Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
ich.
»Weil Ephraim Black der Großvater meines Vaters war und Quil Ateara der Großvater meiner Mutter.«
»Quil?«, fragte ich verwirrt.
»Sein Urgroßvater«, erklärte Jacob. »Der Quil, den du kennst, ist mein Cousin zweiten Grades.«
»Aber was spielt es für eine Rolle, wer deine Urgroßväter waren?«
»Ephraim und Quil waren im letzten Rudel. Der Dritte war Levi Uley. Ich habe es von beiden Seiten im Blut. Ich hatte überhaupt keine Chance. So wie auch Quil keine Chance hat.«
Er sah trostlos aus.
»Und was ist das Beste daran?«, fragte ich, um ihn aufzuheitern.
»Das Beste«, sagte er, und jetzt lächelte er plötzlich wieder, »ist die Geschwindigkeit.«
»Besser als mit dem Motorrad?«
Er nickte begeistert. »Kein Vergleich.«
»Wie schnell kannst du …?«
»Rennen?«, ergänzte er. »Schnell genug. Womit soll ich es vergleichen? Wir haben … wie hieß er noch mal, Laurent? … gefangen. Ich schätze, darunter kannst du dir mehr vorstellen als andere Leute.«
Ja, darunter konnte ich mir etwas vorstellen. Ich konnte es nicht glauben – dass die Wölfe schneller waren als Vampire. Wenn die Cullens rannten, wurden sie unsichtbar, so schnell waren sie.
»Und jetzt erzähl du mir mal was, was ich noch nicht weiß«, sagte er. »Über Vampire. Wie hast du das ausgehalten, mit ihnen zusammen zu sein? Hattest du nicht totale Panik?«
»Nein«, sagte ich kurz angebunden.
Mein Ton ließ ihn einen Moment zögern.
»Warum hat dein Blutsauger diesen James eigentlich umgebracht?«, fragte er plötzlich.
»James hatte versucht, mich umzubringen – für ihn war es wie ein Spiel. Aber er hat verloren. Weißt du noch, als ich im letzten Frühjahr in Phoenix im Krankenhaus lag?«
Jacob atmete scharf ein. »So nah ist er dir gekommen?«
»Sehr, sehr nah.« Ich strich über die Narbe. Jacob bemerkte es, weil er die Hand festhielt, die ich bewegte.
»Was ist das? Die komische Narbe, die sich so kalt anfühlt?« Er betrachtete sie genauer, mit neuen Augen, und jetzt stockte ihm der Atem.
»Ja, es ist das, was du denkst«, sagte ich. »Da hat James mich gebissen.«
Seine Augen traten hervor, und sein Gesicht wurde merkwürdig fahl unter der rostbraunen Haut. Er sah aus, als würde ihm schlecht.
»Aber wenn er dich gebissen hat …? Müsstest du dann nicht …?« Er konnte nicht weitersprechen.
»Edward hat mir das Leben gerettet«, flüsterte ich. »Er hat das Gift herausgesaugt – du weißt schon, wie wenn man von einer Klapperschlange gebissen worden ist.« Ich zuckte zusammen, als es in meiner Brust zu pochen begann.
Doch ich war nicht die Einzige, die zusammenzuckte. Neben mir zitterte Jacob am ganzen Körper. Selbst das Auto wackelte.
»Vorsicht, Jake. Ganz ruhig.«
»Ja«, keuchte er. »Ruhig.« Er schüttelte schnell den Kopf hin und her. Kurz darauf zitterten nur noch seine Hände.
»Alles okay?«
»Ja, so gut wie. Erzähl mir irgendwas anderes. Ich muss an was anderes denken.«
»Was willst du wissen?«
»Ich weiß nicht.« Er hatte die Augen geschlossen und versuchte sich zu beruhigen. »Vielleicht was über die besonderen Fähigkeiten. Konnte noch einer von den anderen Cullens so was? Wie das Gedankenlesen?«
Ich zögerte einen Moment. Stellte man so eine Frage nicht eher einer Spionin als einer Freundin? Aber wozu sollte ich verheimlichen, was ich wusste? Es spielte keine Rolle mehr, und ihm würde es helfen, die Selbstbeherrschung wiederzufinden.
Ich sprach schnell, das Bild von Emilys zerstörtem Gesicht im Kopf, Gänsehaut an den Armen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie der rostbraune Wolf in den Golf passen sollte – wenn Jacob sich jetzt verwandelte, würde er die ganze Werkstatt sprengen.
»Jasper konnte … er konnte sozusagen die Gefühle der Leute um ihn herum kontrollieren. Nicht böswillig, sondern zum Beispiel, um jemanden zu beruhigen. Er wäre Paul bestimmt eine große Hilfe«, stichelte ich matt. »Und Alice konnte in die Zukunft sehen. Aber sie konnte sie nicht mit Gewissheit vorhersagen. Was sie sah, konnte sich verändern, wenn jemand sich doch anders entschied …«
Wie damals, als sie mich hatte sterben sehen … oder als sie gesehen hatte, dass ich eine von ihnen wurde. Zwei Dinge, die nicht passiert waren. Und das eine würde nun auch nie passieren. In meinem Kopf drehte es sich – es war, als würde ich nicht mehr genug Sauerstoff bekommen.
Jacob saß jetzt wieder vollkommen ruhig neben mir.
»Warum machst du das?«, fragte er. Er zog leicht an
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