Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
ursprüngliche Absicht war – viel länger konnte er das nicht mehr ausdehnen.
Lass es schnell zu Ende sein, war mein letzter Gedanke, bevor mit dem Blut auch mein Bewusstsein schwand. Meine Augenlider senkten sich.
Ich hörte das triumphierende Knurren des Jägers, doch es klang, als wäre ich unter Wasser. Durch einen langen Tunnel sah ich seine dunkle Gestalt auf mich zukommen. Mit allerletzter Kraft hob ich eine Hand vor mein Gesicht; dann waren meine Augen geschlossen und ich sank.
D er Engel
Und als ich sank, träumte ich.
Ich trieb im dunklen Wasser und vernahm den wundervollsten Klang, der in meiner Vorstellung existierte. Er war ebenso schön und erhebend wie gespenstisch: Es war ein Knurren – noch wilder, noch wütender, doch aus einer anderen Kehle.
Ein scharfer Schmerz in meiner Hand riss mich hoch, fast bis zur Oberfläche, doch nicht weit genug, dass meine Augen sich öffneten.
Und dann wusste ich, dass ich tot war.
Denn durch das schwere Wasser, das mich umgab, hörte ich einen Engel meinen Namen sagen und mich zu sich rufen, in den einzigen Himmel, den ich ersehnte.
»O nein, Bella, nein!«, rief die Stimme mit panischem Entsetzen.
Im Hintergrund hörte ich andere Geräusche, einen grässlichen, tumultartigen Lärm, vor dem ich zurückschreckte – zuerst ein böses, tiefes Knurren, dann ein fürchterliches Krachen und ein schrilles Heulen, das abrupt abbrach.
Doch ich versuchte die schlimmen Geräusche auszublenden und konzentrierte mich auf die Stimme des Engels.
»Bella, bitte nicht! Hör mir zu, Bella … bitte, Bella, bitte!«
Ja, wollte ich sagen. Alles, was du willst. Aber meine Lippen waren nicht da, ich spürte sie nicht.
»Carlisle!«, rief der Engel, und seine wunderschöne Stimme war erfüllt von Schmerz. »Bella, Bella, nein, bitte, nein!« Seine Stimme brach, und der Engel schluchzte, lautlos, ohne Tränen.
Der Engel durfte nicht weinen, das war nicht richtig. Ich wollte zu ihm, wollte ihm sagen, dass alles gut ist, doch das Wasser war tief, schwer lastete es auf mir, und ich bekam keine Luft.
Dann spürte ich einen Druck auf meinem Kopf, es tat weh. Der Schmerz drang durch die Dunkelheit in mein Bewusstsein und hatte andere Schmerzen im Gefolge, stärkere Schmerzen. Ich schrie auf, schnappte nach Luft, schnellte hoch aus der dunklen Schwerelosigkeit.
»Bella!«, schrie der Engel.
»Sie hat Blut verloren, aber die Wunde am Kopf ist nicht tief«, hörte ich eine ruhige Stimme sagen. »Pass auf ihr Bein auf, es ist gebrochen.«
Wütendes Heulen drang aus dem Mund des Engels.
Ich spürte ein Stechen in meiner Seite. Konnte das der Himmel sein? So voller Schmerz?
»Wahrscheinlich auch ein paar Rippen«, fuhr die sachliche Stimme fort. Sie gehörte Carlisle.
Langsam flauten das Stechen und der Druck ab und etwas anderes trat an ihre Stelle: ein glühender Schmerz in meiner Hand, der alles andere überdeckte.
Jemand verbrannte mich.
»Edward.« Ich wollte es ihm sagen, doch die Worte waren wie Lava in meinem Mund, schwer und zähflüssig; ich verstand mich selbst nicht.
»Bella, wir kriegen dich wieder hin. Hörst du mich, Bella? Ich liebe dich.«
»Edward«, setzte ich noch einmal an. Meine Stimme wurde etwas klarer.
»Ich bin hier.«
»Es tut weh«, wimmerte ich.
»Ich weiß, Bella, ich weiß.«
»Kannst du nichts dagegen machen?«, fragte eine Stimme, ein Stück von mir entfernt.
»Meine Tasche, bitte … du wirst sehen, Alice, es hilft«, versprach Carlisle.
»Alice?«, stöhnte ich.
»Sie ist hier, sie wusste, wo wir dich finden würden«, sagte Edward.
»Meine Hand tut weh«, versuchte ich ihm klarzumachen.
»Ich weiß, Bella. Carlisle gibt dir gleich was, dann hört es auf.«
»Meine Hand brennt!«, schrie ich und brach endlich an die Oberfläche, heraus aus der Dunkelheit. Meine Augen flogen auf, doch ich konnte ihn nicht sehen – etwas Trübes, Warmes verschleierte meine Sicht. Bemerkte denn keiner das Feuer? Warum löschten sie es nicht endlich!?
»Bella?«, fragte er mit verängstigter Stimme.
»Das Feuer! Macht doch das Feuer aus!«, schrie ich.
»Carlisle! Ihre Hand!«
»Er hat sie gebissen.« Carlisles Stimme klang nicht länger ruhig, sondern entsetzt.
Ich hörte, wie Edward der Atem stockte.
»Edward, du musst es tun.« Die Stimme von Alice, ganz nah an meinem Kopf. Kühle Finger strichen über die Nässe in meinen Augen.
»Nein!«, brüllte er.
»Alice«, stöhnte ich.
»Vielleicht gibt es eine Möglichkeit«, sagte
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