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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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meinem einen Arm, aber als er merkte, dass ich nicht so leicht losließ, gab er auf. Ich hatte noch nicht mal gemerkt, dass ich die Arme um die Brust geschlungen hatte. »Das machst du immer, wenn du dich aufregst. Warum?«
    »Es tut weh, an sie zu denken«, flüsterte ich. »Dann ist es, als könnte ich nicht atmen … als würde ich in Stücke zerfallen …« Es war verrückt, wie viel ich Jacob jetzt anvertraute. Wir hatten keine Geheimnisse mehr voreinander.
    Er strich mir übers Haar. »Es ist alles gut, Bella, alles gut. Ich fange nicht wieder davon an. Entschuldige.«
    »Schon okay.« Ich schnappte nach Luft. »Das passiert andauernd. Du kannst nichts dafür.«
    »Wir zwei sind ganz schön fertig, was?«, sagte Jacob. »Immer in der Gefahr, uns zu verlieren.«
    »Jämmerlich«, sagte ich, immer noch atemlos.
    »Immerhin haben wir uns«, sagte er. Der Gedanke schien ihn zu trösten.
    Mich tröstete er auch. »Ja, immerhin«, sagte ich.
    Und wenn wir zusammen waren, war alles gut. Aber Jacob hatte eine schreckliche, gefährliche Aufgabe, die er erledigen musste, und deshalb saß ich oft allein in La Push fest, weil es dort sicherer für mich war, und hatte nichts, womit ich mich von meinen Sorgen ablenken konnte.
    Es war mir unangenehm, immer bei Billy rumzuhängen. Zuerst lernte ich für eine Matheklausur, die nächste Woche anstand, aber ich konnte nicht unendlich lange Mathe pauken. Als ich nichts Zwingendes mehr zu tun hatte, fühlte ich mich verpflichtet, mich mit Billy zu unterhalten – das verlangte die Höflichkeit. Aber Billy war auch nicht besonders gut darin, etwas zur Unterhaltung beizusteuern, und ich fühlte mich unbehaglich.
    Am Mittwoch beschloss ich, zur Abwechslung einmal Emily zu besuchen. Am Anfang war es richtig nett. Emily war ein fröhlicher Mensch, der nie still saß. Ich lief hinter ihr her, während sie in dem kleinen Haus und im Garten herumflitzte, den makellosen Fußboden schrubbte, ein winziges Unkraut auszupfte, ein kaputtes Scharnier reparierte, Wolle in einen alten Webstuhl zog und nebenbei die ganze Zeit kochte. Sie beschwerte sich ein wenig darüber, dass die Jungs jetzt, wo sie so viel herumliefen, noch mehr Hunger hätten, aber ich merkte, dass es ihr im Grunde nichts ausmachte, für sie zu sorgen. Es war angenehm, mit ihr zusammen zu sein – schließlich waren wir jetzt beide Wolfsmädchen.
    Aber nach ein paar Stunden kam Sam vorbei. Ich blieb nur, bis ich in Erfahrung gebracht hatte, dass es Jacob gutging und nichts weiter passiert war, dann ergriff ich die Flucht. Die Aura von Liebe und Glück, die die beiden umgab, war noch schwerer zu ertragen, wenn niemand anders dabei war, der sie abschwächte.
    Also ging ich am Strand spazieren, hin und her über die Steine, immer wieder.
    Das Alleinsein bekam mir nicht. Seit Jacob und ich angefangen hatten, uns alles zu erzählen, hatte ich viel zu viel über die Cullens geredet und viel zu oft an sie gedacht. Ich versuchte mich abzulenken, und es gab vieles, woran ich denken konnte: Ich machte mir schreckliche Sorgen um Jacob und seine Wolfsbrüder, ich hatte Angst um Charlie und die anderen, die sie für Raubtiere hielten, meine Beziehung zu Jacob wurde immer enger, ohne dass ich mich bewusst dafür entschieden hätte, und ich wusste nicht, was ich dagegen machen sollte. Doch keine dieser sehr realen, sehr wichtigen Sorgen konnte auf Dauer den Schmerz in meiner Brust überlagern. Schließlich konnte ich nicht einmal mehr gehen, weil ich keine Luft mehr bekam. Ich setzte mich auf eine Stelle, wo die Steine halbwegs trocken waren, und kauerte mich zusammen.
    So fand Jacob mich, und ich sah ihm an, dass er wusste, was los war.
    »Tut mir leid«, sagte er, zog mich hoch und umfasste meine Schultern. Erst jetzt merkte ich, dass mir kalt war. Seine Wärme ließ mich erschauern, aber wenigstens konnte ich jetzt wieder atmen.
    »Ich verderbe dir die ganzen Frühjahrsferien«, sagte Jacob, als wir zurückgingen.
    »Ach was. Ich hatte sowieso nichts vor. Ich glaub, ich mach mir gar nichts aus den Frühjahrsferien.«
    »Morgen nehm ich mir frei. Die anderen können mal ohne mich losziehen. Dann unternehmen wir irgendwas, was Spaß macht.«
    Das Wort kam mir in meinem jetzigen Leben vollkommen fehl am Platz vor, fast unverständlich. »Spaß?«
    »Genau das brauchst du jetzt. Hmmm …« Nachdenklich schaute er über die hohen grauen Wellen. Während er den Blick über den Horizont schweifen ließ, schien ihm plötzlich etwas

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