Bismarck 03
Bülow unwillkürlich bestätigt, indem er die Schlachttrophäen nur seinem linken Flügel zuschreibt. Sie bestanden in 4000 Gefangenen, 35 Geschützen, 5 Fahnen und sonstigem Material.
Bülow übersah erst spät die ganze Größe des Sieges; der Gegner hat das » desastre de Charleroi « selber nie in voller Schwere abgeleugnet. Das 3. K. verlor anscheinend die Hälfte seines Bestandes, beim 19. K. die 1. Zuaven 50 %, die Turkos 70 %!; darnach bemesse man das Übrige. Wahrscheinlich betrug der Gesamtverlust inkl. der Versprengten nahezu 30 000; der deutsche war nicht gering, doch sehr ungleich. Die Artillerie litt sogar auffallend wenig, auch die der Garde, bei deren 2. D. nur die Franzer einigermaßen litten, um so mehr bei der 1. D. das 1. G. Regt., dem zahlreiche Offiziere und 800 Mann bluteten. Im ganzen 11 000 Tote und Verwundete, davon 6500 Hannoveraner. Die Franzosen schlugen sich beim 3., 10., 19. K. gewiß sehr brav, fanden aber an den kernigen Niedersachsen ihren Meister. Werkwürdigerweise litten 91. Inf. und 91. R. in den zwei verschiedenen Korps am meisten. Ein Hildesheimer Bataillon verlor allein den Major, viel Offiziere und 400 Mann, auch Bataillon Aurich des 78. Osnabrück litt erheblich. Vermutlich bezieht sich darauf das Tagebuch eines Gefallenen, was natürlich für Hanotaux maßgebend als Phantasie über allgemein »großen Verlust« war. Diese Tagebücher, wo jeder moralisch Erschütterte seine Schwarzgalligkeit ausströmte, schadeten sehr; man hätte solche Privatschriftstellerei untersagen sollen, statt sie zu ermutigen. Von höheren Führern bluteten Generalleutnant Kirchbach und Artilleriebrigadechef Rüstow. Die an anderen Kriegsstellen ihren Ruf rechtfertigende französische Artillerie zeigte sich im Anfang wenig wirksam. Mächtig donnerte die deutsche über das flammende Kohlenrevier, wo man durch die Nacht das wüste Tigergeheul der Algerier vom anderen Ufer hörte. (Nicht der »Marokkaner und Senegalneger«, welche bis heute die Legende falsch dorthin versetzt). Die hannoverschen Batterien müssen sehr gute Deckung gehabt haben. So verlor z. B. 26. Art. Verden, von welcher einige Batterien schon der Kavallerie Sordet übel bei Peroez mitspielten, nur 10 Mann, obschon sie bei Chatelet im Brennpunkt feuerte. Allerdings hatten auch Bataillone, wie III/92. R. und I/164. Inf., minimalen Verlust, während 10. R. Jäger allein 300 einbüßten. Ob 15. R. Detmold bei Hülsen mitfocht, scheint zweifelhaft, seine Verlustliste verzeichnet »Namur«. –
Lanrezac konnte also Joffres Geheiß, den Feind nördlich der Sambre anzugreifen – wohl um Namur zu entsetzen, lief doch sogar das törichte Gerücht um, die Lüttichforts hielten sich noch –, nicht ausführen. Dann hatte er, Verfasser theoretischer Arbeiten, ein bißchen Aspern und Katzbach spielen wollen, daher am 22. Befehl ausgegeben, den Feind »in den Fluß zu werfen«. Doch auch dies erwies sich untunlich. Nachdem alles selber hinter den Fluß geworfen, konnte man nicht mehr auf Spitzen herüberkommender Sturmsäulen fallen, denn die Deutschen waren gleich mit Massen drüben. Von French erfuhr er zuerst, dieser werde über den Monskanal vorrücken, wozu er aber noch gar keine Anstalten traf – und als nun nachmittags der Kanonendonner von Mons nach Thuin herüberschallte, mußte der Franzose notgedrungen standhalten. Sonst hätte ihn French beschuldigt, ihn im Stiche gelassen zu haben, was er ohnehin später höchst ungerecht tat, als habe erst Lanrezacs Rückzug ihn entblößt. Eine grobe Wahrheitsentstellung, da er gleichfalls gründlich geschlagen war. Indessen mag sein, daß er am 24. früh eiliger den eigenen Rückzug beschleunigt hätte, wäre ihm Lanrezacs vollständige Niederlage bekannt gewesen, die er nachweislich nicht so rechtzeitig wie nötig erfuhr. So geht es unter Alliierten, die sich sozusagen voreinander schämen und sich nie klaren Wein einschenken. Denn ebenso verspätet vernahm Lanrezac, daß es dem Kollegen nicht viel besser erging als ihm.
Dieser erzählte natürlich, seine vier Divisionen seien von vier deutschen Korps überwältigt worden, wobei er das 7. K. lustig mitzählte, das nur mit einiger Artillerie bei Binche das 1. K. Haigh beunruhigte. Dies und drei Kav. Brig. ließ French Gewehr bei Fuß stehen; erst spät schickte von dort die 2. Div. anderthalb Brigaden zur Aufnahme der 3. D. Hamilton, wo schon nach Mittag die 17. Hanseatisch-Mecklenburgische D. am Bahnhof und Kanalschleuse Symphorien reinen
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