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Bismarck 03

Bismarck 03

Titel: Bismarck 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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betonten später gewichtig die Sporterziehung der Briten: die alte Überschätzung des Physischen im Krieg, das Napoleon nur wie 1:3 des moralischen Faktors berechnete. Die Franzosen wird man wohl als Athleten den Briten nicht ebenbürtig halten, hier aber zeigten sie eine stärkere soldatische Psyche, als dies wie ein Wrak von den Wellen hin und her geschüttelte Veteranenheer, das in Transvaal die hohe Schule des Krieges absolviert zu haben glaubte. Es fühlte kaum anders als die Franzosen nach Waterloo, die gleichen Preußen saßen ihm auf dem Nacken, die damals dem verendenden Britenheer beisprangen. Die »Wiederkehr des Gleichen« wiederholt sich in ewigem Wechsel, spöttisch waltet die Nemesis ihres unbeirrbaren Richteramtes.
    Doch den letzten Hauch von Mann und Roß setzte Kluck wahrlich nicht daran, das waidwunde Wild niederzuhetzen. Sein eigenes Buch verhüllte nicht die Mangelhaftigteit seiner Dispositionen. Als er am 26. früh im Auto bei Solesmes eintraf, war kaum noch viel zu hoffen, nach dem 27. bekam er French überhaupt nicht mehr in die Finger. Wohl spielten die Brandenburger bei Mons ein Vionville-Stücklein auf, doch ihr Nachstoßen ermattete sehr früh, selbst ihre Zietenhusaren verfolgten nur mäßig. Das Altonakorps benahm sich so schlaff, daß die 18. D. lange bei Maubeuge zauderte, die 17. wenig vorschritt. Trotzdem fabelte man, es habe sich bei Landrecies »neue Lorbeeren geholt«. Selbstredend war es Armins Vorhut, die dort dem ruhebedürftigen Haigh eine halbnächtliche Überraschung bereitete. Hier waren es die 27 er, die nach 30 km Marsch schon um 10 Uhr des hellen Sommerabends die 4. Brig. Kerr förmlich überfielen. Sie gab sich so sorglos der Ruhe hin, ohne Vorposten auszusetzen und zu schanzen, wie einst die Franzosen bei Beaumont; keine günstige Perle britischen Heerbetriebs. Was man hier von 1000 Toten der Angreifer faselt, löst sich in Wohlgefallen auf, denn wenn dort wirklich so viel Leichen lagen, müssen es britische gewesen sein. Was diese Nacht beim Schlaf gestört und aufgestöbert wurde, bekam auch am 25. keine Ruhe. Die 1. Gardebrigade lief Spießruten bei Solesmes entlang dem Feuer der 93 er, auch sie wurde so gut wie gesprengt. Haigh's Verlust war sicher bedeutend. Denn er verlor im August nicht viel weniger als Dorien, obschon er soviel weniger focht und nur hier ernstlichen Zusammenstoß hatte. Er hielt zwar diese schwachen Vorhuten auf, bis Dorian um 6 Uhr abends an Solesmes vorüberzog, verfolgt vom Dessauer Bataillon bis Beaumont, geriet aber in so fluchtartige Bewegung, daß er seinerseits ins Hintertreffen trat und Dorien am 26. bei Le Cateau vom nun endlich vereinten Armin ereilt wurde. Hier bei Troisilles war die Niederlage vollständig. Die 7. D. fiel besonders mit den 66. Merseburgern auf Fergusson, wo die Yorkshirer am längsten aushielten; bei Hamilton schmolzen die Gordons auf ein Zehntel. Armin verlor am 25. und 26. rund 2600 (700 am 25.) inkl. der 4., 74. und 75. Art., die 93er litten am meisten, der Offiziersmaßstab schwankte auffallend zwischen 1:18 bis 1:64 Gemeine. Dorien muß das Doppelte verloren haben. Die D. Shaw deckte seine Flucht nach Vermand westlich St. Quentin, von wo er in Auflösung weiter zur Somme und Aisne zurückeilte, ohne sich irgendwo zu setzen; auch Haigh hielt sich nicht auf, nach Ribemont vor St. Quentin abbiegend. Seine Nachhut lief bereits, weil er südwestlich abirrte, dem 74. R. Bülows am 27. bei Etreux ins Garn mit Verlust von 1000 Mann (700 Gefangene, 2 Geschütze). Dann machte er sich gleichfalls aus dem Staube und beschwerte sich über das ihm überwiesene Reservekorps Valabreque, das allerdings seine Rechte freiließ, sich aber jetzt bei Ribemont den Verfolgern entgegenstellte. Die Verwirrung und Zersprengung glichen der einstigen »Sporenschlacht« bei Guinegate in Flandern, wo Kaiser Maximilian die Briten und Franzosen vor sich her jagte. Die Reiterei irrte ratlos umher, schleppte sich müde hin, die 15. Husaren sahen sich beinahe durch einen Drahtverhau abgeschnitten. Die Artillerie opferte sich mehrfach, oft ohne Bedeckung; kaum rettete Hauptmann Reynolds die 57. Haubitzbatterie der D. Lonnax. Sordet kreuzte sich mit Trains und erklärte sich für »zu erschöpft«, um am 26. Doriens Flanke zu decken. Von irgendwelcher Großzügigkeit dieses im Selbstgefühl unübertrefflichen Meisters Dorien spürte man weiter nichts, als das er eilig schanzte, um Armin abzuwehren, was aber nichts half. Der Gesamtverlust seit

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