Bismarck 03
Kemmelbatterien erzeugte betäubenden ohrzerreißenden Lärm. Erst als die Pommern in Wytschaete reine Arbeit machten, hielt man nordöstlich davon die wiederholten Massenstürme aus, die den Bayern böse Stunden bereiteten. Anfangs hielten Gewinn und Verlust sich hier die Wage. In solch homerischem Häuserkampf lebte sich das historische »Dat flutscht besser« der Pommerschen Kolbenschwinger aus. In die Wette damit stach das bayrische Bajonett die indischen Messerhelden über den Haufen. Wo von Granathagel niedergeschlagene Bäume ins Dickicht sanken, da liegt neben ihnen manch braver Pommer und Pfälzer begraben. Die 6. b. R. D. bei Oosttaverne schlug sich glänzend, doch als Eroberer von Wytschaete kommen nur die Pommern in Betracht, die sich auf ihre Haupttaten in Rußland vorbereiteten. Daß am 10. allgemein deutsche Offensive anhob, trifft für die Südfront nicht zu. Als die Hessen stärker einfüllten, gab es kleine Verschiebungen nordwärts, doch weiteres Vorgehen östlich Kemmel hielt man für unstatthaft. Freilich endete das Ringen sehr ungünstig für die Verbündeten. Daß die Pfälzer, bis zum Kanalknie nördlich Hollebeke vorgedrungen, wiederholt in den ersten Novembertagen vor feindlichen Anlauf zurückgingen, glauben wir der Entente, dach der linke Flügel der Bayern blieb in ruckweisem Vordringen, und daß man im Raufen mit den Indern Sieger blieb, versteht sich von selber. Als man im ständigen Vordringen zuletzt die Höhen von St. Eloi erstieg und Yperns Türme vor sich sah, glaubte selbst der Bedächtigste, bald werde der Jauchzer ertönen »Stadt gewonnen!« Nein, Ypern wurde ein mytisches Troja, das man endlos belagerte. Doch blieb der Deutsche auf der ganzen Südfront Meister, wo immer bei sinkender Sonne oder scheidender Mondnacht beiderseits Stöße her und aufeinander rollten. Man sollte aber nicht zur Erhöhung eigener Leistung die feindliche Truppenzahl erhöhen: »Zwei frische feindliche Divisionen« waren eben 22. fr. K., das die G. St. Schr. schon vorher anrechnete. Feindliche Übermacht lag auf dieser Front nie vor und man kann ehrlicherweise kein besonderes Triumphlied über das Endergebnis anstimmen. Das Südende des 3. englischen K. wurde bei Woulverghem von 106. Sachsen abgedrückt; auch brachte 9. fr. Kav. D. keinen Umschwung in die langsam fortschreitenden Reitergefechte bei Douve und Ploystert. Ebensowenig gelang dem Einsatz frischer Reserven (die erst am 8. vorgehende zweite Staffel des 22. fr. K.) ein Einbruch bei Oosttaverne, wo bayrische 22. Inf. und 22 R. aneinanderstießen. Doch wenn die feindliche Offensive vom 1. bis 10. nur anfangs vorwärts kam, dann ganz zersplitterte, so trugen die Bayern ihren Angriff zwar bis St. Eloi, doch konnten Dickebusch nicht behaupten, sodaß das wahre Endziel Ypern noch in einiger Ferne lag. G. St. Schr. bricht hier mit 17. ab. V. L. beweisen aber Fortdauer der Schlacht auch bei 2. Pomm., 168. Hessen, die also vorerst ihren abgerufenen Divisionen nicht folgten und daher bei Lodz Ende November noch nicht mitfochten. Sie und bayr. 18. Inf., 17. R. litten allein sehr, keines aber so wie vier Freiwilligenregimenter im Zentrum.
Man muß es Deimling hoch anrechnen, daß er, obschon Wälder und Wiesengehöfte ihn selber aufhielten, sein 136. aufs Westufer des Kanals nach Hollebeke übertreten ließ, wodurch er Linksziehen der Bayern ermöglichte. Sein Korps schlug sich sehr rüstig, bekam aber wiederholte Rückschläge. Daß die deutsche Gegenoffensive sich erst am 10. als neuer Akt abzeichnete, darin irrt G. St. Schr.; schon am 8. gab es erneute Vorbewegung. Bis dahin brandete der am 1. 2. einsetzende Feindesangriff mit aller Gewalt gegen die Südost- und Ostgruppen. Daß die verstärkt kehrtmachenden Briten grimmig vorwärtsstrebend Gheluvelt und Veldhoek überfluteten und Div. Hohenborn in schwere Bedrängnis brachten, gibt G. St. Schr. zwischen den Zeilen zu, obschon sie Nichtbesitz von Gheluvelt nicht Wort haben will. Wir aber fügen hinzu den Nachweis, daß man Div. Kathen bis Zandvorde zurückwarf. Die kühne Behauptung, der Feind habe Fabeck gegenüber Systemwechsel vollzogen, weil dessen eigene Angriffe French jede Aussicht auf Gelingen seiner geplanten großen Angriffsbewegung genommen hätten, verhüllt die Wahrheit. Sie wurde nicht blos geplant, sondern auch kräftig ausgeführt. Deimling förmlich überrumpelt. Daß die Unordnung stieg, zeigte das Ineinanderirren der Elsässer und Bayrischen Linien. Ein Bamberger Bataillon taucht
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