Bismarck 03
Sinne der wahre Schlachtbeginn fixiert wird. Der englische Verlust wird dabei wohl etwas zu hoch taxiert, jedenfalls durfte man mit Umwandlung eines Friderizionischen Wortes sagen: »Bei Ypern fielen die Säulen der Englischen Infantrie«. Mehr als das, French gestand später, daß im ersten Halbjahr die ganze alte Home-Army mit Mann und Maus unterging, wobei natürlich auch alle übrigen Kämpfe inbegriffen.
II.
Statt die deutsche Schlachtreihe gerade im Süden zu vervollständigen, verringerte man sie um die Hälfte. Das hieß auf wirklichen Erfolg verzichten. Eigentlich waren alle folgenden Monate ruhmvoller für die deutschen Waffen als der November, denn später stand man wirklich großer Übermacht gegenüber, die man bändigte und im Zaum hielt. An der Yser gedachte der Feind seiner früheren Abfertigung und blieb lahmgelegt mitten im Wassermatsch liegen, bei St. Georges steckten die Belgier unter dem schmalen Dammweg in Laufgräben, wo man sozusagen schwimmen mußte. Diesen einsamen Posten nahmen die Franzosen sehr spät als leeren Scherbenberg mit verbogenem Drahtverhau. »Vier Kolonnen«, d. h. 4 Batl. Seesoldaten, durch Schlammbänke herwatend, weil sie den wertlosen Punkt für einen Ehrenpunkt hielten, wurden dabei aufgehalten? Unnötig, weder Freund noch Feind brauchten sich zu rühren in dieser unfreiwilligen Neutralzone von 50 Quadratkilometer. Diese breite Flut beeinflußte auch die Anfeuchtung des Ypernschlachtfeldes, wo es naß aus den Wolken rieselte und naß aus der Tiefe sickerte. Die Erde wurde Sumpf, der Sumpf wurde Wasser, dennoch zitterten die jungen Freiwilligen nicht in ihren Granattrichtern oder, sie konnten mit jenem historischen Bonmot aufwarten: »Ich zittere? dann ist's vor Kälte.« Die abgehärteten Kriegsknechte drüben wehklagten noch lauter über Liegen im Wasser und Feuer. Dies behalte man im Auge zur Huldigung der braven Milizkorps, an denen nachher Militaristen herummäkelten, sie hätten Strapazen nicht ertragen können und sich ungeschickt geschlagen, mit Bravour allein sei's nicht getan, die armen Jungen hätten nach »Mama« geheult. Das ist gemeine Verleumdung. Alle alte Truppen, die ja die Ypernhölle betraten, murrten und fluchten erst recht verzweifelt, schrumpften unter solchem Elend zusammen. Gewiß muß man bisherige Kriegserfahrung der Reste von 1. englischen 9., 16., 32. fr. K. und 42. D. in Anschlag bringen, die Masse dieser Korps bestand aber sicher aus Ersatzmannschaften. Den bloßen Drillmangel der Kriegsfreiwilligen erachten wir für nichts, aufgewogen durch ihre edle Hingebung. Gerade ihnen gegenüber gingen die Feindesverluste ins Große, 1., 7. engl., 17., 18. fr. D. konnten Mitte November als erledigt gelten, vom K. Bridon ganz zu schweigen.
Kraftvergeuden erschien auf beiden Seiten das einzige Bestreben bei ewigen Vor- und Gegenstößen. Allerdings gestaltete sich der deutsche Angriff einheitlicher und wuchtiger, das Näherrücken konzentrischer Beschießung nahm erschreckend zu. Man will aber nicht Wort haben, daß die im November erkämpfte Linie doch nie in sicher unangefochtenen Besitz blieb. Eigentlich war die Schlacht für French-Foch schon verloren, ehe sie begann, sobald erst die 6. A. freien Zutritt südlich Ypern gewann, die viel zu weit ostwärts vorgeschobenen Linien der Verbündeten wurden sofort unhaltbar, sobald deutsche Waffen sich in Ypern festsetzten und von dort sowohl Hooge als Boesinghe im Rücken beschossen. Ein etwa deutscherseits befürchteter Durchbruch zwischen Dixmuiden und Kortemark schwebte vielleicht dem Feinde vor, als er nur Beseler vor sich zu haben glaubte, später war dies aussichtslos und alles hätte sich schon Ende Oktober spielend abgewickelt, wenn – ja wenn damals schon deutsche Waffen vor Ypern gelegen hätten. Die G. St. Schr. treibt nur Wasser auf Ententemühlen, derlei nimmt der Gegner dankbar entgegen wie die Kluckfabeln. Aha, die Deutschen planten schön und weise, doch blieben sieglos gegen die Ententehelden. Wir sind aber so frei zu behaupten, daß 12 deutsche Divisionen, die man zur Not wirklich Ende Oktober ansammeln konnte, 7 bis 9 verbündete einfach vernichtet hätten, sintemal man schon bei Gleichzahl allemal auf deutschen Erfolg wetten durfte. Doch im November genügten schon 20 Divisionen nicht mehr, um 20 feindliche aus so furchtbarer Stellung früh genug zu werfen, ehe man notgedrungen soviel Kräfte nach Rußland abschob. Beiderseits wollte man nachher die Schlacht abbrechen, doch die
Weitere Kostenlose Bücher