Bismarck 03
lange auf ihren gelben Litzen ein Stück Trauerflor trugen zum Andenken ihres einstigen Chefs, des bei Waterloo gefallenen Picton. Doch die Holsten vom Nord- und Ostseestrand wurden auch mit ihnen fertig: Ihr Oberst, Major Seaford und fast alle Offiziere fielen. Die 9. Altonaer Artillerie wirkte hier mörderisch. 84 er erstiegen die alten Stadtwälle von Mons; zwei kühn voraustrabende Geschütze beseitigten die Sperre am Südausgang, um 8 Uhr verließ Jan Hamilton die Vorstadt, wo er Gefahr lief, abgeklemmt zu werden. Nur ein Vorstoß des berühmten 92. Regts. befreite die R. Welsh Füsiliere; nur mit knapper Not retteten diese Garde-Hochschotten ihre Walliser und Irländer Kameraden. Die Heldentat der Holsteiner ist ebenso außerordentlich, wie angesichts ihres mehr als mäßigen Verlustes unbegreiflich; das Massenfeuer aus großen und kleinen Gewehren tat ihren Schützenschwärmen gar wenig zuleid.
Inzwischen wurde Hamiltons 9. Brigade aufs ungestümste von der 6. Brandenburger Division angerannt. Ihr fehlten die 35 er, von denen ein Bataillon bei Cartaux am Tiolemonttreffen teilnahm. Der Verteidiger sparte auf dieser Front nicht mit Barikaden und Sandsäcken, seine 8,4 und 12,8 cm Geschütze spielten gehörig. Doch der Brandenburger denkt: »Bangemachen gilt nich«. Der Engländer wurde alsbald übers Wasser geworfen. Das Ringen hob hier erst vor 5 Uhr an und wurde beim Dorf Jemappes blutig; doch schlugen 24 er den Gegner hinaus, dessen 57. Pionierkompagnie Mann für Mann sich opferte. Dagegen gelang nicht der noch später ankommenden 5. Division, die vorerst nur aus 12. Grenadieren bestand, weiter westlich bei Tertre und Gislain entscheidend einzudringen, wo sie auf die Rechte der engl. 5. D. stieß. Erst abends betrat I/52. die Feuerzone, I/8. den Kanalrand; das war alles, was General Wuchera hier heranbrachte. Der kommandierende General Lochow zog aber seine Artillerie vor, die mit gewohnter Unerschrockenheit sehr nahe ihr Fußvolk unterstützte und dem Feind schwere Verluste zufügte. Dieser Kampf zog sich bis 7 Uhr unentschieden hin, als sich plötzlich die Vorhut des 4. K. im äußersten Westen näherte, doch erst um 9 Uhr gruben sich zwei Vorhutbataillone südlich des Wassers ein, während man vor II/93. noch nicht die Hauptbrücke bei Hamsies räumte.
Man kann nicht sagen, daß die Brandenburger 20., 24. und 64. an dem Schlachthaufen Cornwall, Manchester, Borderer (Grenzerschützen) entschlossene Gegner fanden. Als empfindliches Feuer aus Gehöften und Schlackenfeldern den Angriff nicht aufhielt und die weiter Stürmenden hinüber waren, entwichen die Geschlagenen zum Erebusberg. Gegen die 12 er entlud sich Massenfeuer von Maxim-Wickers-Mitrailleusen, doch sie blieben im Vorgehen; Rgt. Surrey East entzog sich kaum der Umschließung. Da stockte der Angriff zwischen wasserdurchfüllten Gräben und Hecken vor der Gislainhöhe; Fergusson's 13. Brigade hielt sich brav, besonders Leichte Yorkshire. Unsere Infanterie II/12. litt hier viel mehr als III/12. bei Tertre, bei dem die deutsche amtliche Schrift verweilt, weil dessen Major bei Einnahme des Dorfes fiel, über das man aber nicht vorwärts kam. Auch die Art. litt beträchtlich, da sie sich rücksichtslos bis in die Kampflinie einsetzte, um den bedrängten Bataillonen auszuhelfen. Es scheint, daß Dorian auch seine ganze 5. D. verbrauchte, denn er rief: »hätte ich nur noch ein einziges Bataillon, so wäre ich Sieger«, eine seltsame Auffassung, da doch seine stärkere Hilfe Hamilton unwiderruflich geschlagen war. In der Nacht währte das Schießen fort, doch French sah seine Linke durch 4. K. Armin umwickelt und ordnete am 24. früh allmählichen Rückzug an, zu dessen Deckung er vormittags den Kampf fortsetzte. Eine frische Brigade seiner bei Valenciennes ausgeladenen 4. D. mußte sich der linken Flanke angliedern, doch half es nichts; denn der sehr tüchtige General Sixt v. Armin entfaltete jetzt ruckweise sein Magdeburger Korps, dessen Regimenter vom Elb- und Saalestrand schon unter Friedrich d. Großen mit den besten Märkern wetteiferten. So groß die Marschermüdung, noch größer war der Eifer. Voraus die 26 er, schon bei Auerstädt und Ligny bewährt, und die ausgezeichneten 93 er der drei Anhaltiner Herzogtümer, einst Leibregiment des alten Dessauer. Hamilton hielt das Feld noch in rückwärtiger Stellung bei Frameries; die 12 er waren aber jetzt entlastet und die einst neben ihnen bei Ligny-Waterloo fechtenden 24 er nahmen den
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