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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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seine Hand entrissen und war verschwunden. Bis ich meine Augen scharf gestellt hatte, war er fast zehn Meter zurückgewichen. Er stand am Rand der kleinen Wiese unter einer Tanne und starrte mich mit einem unergründlichen Ausdruck an. Im Schatten des riesigen Baumes waren seine Augen dunkel.
    Die Verletztheit und der Schock versteinerten mein Gesicht. Leer brannten meine Handflächen.
    »Tut mir … leid … Edward«, flüsterte ich. Ich wusste, er konnte es hören.
    »Lass mir einen Moment Zeit«, rief er gerade so laut, dass ich es mit meinem weniger feinen Gehör verstehen konnte. Ich rührte mich nicht.
    Nach etwa zehn unendlich langen Sekunden kam er vorsichtig näher. Zwei Meter vor mir blieb er stehen und sank anmutig in den Schneidersitz, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Er atmete tief durch und lächelte entschuldigend.
    »Es tut mir so leid.« Er zögerte. »Verstehst du, was ich meine, wenn ich sage, ich bin auch nur ein Mensch?«
    Ich nickte einmal, doch mir war nicht nach Lachen zu Mute. Langsam wurde mir bewusst, wie real die Gefahr war, die von ihm ausging, und mir schoss nachträglich das Adrenalin ins Blut. Er konnte das riechen. Sein Lächeln wurde sarkastisch.
    »Bin ich nicht das perfekte Raubtier? Alles an mir wirkt einladend auf dich – meine Stimme, mein Gesicht, selbst mein Geruch . Als ob ich das nötig hätte!« Abrupt kam er wieder auf die Beine, machte einen Satz nach hinten, verschwand und stand einen Moment später wieder unter demselben Baum – im Bruchteil einer Sekunde hatte er die Wiese umrundet.
    »Als ob du mir davonlaufen könntest«, sagte er mit einem bitteren Lachen.
    Er griff nach oben und brach mit einem ohrenbetäubenden Krachen mühelos einen halbmeterdicken Ast vom Baum, balancierte ihn einen Augenblick lang auf seiner Handfläche und schleuderte ihn dann mit atemberaubender Wucht gegen den Stamm eines anderen Baumriesen, an dem er zerschmetterte. Der Baum bebte.
    Und dann stand er wieder vor mir, einen knappen Meter entfernt, regungslos wie eine Statue.
    »Als ob du dich gegen mich wehren könntest«, sagte er sanft.
    Ich saß da und rührte mich nicht – noch nie hatte ich eine solche Angst vor ihm gehabt, noch nie hatte er mich so weit hinter seine sorgsam gepflegte Fassade blicken lassen. Niemals war er mir weniger menschlich erschienen – oder schöner. Kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen saß ich vor ihm, wie eine Maus vor einer Schlange, fixiert vom Blick ihres Jägers.
    Seine wundervollen Augen glühten vor Aufregung; dann wich ganz langsam der Glanz aus ihnen, und seine Gesichtszüge formten eine Maske tiefer, uralter Traurigkeit.
    »Hab keine Angst«, murmelte er. Seine samtene Stimme war ungewollt verführerisch. »Ich verspreche …« Er stockte. »Ich schwöre , dass ich dir nichts tue.« Viel mehr als mich schien er sich selbst überzeugen zu wollen.
    »Hab keine Angst«, flüsterte er wieder und trat mit übertriebener Langsamkeit auf mich zu. Er ließ sich geschmeidig zu Boden sinken, bedacht darauf, keine hastige Bewegung zu machen, bis unsere Gesichter auf derselben Höhe waren, nur dreißig Zentimeter voneinander entfernt.
    »Bitte verzeih mir«, sagte er förmlich. »Ich kann mich zusammenreißen. Du hast mich auf dem falschen Fuß erwischt. Ab sofort zeige ich mich nur noch von meiner besten Seite.«
    Er wartete, doch ich konnte noch immer nicht sprechen.
    »Ich bin heute nicht durstig, ehrlich.« Er zwinkerte.
    Ich musste lachen, doch es klang unsicher und atemlos.
    »Alles okay mit dir?«, fragte er sanft, hob vorsichtig seine glatte, kalte Hand und legte sie langsam wieder in meine.
    Ich betrachtete sie, dann schaute ich ihm in die Augen. Sein Blick war weich und voller Reue. An Stelle einer Antwort fuhr ich fort, die Linien seiner Hand mit meiner Fingerspitze nachzuzeichnen. Dann lächelte ich zaghaft.
    Und er antwortete mit einem strahlenden Lächeln.
    »Also, wo waren wir, bevor mein Betragen so ungehörig wurde?«, fragte er in der ritterlichen Sprache eines vergangenen Jahrhunderts.
    »Ganz ehrlich – ich kann mich nicht erinnern.«
    Verschämt lächelte er. »Ich glaube, wir haben darüber geredet, wovor du Angst hast, abgesehen von den offensichtlichen Dingen.«
    »Stimmt.«
    »Und?«
    Ich senkte meinen Blick wieder auf seine Hand und ließ meinen Finger ziellos über die glatte, irisierende Haut wandern. Die Sekunden verstrichen.
    »Wie schnell ich ungeduldig werde«, seufzte er. Ich schaute ihm in die Augen, und

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