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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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vor.
    Als Charlie und ich an diesem Abend bei Billy waren, kamen Sam und Emily noch vorbei. Emily brachte einen Kuchen mit, der auch einen härteren Mann als Charlie zum Schmelzen gebracht hätte. Während sie über dieses und jenes plauderten, merkte ich, wie sich Charlies Ressentiments gegen Gangs in La Push, falls er sie je gehegt hatte, in Wohlgefallen auflösten.
    Jake und ich verdrückten uns etwas früher, um noch eine Weile für uns zu sein. Wir gingen in seine Werkstatt und setzten uns in den Golf. Jacob legte den Kopf zurück, die Erschöpfung zeichnete sich in seinem Gesicht ab.
    »Du brauchst ein bisschen Schlaf, Jacob.«
    »Den krieg ich schon irgendwann.«
    Er nahm meine Hand. Seine Haut brannte auf meiner.
    »Ist das eigentlich typisch für Wölfe?«, fragte ich. »Dass du so heiß bist?«
    »Ja. Unsere Körpertemperatur liegt etwas höher als bei normalen Menschen. Zwischen 42 und 43 Grad. Ich friere überhaupt nicht mehr. Ich könnte mich so« – er zeigte auf seinen nackten Oberkörper – »in einen Schneesturm stellen, ohne dass es mir was ausmachen würde. Die Schneeflocken würden sich da, wo ich stehe, in Regentropfen verwandeln.«
    »Und dass deine Wunden ganz schnell heilen, ist das auch typisch für euch?«
    »Ja, willst du mal sehen? Das ist echt cool.« Er riss die Augen auf und grinste. Er beugte sich über mich zum Handschuhfach und kramte eine Weile darin herum. Dann holte er ein Taschenmesser heraus.
    »Nein, das will ich nicht sehen!«, rief ich, als ich begriff, was er vorhatte. »Leg das wieder weg!«
    Jacob kicherte, aber er legte das Messer zurück an seinen Platz. »Na gut. Aber es ist trotzdem praktisch, dass unsere Wunden so schnell verheilen. Man kann ja nicht einfach zum Arzt gehen, wenn man eine Körpertemperatur hat, bei der man eigentlich tot sein müsste.«
    »Ja, da hast du wohl Recht.« Ich dachte einen Moment darüber nach. »Und dass ihr so groß seid, hat das auch damit zu tun? Macht ihr euch deshalb Sorgen um Quil, weil er so wächst?«
    »Ja, und weil sein Großvater gesagt hat, dass man auf Quils Stirn ein Spiegelei braten könnte.« Sofort sah Jacob wieder verzweifelt aus. »Jetzt kann es nicht mehr lange dauern. Es gibt kein bestimmtes Alter … es baut sich immer weiter auf, und auf einmal …« Er brach ab, und es dauerte eine Weile, bis er weitersprechen konnte. »Manchmal kann es vorzeitig ausgelöst werden, wenn man sich wahnsinnig über irgendwas aufregt. Aber ich musste mich über nichts aufregen – ich war glücklich .« Er lachte bitter. »Vor allem deinetwegen. Deshalb ist es bei mir nicht eher passiert. Stattdessen hat es sich in meinem Innern immer weiter angestaut – ich war eine wandelnde Zeitbombe. Weißt du, was bei mir der Auslöser war? Ich kam vom Kino nach Hause und Billy sagte, ich sähe merkwürdig aus. Mehr nicht, aber da bin ich ausgerastet. Und dann bin ich … ich bin explodiert. Ich hätte ihm fast das Gesicht zerkratzt – meinem eigenen Vater!« Er schauderte und wurde blass.
    »Ist es wirklich so schlimm, Jake?«, fragte ich ängstlich. Ich hätte ihm so gern geholfen.
    »Nein, es ist nicht schlimm«, sagte er. »Nicht mehr. Seit du es weißt, ist es viel besser. Vorher war es echt hart.« Er beugte sich zu mir und legte seine Wange auf meinen Kopf.
    Er schwieg eine Zeit lang, und ich fragte mich, was er wohl dachte. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen.
    »Was ist das Schwerste daran?«, flüsterte ich und dachte immer noch, dass ich ihm so gern helfen würde.
    »Das Schwerste ist, dass man jederzeit die Beherrschung verlieren kann«, sagte er langsam. »Das Gefühl, meiner selbst nicht sicher zu sein – dass du vielleicht gar nicht in meiner Nähe sein solltest, dass niemand in meiner Nähe sein sollte. Dass ich ein Monster bin, das jemanden verletzen könnte. Du hast ja Emily gesehen. Sam hat nur eine Sekunde die Beherrschung verloren … und sie war ihm zu nah. Und jetzt kann er es nie wiedergutmachen. Ich höre seine Gedanken – ich weiß, wie er sich fühlt … Wer will schon ein Albtraum sein, ein Monster? Und bei mir geht die Verwandlung ja so schnell vor sich, ich kann das besser als die anderen – bin ich deswegen noch weniger menschlich als Embry oder Sam? Manchmal hab ich Angst, mich selbst zu verlieren.«
    »Ist das schwer? Sich selbst wiederzufinden?«
    »Am Anfang schon«, sagte er. »Man braucht ein wenig Übung, um sich hin- und herzuverwandeln. Aber mir fällt es leichter.«
    »Warum?«, fragte

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