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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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scharfen Riß, die flottesten Brüller der Internationale brüllen noch eines Tages »ein garstig Lied, pfui ein französisch Lied!« Proletarier aller Länder, schlagt euch den Schädel ein!
    Wahrlich, es bedarf nicht »Neuer Reden an die deutsche Nation«, wenn das »Adelsblatt« Verkuppeln mit Jüdinnenmitgift als Verjüngung empfiehlt. Prosit Profit! Eine Revolution darf man so wenig mit Schneiderellen messen wie ein Erdbeben, doch auch sie folgt Naturgesetzen. Ihr Knäuel verwirrt sich so, daß nur Schwerthiebe den gordischen Knoten lösen, denn unausbleibliche Abrechnung mit den Rötesten schwächt revolutionäre Triebkraft. Nachdem Robespierre die Kommunisten auf Henkerkarren abschob, wußte er, was er tat, als er das »Fest des höchsten Wesens« stiftete. Doch war es zu spät. Massenplünderer verurteilen jedes Gouvernement Revolutionair zum Tode durch inneres Absterben, nur Grundstimmung gläubiger Hingabe kann schöpferisch aufbauen. Vernunft unnützlich im ungewaschenen Maul führen und jeden Glauben auslächeln, solche Geistesrichtung erlaubt kein deistisches Intermezzo, sondern endet folgerichtig mit Konkordatküssen des päpstlichen Hirtenrings voll napoleonischer Ironie. Doch während die Gottabsetzung des Jakobinertaumels etwas Dämonisches hatte, bleibt ein naturwissenschaftlich kostümierter Sozialismus nur ein nüchterner Hanswurst. Er irrt grausam wenn er seelische Stärkung beim Materialismus sucht, der sein Gewaltrecht notwendig dem Gewaltstaat anfreundet und nur mit anderer Begründung als die Kirche gottgewollte Obrigkeit als naturhaft Entstandenes begrüßt. Man vertreibt nicht den Teufel mit Beelzebub, nur der darf Gerechtigkeit befürworten, wer moralische Weltordnung als transzendentales Prinzip anerkennt. In der Natur gibt es nicht sichtbare Moral oder Gerechtigkeit, und wenn man Erklärung der Menschenrechte deklamiert und »Krieg den Palästen«, »Friede den Hütten« verkündet, so hat der Feudale das gleiche Materierecht, nur die Machtfrage entscheidet. Enterbtenumtriebe verzichten auf jeden lebensfähigen Gemeinsinn, nur heiliger Egoismus katzbalgt sich für und wider.
    Klassenkampf setzt sich nur fort aus Rassenkampf. Kein Franzose erinnert sich, daß selbst während der Revolution begeisterte Elsässer »Tyrannenfeinde« ihr Deutschtum betonten, die Völkerverbrüderung verschloß ihr Ohr so unbescheidener Aufforderung, man wollte vielmehr den ganzen Rhein haben. »Nous l'avons eu, votre Rhin allemand« drohte Musset noch unter dem Bürgerkönig, dessen Regenschirm gern Lanze geworden wäre.
    Wie man das flämische Burgund von Amiens bis Lille fraß, möchte man noch heut Flamenland bis Antwerpen und Brüssel verschlingen, die Walonen sind nur Avantgarde der großen Nation, der von rechts wegen alles gehört, z. B. Anrecht Charlemagnes auf Westfalen und Österreich! Zwar plaudert Sue's Romanserie »Volksgeheimnisse« aus, gegen die Franken müsse die Guillotine benutzt werden, ein echter Gallier kann keinen Franken leiden, doch seine Eroberungen trinkt er gern. Unsere Berliner Franzosen säuseln unentwegt von Versöhnung, und wenn Vaterlandslose jüdischer Literaturrichtung in Paris vor hergelaufenen Deutschen und ein Paar Freimaurergesellen ihren Quatsch verzapfen, jubelt die Demokratenpresse über vollzogene Verständigung. Unsere Vogelstraußler wundern sich, daß man ihnen den Hals umdreht, den sie in den Sand stecken. Genfer Hirtenschalmeien stoßen nur in Reklameposaunen. Heut genoß Elsaß welsche Segnungen derart, daß es Autonomie verlangt, würde Genfer Völkerbefreiung es je bewilligen? Ein Sturm französischer Entrüstung wird alle Brasilianer, Chinesen, Japaner überzeugen, daß dies bezahltes alldeutsches Manöver für Elsässer Dickköpfe sei.
    Wer mit theatralischem Antisemitismus die Weisen von Zion für den Weltkrieg verantwortlich macht, will dessen wahre Wurzel nicht sehen ebenso wenig die wahre Wurzel des Pseudosozialismus: Neidgier der Enterbten-Rachsucht, die nur im Bolschewismus offen ihre Karten aufdeckt. Selbstbetrügend wird gelehrt, die französische Revolution sei unverbindlich für sozialistische, weil erstere von der Bourgoisie bestimmt sei. Nur anfangs, ihr Frohlocken »welch schöne Revolution werden wir haben!« gab sich bald auf der Guillotine ein Stelldichein. Die Praxis knüpfte einfach an die einstige Jaquerie an, aus der Agrarrevolte keimte erst später die Diktatur des Stadtpöbels. Bald bekommt der Umstürzler zahlungsfähige Moral, seine

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