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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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überrascht, als ich sie auf der Lichtung wiedersah. Vielleicht können sich deine Freunde ja damit trösten: Ich bekomme dich, dafür haben sie Alice bekommen. Das einzige meiner Opfer, das je entkommen ist – eine ziemliche Ehre.
    Und sie roch so köstlich! Ich ärgere mich immer noch, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, von ihr zu kosten. Sei mir nicht böse, aber sie roch sogar noch besser als du. Dabei hast du auch einen sehr schönen Geruch. Irgendwie blumig …«
    Der Jäger kam näher und stand nun direkt vor mir. Er nahm eine Strähne meiner Haare zwischen seine Finger, roch genießerisch daran und legte sie sorgsam wieder ab. Ich spürte seine kühlen Fingerspitzen an meinem Hals; dann glitt er mit der Hand über mein Kinn und strich, das Gesicht voller Neugier, einmal mit dem Daumen über meine Wange. Ich wollte nur noch davonlaufen und war doch so erstarrt, dass ich nicht einmal zurückzucken konnte.
    »Nein«, murmelte er vor sich hin, als er seine Hand fallen ließ. »Ich versteh’s einfach nicht.« Er seufzte. »Na dann, ich denke, wir sollten zur Sache kommen, damit ich deine Freunde anrufen und ihnen mitteilen kann, wo sie dich und meine kleine Botschaft finden können.«
    Mittlerweile war mir richtig übel. Er würde mir wehtun, das sah ich in seinen Augen. Es genügte ihm nicht, zu gewinnen, seinen Durst zu löschen und zu verschwinden. Die Gnade eines schnellen Endes würde er mir nicht erweisen. Meine Knie zitterten so sehr, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte.
    Er trat einen Schritt zurück und umkreiste mich wie ein Museumsbesucher, der in die Betrachtung einer Statue versunken ist. Noch immer wirkte er freundlich und charmant.
    Urplötzlich ließ er sich nach vorne fallen und ging in die Kauerstellung, die ich bereits kannte. Sein liebenswürdiges Lächeln verzog sich, immer weiter, bis nur noch grotesk entblößte, blitzende Zähne zu sehen waren.
    Ich konnte nicht anders, ich versuchte zu fliehen. So nutzlos es war, sowenig mich meine wackligen Beine überhaupt noch trugen – die Panik überwältigte mich, und ich stürzte auf den Notausgang zu.
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte er mir den Weg abgeschnitten. Ich sah nicht, ob es seine Hand oder sein Fuß war, dafür ging es zu schnell – ich spürte nur, dass ich einen ungeheuren Schlag auf die Brust erhielt und rückwärts durch den Raum flog. Dann hörte ich, wie mein Kopf in den Spiegel schlug, wie das Glas klirrend zerbarst und auf den Boden regnete.
    Doch ich war zu betäubt, um Schmerzen zu empfinden. Ich konnte nicht atmen.
    Langsam kam er auf mich zu.
    »Das ist ein wirklich hübscher Effekt«, sagte er freundlich und betrachtete die Scherben. »Ich hatte mir schon gedacht, dass der Raum die Handlung meines kleinen Films sehr schön unterstreichen wird. Deshalb habe ich ihn auch als Treffpunkt ausgesucht. Perfekt, findest du nicht?«
    Ich ignorierte ihn, kämpfte mich auf alle viere hoch und kroch auf die Eingangstür zu.
    Sofort stand er über mir und trat mit voller Wucht auf mein Bein. Zuerst hörte ich nur das abscheuliche Knacken, doch dann spürte ich auch den Schmerz und konnte den Schrei nicht länger zurückhalten. Ich versuchte mich hinzusetzen und griff nach meinem Bein; er stand vor mir und lächelte.
    »Möchtest du deinen letzten Wunsch vielleicht noch einmal überdenken?«, fragte er und berührte mit der Fußspitze mein gebrochenes Bein. Ich hörte einen durchdringenden Schrei – es war meiner.
    »Möchtest du nicht doch, dass Edward mich findet?«, fragte er weiter.
    »Nein!«, krächzte ich. »Nein, Edward, er –« Doch bevor ich weiterreden konnte, schlug mir etwas ins Gesicht und ich landete wieder in den zerbrochenen Spiegeln.
    Trotz des Schmerzes in meinem Bein spürte ich den langen, tiefen Schnitt in meiner Kopfhaut. Mit beängstigender Geschwindigkeit breitete sich die warme Nässe in meinen Haaren aus. Ich merkte, wie mir das Blut am Kopf hinablief, mein T-Shirt durchnässte und auf den Holzboden tropfte. Sein Geruch drehte mir den Magen um.
    Obwohl die Übelkeit und der Schwindel meine Sinne vernebelten, sah ich plötzlich etwas, das mir neue – letzte – Hoffnung gab. Sein Blick war nicht mehr nur eindringlich, wie vorher, sondern brannte vor unkontrollierbarem Begehren. Das Blut, das sich dunkelrot in mein weißes T-Shirt saugte und auf dem Boden zu immer größeren Pfützen zusammenlief, trieb ihn in den Wahnsinn; er hielt es nicht mehr aus vor Durst. Was auch immer seine

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