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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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hierher«, sagte er in einem Ton, der das Thema beendete.
    Um Laurens Aufmerksamkeit wiederzugewinnen, fragte Tyler sie nach ihrer Meinung zu einer CD , die er in der Hand hielt. Das lenkte sie ab.
    Überrascht musterte ich den Jungen mit der tiefen Stimme, doch sein Blick war auf den Wald in unserem Rücken gerichtet. Er hatte gesagt, dass die Cullens nicht hierherkamen, doch sein Ton hatte noch etwas anderes zum Ausdruck gebracht – dass sie nicht durften, dass es ihnen nicht gestattet war hierherzukommen. Sein Auftreten hinterließ ein komisches Gefühl bei mir, das ich zu ignorieren versuchte, doch ohne Erfolg.
    »Und, treibt dich Forks schon in den Wahnsinn?«, fragte Jacob und holte mich aus meiner Versunkenheit.
    »Oh, ich würde sagen, das ist noch untertrieben.« Ich verzog mein Gesicht, und er grinste mitfühlend.
    Die Bemerkung über die Cullens ging mir nicht aus dem Sinn, und plötzlich hatte ich eine Idee. Eine ziemlich blöde Idee, aber was Besseres fiel mir nicht ein. Ich hoffte, dass Jacob noch zu unerfahren mit Mädchen war, um meinen ganz sicher erbarmungswürdigen Flirt-Versuch zu durchschauen.
    »Wollen wir ein bisschen am Strand spazieren gehen?«, fragte ich und versuchte Edwards Verführerblick – aus gesenkten Augen nach oben blinzeln – zu imitieren. Er konnte unmöglich auch nur annähernd dieselbe Wirkung haben, aber immerhin sprang Jacob bereitwillig auf.
    Während wir über die vielfarbigen Steine in nördlicher Richtung liefen, auf den Uferdamm aus Treibholz zu, zogen sich über uns die Wolken endgültig zu einer geschlossenen Decke zusammen. Das Meer verdunkelte sich, die Temperatur sank, und ich schob meine Hände tief in die Taschen meiner Jacke.
    »Wie alt bist du eigentlich – so sechzehn?«, fragte ich. Ich versuchte, meine Augenlider so flattern zu lassen, wie ich das bei Mädchen im Fernsehen gesehen hatte, und dabei keinen allzu dämlichen Anblick abzugeben.
    »Ich bin gerade fünfzehn geworden«, erwiderte er geschmeichelt.
    »Ehrlich?«, fragte ich mit gespielter Überraschung. »Ich hätte gedacht, du bist älter.«
    »Ich bin groß für mein Alter«, erklärte er.
    »Bist du öfter mal in Forks?«, fragte ich, als hoffte ich auf eine positive Antwort. Ich kam mir idiotisch vor und rechnete jeden Augenblick damit, dass er mich durchschaute und wütend von dannen zog. Vorerst jedoch schien er geschmeichelt zu sein.
    »Leider nicht«, erwiderte er geknickt. »Aber wenn mein Auto erst mal fertig ist, kann ich so oft kommen, wie ich will. Das heißt, sobald ich meinen Führerschein hab.«
    »Wer ist eigentlich der andere Junge, mit dem Lauren gesprochen hat? Er kam mir schon ein bisschen zu alt vor, um mit uns rumzuhängen.« Ich sortierte mich absichtlich bei den Jüngeren ein.
    »Das ist Sam, der ist neunzehn «, erklärte er.
    »Ich hab das gar nicht so richtig mitbekommen – was hat er noch mal über die Cullens gesagt?«, fragte ich beiläufig.
    »Die Cullens? Sie sind nicht erwünscht im Reservat«, bestätigte er, was ich auf Grund von Sams Tonfall bereits vermutet hatte. Während er sprach, wandte er seinen Blick ab und schaute aufs Meer hinaus, in Richtung James Island.
    »Warum denn nicht?«
    Er blickte mich wieder an und biss sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht – eigentlich darf ich darüber nicht reden.«
    »Ich erzähl’s nicht weiter, ich bin bloß neugierig.« Ich versuchte mich an einem verführerischen Lächeln und hoffte, dass ich nicht zu dick auftrug.
    Doch er erwiderte mein Lächeln – es sah aus, als hätte er angebissen. Er zog eine Augenbraue hoch und ließ seine Stimme noch etwas rauer klingen als zuvor.
    »Stehst du auf Schauergeschichten?«, fragte er raunend.
    »Und wie!«, sagte ich und strahlte ihn an.
    Jacob ging zu einem Treibholzbaum, dessen Wurzeln wie die hageren Beine einer riesenhaften, bleichen Spinne abstanden. Er lehnte sich gegen eine der bizarr geformten Wurzeln, ich setzte mich vor ihm auf den Baumstamm. Er starrte auf die Steine zu seinen Füßen; um seine Lippen spielte ein Lächeln. Ich sah ihm an, dass er sich Mühe geben würde mit seiner Geschichte, und konzentrierte mich darauf, mir mein enormes Interesse nicht anmerken zu lassen.
    »Kennst du dich ein bisschen aus mit unseren alten Geschichten, über unsere Herkunft und so – also die der Quileute?«, begann er.
    »Nicht so richtig«, gestand ich.
    »Also, da gibt’s jede Menge Legenden, manche stammen angeblich noch aus der Zeit der Sintflut. Es heißt, die

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