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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Zettel mit der handgeschriebenen Notiz am Eingang, dass das Studio während der Ferien geschlossen war. Vorsichtig griff ich nach der Klinke – die Tür war offen. Dann holte ich tief Luft und trat ein.
    Der Vorraum war kühl, dunkel und leer. Das einzige Geräusch war das Surren der Klimaanlage. Schalensessel aus Plastik standen gestapelt an den Wänden, die Auslegeware roch nach Teppichspray. Ich sah, dass der kleinere der beiden Säle dunkel, der größere dagegen hell erleuchtet war.
    Dann hörte ich meine Mutter nach mir rufen.
    »Bella? Bella?« Derselbe panische, hysterische Tonfall. Ich rannte zur Tür, auf die Stimme zu.
    »Bella, hast du mir einen Schrecken eingejagt! Mach das nie wieder, hast du gehört!«
    Ich kam in den langen, hohen Raum und schaute mich um, suchte nach ihr, konnte sie aber nirgendwo sehen. Sie lachte; ich fuhr herum.
    Und da war sie, auf dem Fernsehbildschirm, und verwuschelte mir erleichtert die Haare. Es war an Thanksgiving, und ich war zwölf. Wir hatten meine Großmutter in Kalifornien besucht, im Jahr vor ihrem Tod. Am Tag der Aufnahme waren wir ans Meer gefahren, und ich hatte mich zu weit über die Hafenmauer gelehnt. Beim Versuch, die Balance wiederzufinden, ruderten meine Beine in der Luft, und Mom schrie ängstlich auf: »Bella? Bella?«
    Und dann wurde der Bildschirm blau.
    Langsam drehte ich mich um. Er stand so bewegungslos am Hinterausgang, dass ich ihn vorher übersehen hatte. Wir starrten uns an, und dann lächelte er.
    Er kam auf mich zu, ging dann aber an mir vorbei, um die Fernbedienung neben dem Videorecorder abzulegen. Ich folgte ihm mit den Augen.
    »Tut mir leid, Bella«, sagte er wohlwollend. »Aber es ist doch eigentlich besser, dass wir deine Mutter nicht hineinziehen mussten in die ganze Sache, findest du nicht auch?«
    Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Meine Mutter war in Sicherheit. Sie hatte Florida nie verlassen und meine Nachricht gar nicht bekommen. Sie hatte keine Angst ausstehen müssen, hatte nie den Blick dieser dunkelroten Augen in dem unnatürlich blassen Gesicht auf sich gespürt, so wie ich jetzt. Sie war in Sicherheit.
    »Ja«, antwortete ich erleichtert.
    »Du scheinst gar nicht verärgert zu sein, dass ich dich reingelegt habe.«
    »Bin ich auch nicht.« Meine plötzliche Hochstimmung machte mich mutig. Wie ich mich jetzt verhielt, war ohnehin egal. Bald war alles vorüber, Charlie und Mom würde nichts zustoßen, sie würden keine Angst erleiden. Ich war fast schon aufgekratzt, obwohl mein Verstand mir sagte, dass ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand.
    »Wie eigenartig. Du meinst es wirklich ernst.« Er musterte mich aufmerksam. Die Iris seiner Augen war fast vollständig schwarz, nur an den Rändern leuchtete sie noch schwach rubinrot. Er war durstig. »Ihr Menschen seid manchmal recht interessant, da muss ich deinen seltsamen Vampiren zustimmen. Ich kann mir vorstellen, dass es einen gewissen Reiz hat, euch zu beobachten. Es ist schon erstaunlich – einige von euch scheinen vollkommen uneigennützig zu sein.«
    Der Jäger stand mit verschränkten Armen wenige Meter entfernt und betrachtete mich neugierig. Seine Haltung, seine Miene – all das wirkte nicht im Geringsten bedrohlich. Nichts an ihm, weder sein Gesicht noch sein Körper, war auf irgendeine Weise bemerkenswert; abgesehen von der weißen Haut und den Augenringen, an die ich mich so gewöhnt hatte, sah er vollkommen durchschnittlich aus. Er trug ein hellblaues Hemd mit langen Ärmeln und ausgeblichene Jeans.
    »Ich nehm an, du erzählst mir gleich, dass dein Freund dich rächen wird«, sagte er, und in seiner Stimme schwang Hoffnung mit.
    »Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Zumindest habe ich ihn darum gebeten.«
    »Und wie hat er darauf reagiert?«
    »Weiß ich nicht.« Es war eigenartig leicht, mit diesem weltmännisch plaudernden Jäger zu reden. »Ich hab ihm einen Brief geschrieben.«
    »Wie romantisch, ein Abschiedsbrief. Und meinst du, er wird deinen Wunsch respektieren?« Sein Tonfall wurde härter, Sarkasmus mischte sich unter die Höflichkeit.
    »Das hoffe ich.«
    »Hmmm. Dann gehen unsere Hoffnungen wohl auseinander. Mir ging das nämlich alles ein bisschen zu einfach und zu schnell. Und ehrlich gesagt, ich bin ein wenig enttäuscht. Ich hatte eine viel größere Herausforderung erwartet. Dabei brauchte ich nichts weiter als ein bisschen Glück.«
    Ich blieb stumm.
    »Als Victoria nicht an deinen Vater herankam, schickte ich sie los,

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