Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
Fragen, die mir auf der Seele brannten – und keinesfalls aus bloßer Neugierde. Es gab einiges, was ich mir durch den Kopf gehen lassen musste.
    Er unterbrach meine Grübelei mit seiner weichen Stimme. »Er tat es aus Einsamkeit. Das ist meistens der Antrieb. Ich war der Erste in Carlisles Familie, doch kurze Zeit später fand er Esme. Sie war von einer Klippe gefallen und direkt ins Leichenschauhaus gebracht worden, doch ihr Herz schlug noch.«
    »Heißt das, man muss im Sterben liegen, um … verwandelt werden zu können?« Wir beide vermieden das Wort »Vampir«, und ich brachte es auch jetzt nicht über die Lippen.
    »Nein, das macht nur Carlisle so. Er würde das nie jemandem antun, der eine andere Wahl hätte.« Seine Stimme war von tiefem Respekt erfüllt, wenn er von ihm sprach. »Es ist aber auch einfacher, sagt er, wenn das Blut schwach ist.« Er schaute auf die inzwischen dunkle Straße, und ich spürte, dass er das Thema schon wieder fallenlassen wollte.
    »Und Emmett und Rosalie?«
    »Rosalie kam als Nächstes in die Familie. Mir wurde erst viel später klar, dass Carlisle gehofft hatte, sie könnte für mich zu dem werden, was Esme für ihn war – er hielt sich mit seinen Gedanken sehr zurück, wenn ich in der Nähe war. Aber sie war nie mehr als eine Schwester für mich. Und nur zwei Jahre später – wir lebten damals in den Appalachen – fand sie Emmett. Sie war auf der Jagd und stieß auf einen Bären, der gerade dabei war, ihn zu töten. Aber weil sie nicht wusste, ob sie selber fähig sein würde, es zu tun, trug sie ihn zu Carlisle, mehr als hundert Meilen weit. Ich bekomme erst jetzt eine vage Vorstellung davon, wie schwierig es für sie gewesen sein muss.« Er schaute mir bedeutungsvoll in die Augen, hob unsere verschränkten Hände an und strich mit seinem Handrücken über meine Wange.
    »Aber sie schaffte es«, sagte ich, damit er weitersprach. Ich löste meinen Blick von der unerträglichen Schönheit seiner Augen.
    »Ja«, murmelte er. »Sie sah etwas in seinem Gesicht, das ihr die Kraft dazu gab. Und seitdem sind sie zusammen. Manchmal leben sie zu zweit als Ehepaar. Aber je jünger wir vorgeben zu sein, desto länger können wir an einem Ort bleiben. Forks schien perfekt zu sein, also meldeten wir uns an der Highschool an.« Er lachte. »Ich nehm an, in ein paar Jahren müssen wir wieder einmal zu ihrer Hochzeit gehen.«
    »Alice und Jasper?«
    »Alice und Jasper sind zwei ganz besondere Wesen – sie entwickelten ihr Gewissen, wie wir es nennen, unabhängig von jemand anderem. Jasper kam aus einer anderen … Familie – einer sehr andersartigen Familie. Er wurde depressiv und sonderte sich ab. Alice fand ihn. Wie ich hat sie bestimmte Fähigkeiten, die über das hinausgehen, was für uns normal ist.«
    »Wirklich?«, unterbrach ich ihn. »Aber du hast doch gesagt, du bist der Einzige, der Gedanken hören kann.«
    »Das stimmt ja auch – sie kann andere Sachen. Sie sieht Dinge – Dinge, die passieren könnten, die bevorstehen. Aber es ist sehr subjektiv. Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt. Dinge ändern sich.«
    Sein Unterkiefer verhärtete sich, als er das sagte; er warf einen Blick auf mein Gesicht, wandte ihn aber so schnell wieder ab, dass ich meiner Wahrnehmung kaum traute.
    »Und was sind das für Dinge, die sie sieht?«
    »Zum Beispiel sah sie Jasper und wusste, dass er nach ihr suchte, bevor er es selbst wusste. Dann sah sie Carlisle und unsere Familie, und so machten sie sich gemeinsam auf die Suche nach uns. Außerdem reagiert sie außergewöhnlich sensibel auf nichtmenschliche Wesen und weiß immer, wenn Artgenossen von uns in der Nähe sind. Und ob sie eine Bedrohung darstellen.«
    »Habt ihr denn viele … Artgenossen?« Ich war überrascht. Wie viele wohl unerkannt unter Menschen lebten?
    »Nein, nicht viele. Und die wenigsten lassen sich an einem Ort nieder. Nur diejenigen, die wie wir die Jagd auf euch« – er warf einen verschmitzten Blick in meine Richtung – »aufgegeben haben, können sich überhaupt unter Menschen mischen. Wir haben bislang nur eine Familie gefunden, die genauso lebt, in einem kleinen Dorf in Alaska. Für eine Weile schlossen wir uns ihnen an, aber wir waren so viele, dass es auffällig wurde. Wer sich für unseren … Lebensstil entscheidet, neigt dazu, sich mit anderen zusammenzutun.«
    »Und die anderen?«
    »Die meisten sind Nomaden. Wir haben alle irgendwann mal so gelebt. Es verliert seinen Reiz, wie so vieles andere

Weitere Kostenlose Bücher