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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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8 900, anscheinend zu wenig, vielleicht wirkten einige bei Scholtz verzeichnete Truppen bei ihm mit. Hier wie bei Eichhorn entspricht Kav. Verl. den wahren Verhältnissen. Dazu 425 P., 490 Art., 200 noch nicht gerechnete Jäger, 522 Minenwerfer usw. Total rund 90 500. Beute: 96 000 Gef., 37 Gesch., so wenig nach der neuen Mode, weil die russische Artillerie auf und davon fuhr, sobald die Dinge nur ein bißchen sengerig wurden. Das immer spärlichere und kostbare Material schonend, ließ sie das Fußvolk ohne Schutz, was dessen Blutverlust steigerte.
    Bei gewaltiger neuer Schwächung sowie Unterhöhlung des Aufbaugerüstes auch im Süden bei Dubno–Luck erwartete man Vorstoß auf Kiew, welche Umgruppierung Ludendorff vorschlug, der überhaupt darlegte, man müsse vorerst mit Rußland abrechnen und den Dingen im Westen ruhig ihren Lauf lassen. Zunächst ging freilich die serbische Angelegenheit allen vor, nach deren Erledigung hätte nichts im Wege gestanden. Doch Falkenhayn paßte das Dareinreden eines überlegenen Geistes nicht, er entschied sich für Offensive im Westen, wo er allein hantieren und sein Licht auf den Scheffel stellen wollte. Mit diesem folgenschweren Verzicht auf jede rasche weitere Ausnutzung des russischen Zusammenbruchs begann Deutschlands Niedergang. Denn nur mit den Waffen in der Hand ließ sich ein Separatfrieden von Rußland erpressen, den man durch vernünftige Überlegung vom Zaren zu gewinnen sich schmeichelte, in tiefer Unkenntnis der wahren Umstände, daß der Zar, innerlich Rasputingläubig, der seinen Untergang bei längerem Kriegführen weissagte, ein Gefangener des englischen Botschafters Buchanan war. Denn dieser gefährliche Intrigant drohte schon damals, wenn die Militär- und Großfürstenpartei nicht mehr bestimmenden Einfluß besaß und zum Teile selbst die Aussichtslosigkeit erkannte, dafür die revolutionären Elemente auszuspielen. Ließ man daher Rußland Zeit sich zu erholen, so wuchsen die Köpfe der bernäischen Hyder nach. Nur neue Stiche ins Lebensmark, wie es Wegnahme der Ukraine gewesen wäre, konnten Rußland friedensreif machen. Da dies unterblieb, hatte man den Ostkrieg noch nahezu 2 Jahre auf dem Halse, während er vielleicht nach Neujahr zu beenden war.

XXIV. Gegenoffensive
    Immerhin war es eine seltene Leistung leichtfertiger Fälschung, wenn Kitchener orakelte, das Russenheer sei intakt geblieben. »Die Meisterschaft des russischen Rückzugs«, dessen mehrfache Geschicklichkeit wir nicht leugnen, erklärt sich wesentlich dadurch, daß wir eben nicht »an Zahl und Munition überlegen« waren, wie Kitchener phantasiert: recht naiv angesichts der sonst schadenfroh angepriesenen »unzählbaren Bataillone« des Barbarenreichs. Vielmehr, wenn man den Russen Millionen nach Millionen wegfegte, so besaßen sie doch immer wieder Übermacht, nur die Qualität sank fortwährend. Das wird von Mitkämpfern bestritten. Man merkte kein Nachlassen der Energie bei diesem schon ganz ungedrillten Volksaufgebot, aber es war doch himmelweiter Unterschied vom aktivierten L. St. unserer 83., 84., 86. D. oder all den neuen R. K. und der L. W., die sich wie Veteranen schlugen. An Kitcheners Verdrehung ermißt man den Fluch parteilicher Oberflächlichkeit, die sich nicht genauer unterrichten will. Welche Vorstellung bekam das unmündige Publikum von Deutschlands Streitmacht, wenn sie den Russen »an Zahl überlegen war« und gleichzeitig im Westen Millionenheere bekämpfte! So »unversehrt« blieb der russische Koloß, daß er fünf Monate brauchte, um seine verrenkten Glieder zu recken und ein Lebenszeichen zu geben! 14 Div. der Ostfront entziehend, durfte man mit möglichstem Minimum von Kraft dort auskommen. Bedenkt man, welche furchtbare Westschlachten gleichzeitig durchfochten wurden, scheint Deutschlands Ringen als titanisch.
    Umjubelt vom Betscherski-Regiment in seinem Hauptquartier, gab der Zar dem strammen Nikolaiwitsch, der bei der Kritik aller Narren in Ungnade fiel, einen Eselstritt nach dem Kaukasus und bedeutete Rußki, der Iwanows Verheißungen »absurd« nannte, sein Gesundheitszustand sei angegriffen. Iwanow kündigte im Oktober Linsingens Zermalmung an und drängte, als er seine Stoßkraft gegen Czartorysk schleuderte, nicht nur den Erzherzog verlustreich zurück, sondern auch am 18. Ostpreußen und Kurhessen, doch schon am 21. war der Vorteil aufgezehrt. Obschon plötzliche Kälte trübe Sumpfgewässer in Eisklumpen verwandelte, Marsch und Biwak

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