Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
gesagt, dass er nicht hier ist«, murmelte Jacob gereizt.
»War das alles?«, fragte Alice eisig.
»Dann hat er den Hörer aufgelegt«, schoss Jacob zurück. Ein Beben lief über seinen Rücken, und ich bebte mit.
»Du hast ihm gesagt, dass Charlie auf der Beerdigung ist«, erinnerte ich ihn.
Mit einem Ruck wandte Alice den Blick zu mir. »Was hat er genau gesagt?«
»Er hat gesagt › Der ist nicht da ‹ , und als Carlisle gefragt hat, wo Charlie ist, hat Jacob gesagt: › Er ist auf der Beerdigung. ‹ «
Alice stöhnte und sank auf die Knie.
»Sag es mir, Alice«, flüsterte ich.
»Das war nicht Carlisle am Telefon«, sagte sie verzweifelt.
»Nennst du mich einen Lügner?«, knurrte Jacob neben mir.
Alice ging nicht darauf ein, sie schaute in mein verwirrtes Gesicht.
»Das war Edward.« Ihre Worte waren nur ein ersticktes Flüstern. »Er glaubt, du wärst tot.«
Mein Verstand fing wieder an zu arbeiten. Es waren nicht die Worte, die ich gefürchtet hatte, und vor Erleichterung konnte ich wieder klarer denken.
»Rosalie hat ihm erzählt, ich hätte mich umgebracht, stimmt’s?«, sagte ich. Ich seufzte, und die Anspannung wich.
»Ja«, sagte Alice, und ihre Augen blitzten wieder vor Zorn. »Man muss ihr zugutehalten, dass sie es geglaubt hat. Dafür, dass meine Visionen so unzureichend funktionieren, verlassen sie sich viel zu sehr darauf. Aber dass sie ihn aufgespürt hat, um ihm das zu erzählen! Hat sie nicht begriffen … oder kümmerte es sie nicht …?« Ihre Stimme erstarb vor Entsetzen.
»Und als Edward hier angerufen hat, dachte er, Jacob meinte meine Beerdigung«, begriff ich jetzt. Es tat weh zu wissen, wie nah ich seiner Stimme gewesen war. Ich grub die Fingernägel in Jacobs Arm, aber er zuckte nicht mit der Wimper.
Alice sah mich mit einem merkwürdigen Blick an. »Das regt dich gar nicht auf?«, flüsterte sie.
»Na ja, das ist wirklich ein dummer Zufall, aber das wird sich ja alles aufklären. Wenn er das nächste Mal anruft, erfährt er … wie … es … in Wirklichkeit …« Ich verstummte. Unter ihrem Blick blieben mir die Worte im Hals stecken.
Warum war sie so panisch? Warum wechselte ihr Gesichtsausdruck zwischen Mitleid und Entsetzen? Was hatte sie gerade zu Rosalie am Telefon gesagt? Irgendetwas darüber, was sie gesehen hatte … Und Rosalies Reue; Rosalie wäre niemals reumütig wegen irgendwas, das mir zustieß. Aber wenn sie ihrer Familie etwas angetan hätte, ihrem Bruder …
»Bella«, flüsterte Alice. »Edward wird nicht wieder anrufen. Er hat ihr geglaubt.«
»Ich. Verstehe. Nicht.« Ich formte die Worte stumm mit den Lippen. Für die Worte, die sie dazu bringen könnten zu erklären, was sie meinte, fehlte mir die Luft.
»Er fährt nach Italien.«
Es dauerte einen Herzschlag lang, bis ich begriff.
Als Edwards Stimme jetzt zu mir zurückkam, war es nicht die perfekte Imitation meiner Halluzinationen. Es war nur der schwache Abklatsch meiner Erinnerung. Doch die Worte allein reichten aus, um mir die Brust aufzureißen und eine klaffende Wunde zu hinterlassen. Worte aus einer Zeit, da ich alles darauf verwettet hätte, dass er mich liebte.
Nun ja, ich hatte nicht vor, ohne dich weiterzuleben , hatte er gesagt, als wir hier in diesem Zimmer Romeo und Julia beim Sterben zugeschaut hatten. Aber ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte – ich wusste, dass Emmett und Jasper mir niemals dabei helfen würden … daher erwog ich, nach Italien zu reisen und die Volturi herauszufordern … Jedenfalls sollte man die Volturi nicht verärgern. Es sei denn, man will sterben.
Es sei denn, man will sterben.
» NEIN !« Nach den geflüsterten Worten war mein Aufschrei so laut, dass wir alle zusammenzuckten. Das Blut schoss mir ins Gesicht, als mir klarwurde, was Alice gesehen hatte.
»Nein! Nein, nein, nein! Das kann er nicht machen! Nein!«
»In dem Moment, als Jacob bestätigte, dass es zu spät sei, dich zu retten, stand sein Entschluss fest.«
»Aber er … er hat mich verlassen! Er wollte mich nicht mehr! Was kann es ihm schon ausmachen? Er wusste doch, dass ich irgendwann sterben würde!«
»Ich glaube nicht, dass er je vorhatte, dich lange zu überleben«, sagte Alice ruhig.
»Wie kann er es wagen!«, schrie ich. Jetzt war ich wieder auf den Füßen, und Jacob erhob sich unschlüssig, um sich zwischen Alice und mich zu stellen.
»Oh, geh weg, Jacob!« Ungeduldig boxte ich mich an seinem zitternden Körper vorbei. »Was machen wir jetzt?«, fragte ich
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