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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Geistbestrebung. Doch Wahrung der Nationalität, was doch Briten und Franzosen bei sich am höchsten schätzen, bedingt steten Kampf, das Kriegsschiff des Völkerbunds läuft trotz Aufstecken falscher Wimpel nicht in den Friedenshafen ein.

III.
    Außer der roten gibt es auch eine blaue und goldene Internationale, von der schwarzen ganz zu schweigen. Doch sehr mit Vorbehalt. Der jugendliche Stammhalter des Hauses Bismarck jubelte: »Wir freuen uns über den Wahlsieg der englischen Tories« und Hitlers Völkische priesen den Herzog von Northumberland und den Oskar Wilde-Mignon Lord Douglas als treue Antisemiten, ohne zu ahnen, daß die Jingos unsere unversöhnlichen Feinde bleiben. Die Lords wissen vom Juden nichts weiter, als daß leichtsinnige Edelleute, so gern sie sich als Aufsichtsräte auf Schwindelprospekten bestechen lassen, seine Schuldner sind. Die blaublütige Freimaurerei stellt unter sich keine Freipässe aus, wie der amerikanische Gesandte in Berlin für Solche, die fern von Madrid über Deutschland sicheres Verderben nachdenken wollten. Deutsche Adelsemigranten fänden keinen Anschluß an ausländische Standesgenossen, höchstens Hinauswurf, denn der westliche haßt den deutschen Adel, weil er von ihm stramme Nationalgesinnung erwartet, deutsche Republik wäre ihm grade recht. [Graf Gontaud-Biron fragte vorm Weltkrieg an, ob meiner »tiefen Gelehrsamkeit« ein Brief Louis XVI. an den Preußenkönig bekannt sei, worin er sich fremde Intervention verbittet. Mitten im Weltkrieg wanderte dieser Graf nach Genf, weil ihm Republiksieg, gegen deutsche monarchische Ordnung zuwider. Ein Pariser Film malt Entkommen des Dauphins Louis XVII. als Tatsache, als ob Identität des Uhrmachers Naundorf in Potsdam und Holland oder des Fischers Barebone wie in Merrimans Roman historisch erwiesen sei. So unbeanstandet bleibt Royalismus, der vielleicht eine Zukunft hat, doch Royalisten oder Faschisten haben deshalb noch keine Sympathie für deutsche Gesinnungsgenossen.]
    Ebenso naiv glaubt deutsche Hochfinanz an internationale Interessengemeinschaft, Handelsinteressen drehen sich aber stets um weltweite Konkurrenz. Babylons ausgebildete Industriegesellschaft, Syndikate der Phöniker, Hebräer, Aramäer hatten so wenig Solidarität wie die von Venedig und Florenz, zwischen Holland und der Hansa herrschte nur Konkurrenzzwist, Holland ruinierte die Spanisch-Portugiesische Konkurrenz im Trust mit England, nur um später von England ruiniert zu werden. Die Bankiers im Römerreich diskontierten und lombardierten wie die italienischen und Augsburger, doch so wenig wie diese arbeiteten sie für einander. Die Börsen von Rom, Alexandria, Antiochia befehdeten sich, nicht mal die semitischen schlossen sich gegen die lateinischen zusammen. Geschäft ist Geschäft, Jeder für sich und der Teufel für uns Alle. Den Zinswucher kannte schon Rom im Überfluß, Milliardär Crassus und Anarchist Catilina verkörpern die Zustände unter jeder Plutokratie. Nur, wo es sich um gemeinsame Aussaugung des Auslands und des eigenen Volkes handelte, bildeten die Equites eine geschlossene Kaste wie die Optimaten. Da mußte selbst der hochgeborene Lukullus den vereinten Schiebern weichen, als er in Kleinasien dem Erpressungssystem steuern wollte. Doch von internationaler Amalgamierung keine Spur.
    Verdankt man dieser Kulturerrungenschaft allein die Verelendung, wie der Sozialismus behauptet? Gewiß nicht, denn auch ohne eigentlichen Kapitalismus zeigt die mittelalterliche Agrargesellschaft gleiche Züge. Bodenreformer gab es von Grachus bis Henry George, das moderne eiserne Lohngesetz, ist nicht vom Kapital selber, sondern vom Maschinenzeitalter geschaffen. Weltwirtschaft hängt nur noch indirekt am Boden, die Maschine, dies als goldenes Kalb schillernde gefräßige Ungetüm wird durch keine Eisenkur weggeschafft. Verstaatlichung der Produktionsmittel wäre kein Allheilmittel bei steigender Übervölkerung, das Weltproletariat müßte sich auf Tod und Leben um Futterplätze raufen, dann würden unsere von Moskau gespeisten Kommunistenwühler bald inne werden, daß die Herren vom Roten Stern keineswegs mit deutschen Gimpeln teilen möchten und zuletzt nur Nationalinteressen das Feld behaupten. Es gibt nur eine wirkliche Internationale, die der Schufte, und selbst hier sind Antinationale fast immer die Leidtragenden, Separatismus (Landesverrat) wird ein gutes Geschäft nur für des Feindes Nationalismus. Solidarität blamierter Europäer bekam einen zu

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