Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
mir nicht sicher, ich sehe ihn dauernd etwas anderes tun, er entscheidet sich immer wieder um … Ein Amoklauf durch die Stadt, die Wachen niederschlagen, auf der großen Piazza ein Auto über den Kopf stemmen … alles Mögliche, was sie bloßstellen würde – er weiß, dass er sie damit am schnellsten zum Handeln zwingen könnte … Nein, kannst du nicht.« Alice’ Stimme wurde immer leiser, bis ich sie kaum noch verstehen konnte, obwohl ich direkt neben ihr saß. Umso konzentrierter lauschte ich. »Sag Emmett, dass er das lassen soll … Dann fahr Emmett und Rosalie hinterher und hol sie zurück … Überleg doch mal, Jasper. Was wird er wohl tun, wenn er einen von uns sieht?«
Sie nickte. »Genau. Ich glaube, Bella ist unsere einzige Chance, wenn wir überhaupt eine haben … Ich tue mein Möglichstes, aber bereite Carlisle auf das Schlimmste vor – es sieht nicht gut aus.«
Dann lachte sie, und ihre Stimme stockte. »Daran habe ich auch schon gedacht … Ja, versprochen.« Ihre Stimme wurde flehend. »Nein, komm mir nicht hinterher. Ich verspreche es dir, Jasper. Irgendwie komme ich da raus … Und ich liebe dich.«
Sie legte auf und lehnte sich mit geschlossenen Augen in den Sitz zurück. »Ich hasse es, ihn anzulügen.«
»Du musst mir alles erzählen, Alice«, flehte ich. »Ich verstehe das nicht. Warum hast du Jasper gesagt, er soll Emmett aufhalten? Warum sollen sie nicht kommen und uns helfen?«
»Aus zwei Gründen«, flüsterte sie, immer noch mit geschlossenen Augen. »Den ersten habe ich ihm genannt. Wir könnten versuchen, Edward selbst aufzuhalten – wenn Emmett ihn zu fassen bekäme, könnten wir ihn womöglich aufhalten und davon überzeugen, dass du lebst. Aber wir können uns ja nicht an Edward heranschleichen. Und wenn er merkt, dass wir hinter ihm her sind, beeilt er sich nur umso mehr. Dann wirft er womöglich einen Buick durch eine Mauer oder so, und dann bringen die Volturi ihn um. Womit wir beim zweiten Grund wären, und den konnte ich Jasper nicht verraten. Denn wenn sie dort sind und die Volturi Edward töten, dann würde es zum Kampf kommen. Bella.« Sie schlug die Augen auf und sah mich flehend an. »Wenn wir nur die leiseste Chance hätten zu gewinnen … wenn wir vier meinen Bruder retten könnten, indem wir für ihn kämpfen, dann wäre es etwas anderes. Doch das können wir nicht, und ich will Jasper nicht auf diese Weise verlieren.«
Ich begriff, warum sie mit ihrem Blick um Verständnis flehte. Sie schützte Jasper, auf unsere Kosten – und vielleicht auch auf Edwards Kosten. Ich konnte sie verstehen, ich machte ihr keinen Vorwurf. Ich nickte.
»Aber kann Edward dich nicht hören?«, fragte ich. »Weiß er nicht, sobald er deine Gedanken hört, dass ich lebe und dass das Ganze völlig unnötig ist?«
Nicht dass sein Verhalten sich irgendwie rechtfertigen ließ, so oder so. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass er so auf meinen vermeintlichen Tod reagieren konnte. Es war völlig absurd! Ich erinnerte mich noch schmerzlich genau an seine Worte an jenem Tag auf dem Sofa, als wir zuschauten, wie Romeo und Julia sich umbrachten, erst sie, dann er. Ich hatte nicht vor, ohne dich weiterzuleben , hatte er gesagt, als wäre das die einzig logische Konsequenz. Doch die Worte, die er im Wald gesagt hatte, als er mich verließ, hatten das alles zunichtegemacht – mit aller Macht.
»Wenn er zuhören würde, könnte er das«, erklärte sie. »Aber ob du es glaubst oder nicht, man kann auch in Gedanken lügen. Selbst wenn du gestorben wärst, würde ich versuchen, ihn aufzuhalten. Und dann würde ich › Sie lebt, sie lebt ‹ denken, so fest ich könnte. Und das weiß er.«
Ich knirschte frustriert mit den Zähnen.
»Wenn ich das hier irgendwie ohne dich machen könnte, Bella, würde ich dich nicht in solch eine Gefahr bringen. Es ist nicht richtig.«
»Sei nicht albern. Ich bin die Letzte, um die du dir Sorgen machen solltest.« Ich tat ihre Bedenken mit einem ungeduldigen Kopfschütteln ab. »Was hast du eigentlich damit gemeint, als du gesagt hast, du musstest Jasper anlügen?«
Sie lächelte grimmig. »Ich habe ihm versprochen, mich aus dem Staub zu machen, bevor sie auch mich umbringen. Das kann ich überhaupt nicht versprechen – unmöglich.« Sie sah mich eindringlich an, als wollte sie mich dazu bringen, die Gefahr ernster zu nehmen.
»Wer sind diese Volturi?«, flüsterte ich. »Warum sind sie so viel gefährlicher als Emmett, Jasper, Rosalie und du?« Es war
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