Bismarck 03
französische Darstellung ist hier viel vertrauenswürdiger und genauer. Bülows falsche Angabe soll vertuschen, daß die Verfolgung zu spät angetreten wurde. Verwirrung in kriegsgeschichtlichen Daten ist nichts Neues, auch Aussagen Haupthandelnder bedürfen strenger Nachprüfung. Bülow rühmt außerordentliche Marschanstrengungen seiner Truppen; das gilt nur für die Hannoveraner. Die zunächst zur Hand befindlichen Westfalen blieben rückständig. Nachdem die Verbündeten beidseitig Maubeuge vorüberströmten, vollzog sich Laurezacs Rückzug durch die Ardennen mit großen Schwierigkeiten; der innere Zusammenhalt ging verloren, schon gelockert durch Absprengung französischer und auch englischer Teile in die Festung, so daß Maubeuge sich mit 45 000 Bewaffneten überfüllte. Hier ließ sich Gouverneur Fournier von einem Häuflein Westfalen (16., 39. Inf., 13., 16. R.) einschließen. Hanotaux schätzt die nachher unter General Zwehl vereinten Zernierungskräfte sogar zu bescheiden auf 14 000; es stießen noch 53., 56., 57. R. hinzu nebst vier Reservekompagnien der 24. und 25. Pioniere. Anfangs blieb die ganze 13. D. Einem's vor Maubeuge, nur die 14. D. setzte den Marsch südwestlich fort, ohne auf den Feind zu stoßen. Französische Rückzüge sehen manchmal aus, als sei alles zu Ende, doch die Gesammelten schlagen sich gleich wieder brav. So wand sich Lanrezacs entgeistertes Heer noch leidlich durch die Bergdefileen, was der deutschen Verfolgung ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Dem schwergeprüften 10. K. mutete sein Chef Defargues zunächst 40 km Marsch auf der Charleville-Chaussee zu, das war schon zu viel; nächtliche Panik trat ein. Am 26. ging es bei Hirson zur Ruhe über. Im überfüllten Ort drängten sich 3. und 19. K. in großer Unordnung. Die Afrikaner betrugen sich schlecht; 37. D. brachte sich in Sicherheit, ohne gemessenen Befehl zu beachten. 38. D. verlor am Rancewald die Fassung vor Richthofens Reitern, die jedoch westlich abbogen, um auf French zu fallen, dessen mürbe Reiterei nirgends mehr den Kolonnenmarsch verdeckte. Sordets Rheimser Brigade machte sich aus dem Staube, als man ihr zutraute, sich durch Frenchs Train hindurchzuziehen. Esperet entzog sich zwar schon früh den Sachsen; seine Nachhut (8., 110. und R. Chass.) blieb unbehelligt, doch die zwei Deckungsbrigaden Petain und Mangin (diese Brigade- 1 Wort fehlt. Re stiegen später zu Armeechefs auf) sanken von Tag zu Tag in ihrem Gefüge. Petain gehörte zur 35. D. des Bordeauxkorps, die anfangs French hinter Maubeuge suchte und angeblich die 57er übel zugerichtet haben soll, die sich zur Verfolgung aufmachten. Das läßt sich um so weniger verbürgen, als in gleicher Nacht Haigh aus dem Biwack geklopft wurde und die Gardekavallerie gleichzeitig die 53. R. D. einholte und schlug. Das 3. K. mußte ganze Batterien an Richthofen abtreten, zuletzt aber erreichte Lanrezac am 28. das Oisetal ohne besondere Fährlichkeiten und bezog eine starke Stellung, an welche später auch R. K. Valabreque nordwestlich heranrückte, das mit Sordet zusammen French seitwärts begleitete. Korps Hülsen kam den Westfalen so weit voraus, daß das 74. R. schon rechts von ihnen am 27. Etreux südwestlich Landrecies erreichte. Während Richthofen bei Avesnes verfolgte, lauerte Marrwitz' 9. Kav. D. nordwestlich Landrecies, die 2. und 4. Kav. D. verbreiteten Bestürzung von Lille bis Douai. Dagegen verlangsamten das 3. und 9. K. auffällig ihre Bewegung, wobei das dem Feinde nähere 9. K. sehr in zeitlichen Rückstand blieb, obwohl törichte Legende es Verfolgungswunder vollbringen läßt. Es hätte aber das rechts von ihm stehende 3. K. überspringen müssen, um nach Landrecies zu kommen, und jeder Blick auf die Karte lehrt, daß einzig das 4. K. dafür in Frage kam. Bülow hatte verlangt, 9. Korps Quast solle gegen Lanrezacs Linke bei Maubeuge wirken, doch auch dies geschah nicht, obschon damals möglich. Es ließ sich voraussehen, daß beide Korps zu etwaiger Entscheidungsschlacht im Oisetal zu spät eintreffen würden.
Inzwischen fiel Namur, nachdem die 4. belg. D. auf alle drei Festungssektoren hineingedrängt war. Die Stadt wurde am 25. gewonnen, wobei man 5000 (6700?) Gefangene und 14 Feldgeschütze erbeutete; der andere Teil entkam nach Süden, doch 4000 (6000?) liefen einer sächsischen Schwadron und reitenden Batterie ins Garn, vor der sie kampflos die Waffen streckten. Andere stahlen sich schon früher aus der Festungszone fort und entwischten durch
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