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Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen

Titel: Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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fest und ließ mich schnell wieder los, sobald ich das Hindernis überwunden hatte. Das Gefühl seiner kalten Hand auf meiner Haut führte unweigerlich dazu, dass mein Herz unkontrolliert pochte. Zweimal, als das passierte, schaute er mich so eigenartig an, dass ich überzeugt war, er könnte es irgendwie hören.
    Ich versuchte ihn nicht ständig anzuschauen, verstieß aber immer wieder gegen den Vorsatz. Jedes Mal traf mich seine Schönheit wie ein Schlag und machte mich traurig.
    Die meiste Zeit liefen wir, ohne zu reden. Gelegentlich stellte er mir irgendeine Frage, die er in den vergangenen zwei Tagen noch nicht untergebracht hatte. Er erkundigte sich nach meinen Geburtstagsfeiern, nach meinen Grundschullehrern, nach den Haustieren, die ich als Kind hatte. Ich musste gestehen, dass ich die Sache mit den Tieren aufgegeben hatte, nachdem drei Fische hintereinander infolge meiner Behandlung gestorben waren. Als er das hörte, lachte er, lauter, als ich es gewohnt war; wie Glockenschläge hallten die Echos durch die menschenleeren Wälder.
    Die Wanderung dauerte fast den ganzen Vormittag, doch er zeigte kein einziges Zeichen der Ungeduld. Der Wald breitete sich nach allen Seiten aus – ein unermessliches Labyrinth jahrhundertealter Bäume. Ich begann mich zu sorgen, ob wir je wieder herausfinden würden, doch er bewegte sich in dem grünen Geflecht wie ein Fisch im Wasser; nie schien er auch nur einen Moment an unserer Richtung zu zweifeln.
    Nach einigen Stunden wandelte sich das Licht, das durch das Blätterdach drang – aus dem trüben Olivton wurde ein helleres Jadegrün. Wie angekündigt, war die Sonne hervorgekommen. Zum ersten Mal, seit wir den Wald betreten hatten, durchfuhr mich freudige Erregung – und verwandelte sich rasch in Ungeduld.
    »Sind wir bald da?«, fragte ich mit gespielter Quengeligkeit und tat so, als würde ich schmollen.
    »Fast.« Er lächelte, als er meinen Stimmungswandel bemerkte. »Siehst du das helle Licht dort vorn?«
    Ich starrte angestrengt in den dichten Wald. »Ähm, sollte ich da was sehen?«
    Er grinste. »Na ja, vielleicht ist es für deine Augen noch ein bisschen zu weit.«
    »Zeit für einen Besuch beim Optiker«, grummelte ich. Sein Grinsen wurde breiter.
    Doch dann, nach weiteren hundert Metern, sah ich deutlich eine Lichtung inmitten der Bäume vor uns – ein helles gelbes Leuchten. Ich wurde schneller; mit jedem Schritt wuchs meine Spannung. Er ließ mich vorangehen und folgte mir lautlos.
    Ich erreichte den Rand der Lichtung und trat durch den letzten Ring der Farne auf den schönsten Flecken Erde, den ich je gesehen hatte. Die kleine Wiese, auf der ich stand, beschrieb einen perfekten Kreis und war voller Feldblumen – violetten, gelben und weißen. Von irgendwo in der Nähe hörte ich die plätschernde Melodie eines Baches. Die Sonne stand direkt über uns und füllte den Kreis mit einem Dunst buttrigen Lichtes. Ich ging langsam, fast ehrfürchtig durch das weiche Gras, durch die sich wiegenden Blumen und die warme, golddurchtränkte Luft. Ich wandte mich halb um, um meine Begeisterung mit Edward zu teilen, doch er war nicht hinter mir, wie ich gedacht hatte. Erschrocken fuhr ich ganz herum. Und dann entdeckte ich ihn – er stand noch immer am Rande der Wiese, im dichten Schatten des Blätterdaches, und beobachtete mich mit wachsamem Blick. Erst da fiel mir wieder ein, was die Schönheit der Wiese aus meinen Gedanken getilgt hatte – das Rätsel von Edward und der Sonne, das er mit mir teilen wollte.
    Ich ging einen Schritt auf ihn zu; meine Augen glühten vor Neugier. Sein Blick war verhalten, zögernd. Ich lächelte und streckte einen Arm nach ihm aus. Als ich einen weiteren Schritt auf ihn zu machte, hob er wie zur Warnung seine Hand; ich hielt inne und sank zurück auf meine Fersen.
    Edward schien tief durchzuatmen, und dann trat er in die helle Glut der Mittagssonne.

L amm und Löwe
    Edwards Anblick in der Sonne war ein Schock. Ich starrte ihn zwar schon den ganzen Nachmittag lang an, konnte mich aber einfach nicht daran gewöhnen. Seine Haut war blütenweiß, vielleicht mit dem Hauch einer Rötung von der Jagd am Vortag, und sie glitzerte, als hätte man Tausende winziger Diamanten in sie eingelassen. Er lag vollkommen reglos im Gras; das offene Hemd enthüllte die Skulptur seiner Brust, seine Arme waren unbedeckt und seine zart lavendelfarbenen Lider geschlossen, obwohl er natürlich nicht schlief. Und alles funkelte. Er war eine Statue der

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