Bismarck 04
verschlimmernd, für Artillerie undurchführbar, während der Feind mit schwerem Kaliber vom Styr herüberschoß, durchstürmte der Ostpreußen unwiderstehliche Heldenkraft die Ufer, auch Verteidigung von Czartorysk durch 83. Kurhessen war ein Heldenstück, zwei abgeschnittene Füs. Kompagnien verwandelten einen russischen Erfolg bei Kolki in verdutzten Mißerfolg, solche Nibelungenstreiche waren ja bei uns nichts Seltenes. Anfangs am 1. Oktober holte Iwanow sich sogar eine regelrechte Niederlage (5400 Gefangene), bei Czartorysk siegten wir anfangs, auch stürmisches Drauflosrennen bei Tarnopol am 8. kam zwar wiederholt in Bothmers Linien, doch die dort das Schlachtfeld besäenden russischen Toten legten nachher ein Zeugnis ab, daß der Feind zurückwich. Iwanows »Siege« verfingen sich in der eigenen Schlinge, ihre dicke Auftragung erweckte in Paris und London die Forderung weiterer Großtaten. Iwanow sträubte sich, die Wahrheit einzugestehen, sein fruchtloses Bemühen täuschte also Durchbrüche um jeden Preis vor und er gebärdete sich, als wolle er mit Gewalt den Sieg an seine Fahne fesseln. Doch fester Wille zum Sieg ermangelt der Kraft, wenn der Gegner sich auf kein Erschrecken einläßt. So bedeckte ein Anlauf auf Prinz Leopold nur die Russenfront mit Gefallenen, ein Massenangriff am 3. im Norden zwischen Postawy, Naroczsee, Smorgon verhalf nur zu ungewöhnlicher Einbuße des Angreifers.
Unsere nördlich so weit vorspringende Front bog sich freilich im Süden erheblich rückwärts, wo sie in österreichische Stellungen überging, und hier hatte nun Iwanow endlich Czartorysk nebst 6 verlassenen Geschützen, von kaninchenhafter Fruchtbarkeit seiner Einbildung vermehrt. Doch bei weiterem Vordringen auf Kukle am 22. brach die Südspitze des 25 km tiefen Keils ab. 10. k. k. K. D. Herberstein schlug die Zuspitzung schräg beiseite. Des Erzherzogs Ulanen der Polnischen Legion zu Pferd und zu Fuß ließen sich so wenig von Kosaken einschüchtern wie Puhallas Geschwader, die weit die Podolische Steppe umspannten. Daß »preußische Batl. nahezu aufgerieben« seien, ist nach V. L. Fabel, nur 83er litten schwer, auch Bessers 220. R. Erst spätere Novemberlisten bringen bedeutenden Verlust der Ostpreußen und ähnlich der Hessen, weil jetzt deren Offensive begann. Weil Iwanow den ungünstigen Umschwung weder würdigte noch zugab, nahm das Ringen noch viel Zeit in Anspruch. Er war darauf versessen, den verfluchten Linsingen zu schlagen, weshalb sein Toben gegen Böhm und Bothmer nur Scheinmanöver, letzterer mußte am 31. westliche Höhen aufsuchen. Die Ostpreußen eroberten aber am 29. den Mühlberg bei Kamienuchi unter mörderischem Gemetzel mit blanker Waffe und der Erzherzog warf den Feind bei Ruska, Bessers 218. im September, 220. im Oktober gingen hier vorauf. Noch im November ließ Iwanow seinen Teufelstanz los, der sich freilich so abkühlte, daß Linsingen und seine Unterführer wieder zum Kormin vorrückten. Bothmer schien verwundbarer. Schon früher hatte der kraftvolle Bayerngraf für 75 km Front nur 70 000 Gew. gehabt, seine Ungarn gaben jetzt wiederholt nach, es ging hart her, bis er im Nov. erneut die frohlockenden Einbrecher über die Strypa zurückwarf. 48. R. D. und besonders die vielgeprüfte 224. R. Weimar fochten bis zur Vernichtung, doch zuletzt zersplitterten an Bothmers straffer Parade Iwanows Primen und Terzen, er steckte die Klinge ein, um lieber auf Pflanzer einzuhauen. Er und Brussilow, Dimitriew und ähnliche Schwarmgeister erfüllten die Luft mit leerem Tamtam, doch Bedächtige wie Rußki und Ewert sahen düster in die Zukunft, die Offiziere gaben sich keinen Illusionen hin, die Truppen spürten überall, wie es stand. Iwanow schlug geckenhafte Pfauenräder für die schönen Augen der schönen Marianna, nur die Schwätzer der Duma glaubten noch an ihn. Für ihn war Linsingen der beste Fieberarzt, er ließ ihn sich ausrasen und gab ihm dann eine kalte Douche. In die Zwangsjacke brauchte man ihn freilich nicht zu stecken, sein militärisches Talent bestreiten wir nicht. Wenn er nur seine echtrussische Aufschneiderei gemäßigt hätte! Neben den ganz plumpen Materialschlagern der werten Bundesgenossen im Westen macht er noch eine gute Figur, auch Rußki und Ewert manövrierten oft geschickt unterm Einfluß des Großfürsten, der übrigens seine Verbannung zum Kaukasus alsbald durch Türkenbesiegung ruchbar machte. Mit seinem Abscheiden verödete das großgeistige Militärische
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