ihrer Reinwaschung der Täuschung, der fürchterliche Kluck habe sie am Morin scharf angefaßt. Deutsche Bänglichkeit im Westen befremdet aber um so mehr, als Abmarsch der Armee Ruprecht dorthin schon beschlossene Sache war. Was hatte man also dort von Umgehung zu fürchten, deren Parierung von Woche zu Woche näherrückte. So wenig wie bei Montmirail lag je am Ourcq ein triftiger Beweggrund zu Bedenken vor, erst recht nicht wegen Verlusterschütterung. Wir wiesen ja nach, daß dort die 1. unendlich weniger litt, als 2., 3., 5. A. Leider lassen die Einzelschriften des Generalstabs über den Weltkrieg fast durchweg bezüglich Gefechtsstatistik im Stich. Wozu die gut ist, ahnt der Leser wohl jetzt, sie allein führt den wahren Weg unter Fußangeln zerfahrener Berichte.
    Sollte man für möglich halten, daß Kothes lächerliche Schrift zum »Ruhme der 1. A.« das Märchen der 7000 (!) deutschen Leichen bei Montmirail nachbetet. Ein selbst für französische Verhältnisse ungewöhnlicher Luxus im Lügen, da hier nicht einmal das Abstreichen einer Null hilft! Doch vielleicht liegt auch hierin Absicht, um eine grause Niederlage Bülows vorzuspiegeln, die natürlich Kluck zu dessen Leidwesen um gewissen Sieg brachte. Die Kämpfe an dieser Front hörten ganz auf, weil Kluck einen zu großen Vorsprung gewann? Das ist falsch, es gab Nachhutgefechte, »Loslösung vom Feinde glänzend gelungen«, »strategische Tat, wie wenige in der Weltgeschichte verzeichnet«!! »Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber«. So stellt laienhafte Unkunde es noch so dar, daß man Kluck dafür danken solle, weil er den Feind losließ! Wohl aber stellten wir über jeden Zweifel fest, daß er noch am 10., 11. nicht die geringste Gefahr durch French lief, worauf man sich jetzt hinausredet, nachdem das Maunoury-Märchen durch eigenes Zugeständnis dieses Heerführers entlarvt. Dabei spotten die Phantasten ihrer selbst und wissen nicht wie: Wenn Klucks Zurückgehen bloß bis Grepy en Valois, 5 km von Neuilly genügte, um ihn »loszulösen«, und seine Nachhut noch am 10. vorm. bei Nanteuil stand, dann drohte ihm also gar nichts und es beweist

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