Bismarck 03
Gruppierung geschah nun mal und man gewöhnte sich an das Ungemach und bildete sich beiderseits immer wieder ein, die Schlacht werde ein schnelleres Tempo annehmen. Doch ging dies nicht an, obschon englische Militärs die deutsche Tapferkeit »wunderbar« »über alles Lob erhaben« nannten. Als wirke solch Beispiel ansteckend, schlugen sich auch Franzosen und Briten ausgezeichnet, doch Verwendung der Gurka-Bluthunde gegen die Bayern steigerte die Erbitterung, bei denen kamen die braunen Marder gerade an die Rechten.
Den Treffpunkt des gekrümmten Doppelbogens Nieuport-Lys bei Merkem zu durchbrechen, lockte trügerisch, obschon die Wasserschranke beiden Parteien jede richtige Umgehung verschloß, schon von der Karte ließ sich ablesen, daß nur das offene Gelände südlich Ypern ein Einstellen größerer Massen gestattete. Immer wieder klopften die Deutschen bei Steenstrate und Langemark an, wo das Tor zu Ypern nicht zu entriegeln war, und der Gegner ließ nicht ab, dort auf eigenen Durchbruch zu hoffen. Man wollte gegenseitig die eiserne Mauer einrennen, doch die aufprallenden Sturmböcke zersplitterten aneinander. Ehe wir die Schlacht schildern, müssen gewisse Grundlinien gezogen werden, um das Verständnis zu erleichtern. Die immer und auch dann in Rußland so prächtige Darmstädter R. D. hielt sich diesmal zurück, nur 168. Inf. pflückte sich ein besonderes Ehrenreis. Wahrscheinlich glaubt deshalb die G. St. Schr. an erst spätere Mitwirkung, das ist irrig, dagegen natürlich, daß nach den so überaus heißen Lysgefechten die Hessen sich nicht darnach drängten, erneut im Vordertreffen zu stehen. Die Württemberger, nachdem Messines am 1. mittag endgültig fiel, überschritten erst abends den Höhenrücken südöstlich Wytschaete, die Engländer den Hang entlang ins Westtal abtreibend, verfolgt von Artilleriefeuer. Wenn umgekehrt scharfe Kanonade vom Kemmel auf der deutschen Linken lag, so merkte man nichts davon. Ihr Verlust war sehr gering, auch 52. Brig. nahm keineswegs den Kampf gegen den Kemmel auf und folgte am 8. der 51. Brig. zu ihrer neuen Ostbestimmung. Wenn der Herzog Urach zeitweilig die Pommern mit führte, so belächelt man solch unnötiges Zugeständnis an prinzliches Vorrecht und G. St. Scht. zeigte sich dienstbeflissen, die Truppen Sr. Hoheit in den Vordergrund zu rücken. Ironie des Schicksals will, daß die gewaltigen Kämpfe und Verluste der Schwaben sich im August-September für die Fama in Nebel hüllten, aus denen das Messinesgefecht wie ein Sonnenblitz, aufleuchtete. Es gehört dem Verlust nach zu den unbedeutensten im Weltkrieg; gleich darauf bei Lowicz fochten sie mit ungleich opfervollerer Tatkraft. Die Einnahme des festen aber mäßig besetzten Ortes war eine schöne Waffentat, doch alle Ortskämpfe bei Ypern waren großartiger und blutiger. Dafür scheint der Feind sich energisch gegen Schulenburgs L. W. gerührt zu haben, wovon G. St. Schr. nur weiß, daß sie schon am 2. in Ablösung Urachs den Flankenschutz übernahm. Auch dies ist falsch, denn nicht nur 52. sondern auch 51. Brig. hatten in der ersten Novemberwoche Verluste, die L. W. Brig. aber doppelt so blutige, wobei auch II/134. eingriff. Das Ringen der Pommern bei Wytschaete war sehr heftig, doch wenn der feuerspeiende Kemmelberg hier das Plateau mit seinen Garben überstreute, so tat er offenbar wenig Schaden, denn die Artillerie dieses Flügels litt wenig, dagegen die Pioniere ungemein (545, wovon 291 der Pommern), was lediglich auf hartnäckigen Ortskampf schließen läßt. Die deutsche Massenbatterie von 6 F. Art. Regimentern jagte den Beobachtern und Feuerlenkern auf Yperntürmen nach; ob sie aber sonst durchschlagende Wirkung übte? Dickebusch und auch Hooge, wohin man zugleich von Höhe 60 bei Zwartelen hinüberschoß, müßten von solchem Geschoßorkan weggeblasen sein, doch nichts dergleichen geschah. Kanonade hat eben mehr einen moralischen als materiellen Wert. Dagegen wird stimmen, daß im Sperrfeuer deutscher Haubitzen alte Sturmscharen der Verbündeten niederbrachen, nachdem Wytschaete gefallen. Das Handgemenge dort und im Park war grausig, verzweifelte Verteidiger verschmähten jeden Pardon.
Man erschlug viele, andere nahm man gefangen, doch gewaltige Gegenstöße trieben wiederholt die bayrischen Kriegsfreiwilligen rückwärts; sie gerieten zweimal in Unordnung, als der Stoß im freien Felde auf sie fiel, beleuchtet von brennender Kirche und Windmühle. Die riesige Geschoßverschwendung der
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