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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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verwandelt, was alle Jubeljahre mal vorkommt. Ein echter Kulturkämpfer vom absinthfrohen Boulevardier zum cocktailduftigen Wallstreetbörsianer erdrosselt noch heut die Boches mit der Lügenschlinge, denn 50 Millionen hat das Quai d'Orsay für großzügige Propaganda verschenkt, nachdem schon vor dem Krieg 3 Millionen russische Schweigegelder unabhängigen Blättern den Mund stopften. Wenn Friedrich keine »Salbe« für siebenjährige Wunden bekam, streut man uns noch Pfeffer hinein und kein Versuch ehrenwerter Briten und Franzosen, den trennenden Blutstrom des Kanals oder Vogesenlochs zu überbrücken, glückte bisher. Obwohl die Briten ein Haar in der versalzenen Suppe fanden und den geplanten Kanaltunnel keiner Probe aussetzen möchten, bleibt ihre Regierung im alten Franzosenbann, Frankreichs böses Gewissen stiert heut gar durchs Binger Rheinloch. Giftpillen verhindern jede Gesundung. Durch Entfettung des bleichsüchtigen Europa wird auch amerikanische Überproduktion abmagern. Nachdem er seiner Nationalsitte des Ausspuckens Genüge tat, schnitzelt heut Onkel Sam nach seiner anderen Gepflogenheit tiefsinnig am Stock herum, den er gegen seinen besten Kunden Deutschland schwang. Churchills »business as usual« singt man nirgendwo mehr. Den Mussolini, früher französisch orientiert, trieb jetzt Kausalität vom »Großen Orient« weg ins gallierfeindliche Lager. Italien erinnert sich, daß sein Bahnnetz auf Gotthard und Brenner eingestellt, wie das Rußlands auf Berlin und Wien, daß geographisch-wirtschaftlich wie einst geschichtlich der dünne »Stiefel« sich wie Fortsetzung Mitteleuropas ausnimmt. Doch auf neue Bundesgenossen ist so wenig Verlaß wie auf Pazifistensäuseler und Demokratensänge eines unruhigen Unruh. Nur ein Donnerstreich der unerforschlichen Mächte wird uns plötzlich ungeahnt von unseren Blutsaugern befreien, vielleicht für immer. Leichengift verzehrt Leichenräuber, »auch Patroklus ist gestorben, und war mehr als Du.«

III.
    Wird etwa Frauenstimmrecht Staatsbildung verbessern? Während die Männer oft grüne Jungen bleiben, die von erfundenen Madonnen den Ablaß ihrer eigenen Sünden erbetteln, bleibt dem nüchternen starken Geschlecht Kannegießerei ein Greuel, Realpolitik seinem unverbildeten Naturwesen eher angemessen, als männlichen Phrasenschwatz, den das nie schwärmende und nur mit Praktischem arbeitende Weib über die Achsel ansieht. Im femininen Bienen- und Ameisenstaat gehts verdammt realistisch her. Nun, die angeblich Weiber verachtenden Griechen schoben alles Segensreiche den Göttinen zu, selbst die Kriegskunst der Jungfer Athene neben dem Bramarbas Ares. Doch Unterrocksregierung der »jungfräulichen« Elisabeth oder nie jungfräulichen Katharina, die sich von Potemkin prügeln ließ und zur platonischen Liebe mit Platon Zuboff herabsank, während Queen Beß sich morganatisch mit dem Giftmischer Leicester und die geistvolle Maria Stuart mit dem wüsten Boswell vermählten, hatte nicht ethische Vorzüge vor männlicher Maitressenwirtschaft. Manche Damen des dreißig-siebenjährigen-Befreiungskrieges machen erfreulichen Eindruck, doch in der Franzosentid poussierte das keusche Gretchen den Landesfeind und hätschelte im Weltkrieg französische Gefangene. Auch hier Charakterlosigkeit würdig ihrer Männlein, während die Französin ihren schlechten Ruf nur jener Ehebruchsliteratur verdankt, mit der ihr unritterliches Männerpack, das sie an der Leine hält, Revanche nimmt. Nicht zufällig gebar Frankreich die reinste Jungfrau von Orleans, die vornehmste Heldengestalt, auch Madame Sans Gene (Dragonerrittmeisterin Therese Figeur) hatte viele ähnliche soldatische Kameradinnen. Nie aber heischte die Französin Suffragettenrechte, denn seit den Damen der Fronde kannte sie ihre Macht hinter den Kulissen. Wenn heute energische Frauenzimmer erklären, Deutschlands Wiederaufbau könne nur durch seine Frauen gelingen, so spürte man bisher oft nur Zeitungsinserate an des Teufels Großmutter oder kindische Sentimentalität für »unseren Kaiser« oder kindische Verliebtheit in pazifistische Popanze. Ob Opfermut und Pflichttreue der Mütter für die eigene Familie den Übergang zum Altruismus bedeuten, scheint dem Skeptiker fraglich.
    Das kommunistische Gemeinwesen des uralten Inkasstaats, den die Götzenchristianität der Conquistadorenverbrecher zermalmte, erbaute sich auf Grundlagen eines frommen sanften Volkes mit dem Königsoberhaupt als Hohepriester der Sonne, die auf all ihre

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