Bismarck 03
A., daß die Sachsen, falls sie früher die Maaslinie angriffen, dort nicht zwei Res. D. getroffen hätten, sondern das dann dort festgehaltene 1. K., das dann nicht mehr Namur decken konnte. Komödie der Irrungen! Nur der Zeitlücke des deutschen Aufmarsches bis zum 20. verdankte Laurezac die Möglichkeit, vereint aufzumarschieren. Seine Niederlage wird selbst von Palat düster geschildert, er selbst sprach von »abscheulicher Schwäche« einiger Truppenteile, was sich wohl nur aufs 18. K. bezieht, das laut Kühl »stark litt«, was wir bestreiten möchten. Die Mehrzahl schlug sich tapfer genug, doch der innere Halt war jetzt gebrochen. Unter solchen Umständen wirkt der Rückzug auflösend und es machte den Franzosen immerhin Ehre, daß sie trotzdem nochmals an der Oise Schlacht anboten und sogar offensiv verfuhren.
Selbst Kühl kann nicht verwischen, daß Kluck den Monsangriff unglaublich ungleich ansetzte, was ohne die starre Unbehilflichkeit der Engländer zu schwerem Rückschlag geführt hätte. Zeitweilige Besorgnis vor Truppenansammlung bei Tournai war freilich nicht ganz unbegründet, da die 84. Terr. D. am 24. bei Valenciennes anlangte. Indessen genügte Marrwitz allein, am 24. und 25. auf Denain abbiegend, die 88. und halbe 82. Terr. D. bei Orchies zu zersprengen. Linsingen fand auf dem Vormarsch bis Cambrai keinen Gegner; die 84. T. D. entschlüpfte ihm bis dahin. Daß bis zum Antransport des 9. R. K., der sich bis zum 25. ungebührlich verzögerte, die Brig. Lepel vom 4. R. K. in Brüssel blieb, war schon etwas viel für bloße Etappendeckung; das 3. K., das aber auch zu langsam durch den Mormalwald ist durch nichts zu rechtfertigen. Bei der Verfolgung setzte sich jetzt das 9. K., zur Abschließung von Maubeuge bestimmt, hinter das 3. K., das aber auch zu langsam durch den Mormalwald marschierte, über Landrecies dem 4. K. folgend, das nur mit Vorhuten noch bei Solesmes das K. Haigh ereilte. Da dies bei Mons nur mäßig litt, müssen diese Rückzugsfatalitäten mörderisch gewesen sein, da es, ohne je ernstlich zur Schlacht zu kommen, fast ebenso viel verlor wie K. Dorian. Die Engländer machen viel Wesens davon, wie meisterlich Haigh der Umklammerung entronnen sei. Er wurde vom Generalleutnant zum »General« befördert (unserem Titel »General der Infanterie« entsprechend), weil er durch Nachtmärsche sich aus »ungewöhnlich schwieriger Lage« rettete. Das gelang nur infolge mangelhafter Verfolgung, die ihn trotzdem, obschon mit ungenügenden Kräften, übel zusetzte. Um nicht nach Maubeuge hineingezwängt zu werden, bog er südwestlich aus, mit welchem Umwandeln der Rückzugslinie er doch nicht hätte entwischen können, wenn Magdeburger und Pommern südlicher standen. Daß Kluck ihm keinen Vorsprung mehr abgewann, war dessen eigene Schuld, nicht Frenchs Geschicklichkeit. Ein Gewaltmarsch von 70 km machte zwar den langen Beinen der Briten alle Ehre, doch der Zustand des Heeres flößte Grauen ein. Tommys unwissende Einbildung hatte sich seit dem Burenkrieg, den man für eine große Leistung ausgab, so gegen die bloody Germans gebrüstet, daß die furchtbare Wirklichkeit ihn mit Betäubung schlug. Den Mantel schweigender Liebe lüftete die Londoner Presse später mit rauher Hand und malte die Zerrüttung recht schauderhaft. Frenchs Bericht vom 7. September vertuschte sogar wenig, erst später erholten sich seine Bulletins mit sportmäßiger Ruhmredigkeit. In Anbetracht der geringen Streitkräfte, die ihm auf der Ferse blieben, hätte er sich mindestens bei St. Quentin noch einmal stellen müssen und die Art, wie er unablässig rückwärts krebste, ohne sich um die französischen Bundesgenossen zu kümmern, entschuldigte er selbst damit, daß sein Heer zum Weiterkämpfen unfähig war. Überraschung sprach mit, da man überall Gespenster, d. h. deutsche Schlachthaufen aus dem Boden anwachsen sah. Es war wahrlich nicht so schlimm, doch man war außer sich vor Staunen, weil man nach den belgischen Depeschen, wo es von Tausenden deutscher Toten nur so rasselte, gemächlich nach Brüssel zu spazieren hoffte. Spukte doch auch später noch bei Unbelehrbaren die Vorstellung, daß Antwerpen unbezwingbar und eine Fallgrube für deutsche Massen sei. So dachte sich French die Lage, Kluck war ihm Hekuba und nun dies traurige Erwachen! Man sagt wohl, Tommy sei ein fighting animal , ein solches beißt aber, bis es umsinkt; doch auf die Kriegsware made in Germany wollte er nicht anbeißen. Deutsche Unteroffiziere
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