Bismarck 03
Schlachtfeldern«: Am guten Willen fehlte es den Verbündeten nicht, Belgien mit ihrem Besuch zu beglücken. Ihre Führer riefen sich zu: Geh du zur Rechten, so geh ich zur Linken. Bei geteilter Arbeit ist auch geteiltes Leid nur halbes Leid. Nicht ohne geheime Schadenfreude erfuhren viele Franzosen, daß der englische Hochmut nun auch gedämpft sei, was den Schmerz über »Charleroi« etwas verminderte. Auch die Verbündeten hatten sich seit 20. nicht gesputet (Michel, Gouverneur von Paris, fiel als Sündenbock, weil er die Organisation der Armee Laurezac vertrödelt habe), doch trug dazu bei, daß die Belgier den Wahn verbreiteten, sie könnten allein den Feind aufhalten. Schwadronieren schadet stets im Kriege. Umgekehrt ließ man sich nicht angelegen sein, König Albert rechtzeitig über den Umfang des eigenen Mißerfolges aufzuklären, so daß seine aufgestachelte Energie den an sich zweckmäßigen Angriff auf General Beseler zu lange fortsetzte. Dieser Kommandierende des 3. R. K. und der vorläufigen Okkupationsarmee hatte erst jetzt sein Korps beisammen, auch das ihm anvertraute 9. R. K. kam erst nach und nach in die Schlachtlinie, gefolgt von einer Brigade der 4. Ersatzdivision Werder. Außerdem waren Teile der fünf Landwehrbrigaden Klucks und Bülows eingetroffen. Da jedoch Albert die Antwerpengarnison und zahlreiche Ersatzreserven an sich zog, befand er sich besonders anfangs in der Überzahl. Obschon später die schlechte Verteidigung Antwerpens unter die Märchen der Entente-Scheherezade von besonderem Heroismus der Belgier den Schlußpunkt setzte, muß man ihre jetzige Anstrengung anerkennen. »Ist Volkstrost in Leid, wenn die Herren fechten voran im Streit«, singt das Nibelungenlied, und die Haltung des Königs (deutschen Geblüts mit deutscher Gemahlin) verdient Bewunderung. Überall flog er mit seinem Auto in der Schlachtreihe herum und soll leicht an der Hand verwundet worden sein. Die dritte Kriegshandlung des 23. und 24. hob sogar vielversprechend für ihn an. Zwar ist falsch, daß 5. belg. D. der deutschen 5. R. D. zu schaffen machte, siehe den geringen Verlust; bei 6. R. D. verlor III/20. nur 30 Mann, und der durch Aufstand in Löwen unterstützte Angriff gegen die deutsche Rechte hatte nur vorübergehenden Erfolg. Dagegen leistete sich die nach rechts gestaffelte 6. belg. D. ein kühnes Vordringen; die dem R. K. Boehn beigefügte Aktivbrigade 162. Lübeck 163. Neumünster machte am linken Flügel bei Velworde eine rückgängige Bewegung. Man wollte sich dort nähere Verbindung mit French eröffnen, und es kam hier und weiter nördlich bei Campelaer-Overbevaert bis 26. zu vieltägigen langwierigen Gefechten, in denen besonders 86. R. bei Campenmandel einen schweren Stand hatte. 18. R. A. bei Rotselaer, gedeckt von 6. und 7. R. Husaren und 84 er R. bei Bootmanshoek behaupteten sich mühsam. Ebenso geriet 3. R. K. zeitweilig bei Sempst-Aerschot in einige Bedrängnis, wozu Volksaufstand in Löwen beitrug durch plötzliche Beschießung des 9. Landsturmbataillons und einiger Munitionskolonnen; 20. und 52. L. W. warfen ihn aber leicht nieder und bis 25. siegten die Brandenburger über die 2. und 5. belg. D., die dann am 27. und 28. auf der Löwener Chaussee eine gänzliche Niederlage erlitten. Viele nach Mecheln Fliehende ertranken im Kanal Löwen–Mecheln. 53. westfälische L. W. griff am Nordflügel mit ein. Im Zentrum warfen 5 Thüringer Ersatzbataillone bei Elewyth-Eppeghem die 1. belg. D. zurück; doch währte am Südflügel der Kampf bis 31. bei Velworde nördlich Brüssel fort. Endlich zog die tapfere 6. belg. D. auf Termonde ab (die bei Lüttich übel zugerichtete 3. D. war noch nicht wieder hergestellt und kampffähig), verfolgt von den erheblich gelichteten Ersatzbataillonen. Es blieb den Belgiern keine andere Wahl, nördlich auf Mecheln zurückgeschleudert und das gänzliche Mißgeschick ihrer verbündeten »Befreier« erfahrend. Diese langwierigen Kämpfe kosteten den Deutschen 4700 Mann und darüber (1. Komp. des 13. Ers.-Batl. allein 100, 9. R. K. 3000, dagegen in Löwen nur 17 L. W. und 24 von einer dorthin versetzten Abteilung 76. R.). Die Belgier litten bedeutend mehr. 3. R. J. und 2. R. Drag. streiften schon vor Mecheln.
Die vierte Kriegshandlung am 23. und 24. gehört ins Bereich der III. Armee. Hätte Lanrezac, wie Bülow angibt, erst am 24. spät nachmittags den Rückzug vom rechten Flügel aus angetreten, so wären die Sachsen in abziehende Kolonnen hineingestoßen. Die
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