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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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unmöglich zulassen. Nicht, wenn sie wollten, dass ihre Stadt auch weiterhin kein Aufsehen erregte.
    Ich schaute in das leicht graue Glühen, das durch die Fenster drang. »Wir kommen zu spät«, flüsterte ich, und vor Panik versagte mir die Stimme.
    Sie schüttelte den Kopf. »Im Augenblick neigt er zum Melodramatischen. Er will das größtmögliche Publikum haben, also wird er die große Piazza wählen, direkt unter dem Glockenturm. Die Mauern sind dort hoch. Er wird warten, bis die Sonne direkt im Zenit steht.«
    »Dann haben wir bis Mittag?«
    »Wenn wir Glück haben. Wenn er bei seinem Entschluss bleibt.«
    Der Pilot verkündete über die Bordsprechanlage, zuerst auf Französisch und dann auf Englisch, dass wir nun landen würden. Es machte »pling«, und die Lämpchen für die Sicherheitsgurte leuchteten auf.
    »Wie weit ist es von Florenz nach Volterra?«
    »Kommt ganz drauf an, wie schnell man fährt … Bella?«
    »Ja?«
    Sie sah mich forschend an. »Hast du eigentlich was gegen Autodiebstahl?«
    Wenige Schritte neben mir hielt mit quietschenden Reifen ein leuchtend gelber Porsche, quer über dem Heck stand in kursiven silbernen Lettern das Wort TURBO . Alle Leute auf dem überfüllten Flughafenvorplatz starrten auf das Auto.
    »Mach schon, Bella!«, rief Alice ungeduldig durch das geöffnete Beifahrerfenster.
    Ich lief hinüber, sprang in den Wagen und dachte, dass ich ebenso gut einen schwarzen Strumpf über dem Gesicht tragen könnte.
    »Mensch, Alice«, beschwerte ich mich. »Konntest du nicht ein noch auffälligeres Auto klauen?«
    Der Innenraum war mit schwarzem Leder verkleidet, die Scheiben waren getönt. Man fühlte sich geborgen im Wageninnern, wie in der Nacht.
    Alice fädelte sich bereits – mit viel zu hoher Geschwindigkeit – durch den dichten Flughafenverkehr, huschte in winzige Lücken zwischen den Autos, während ich immer wieder zusammenzuckte und nach dem Sicherheitsgurt suchte.
    »Entscheidend ist«, sagte sie, »ob ich ein schnelleres Auto hätte klauen können, und das glaube ich nicht. Ich hatte Glück.«
    »Das wird uns an der Straßensperre bestimmt ein Trost sein.«
    Sie lachte trällernd. »Vertrau mir, Bella. Wenn eine Straßensperre errichtet wird, dann höchstens hinter uns.« Und zum Beweis trat sie fest aufs Gas.
    Ich hätte wohl aus dem Fenster schauen sollen, als zuerst Florenz und dann die Landschaft der Toskana an uns vorbeisausten. Dies war meine allererste Reise überhaupt, und vielleicht auch meine letzte. Doch Alice’ Fahrstil jagte mir Angst ein, obwohl ich wusste, dass ich ihr am Steuer vertrauen konnte. Außerdem hatte ich viel zu große Panik, um die Hügel oder die von Mauern umgebenen Städte, die aus der Ferne aussahen wie Burgen, überhaupt wahrzunehmen.
    »Kannst du noch mehr sehen?«
    »Irgendetwas ist da im Gange«, murmelte Alice. »Ein Fest oder so. In den Straßen sind ganz viele Menschen und rote Fahnen. Der Wievielte ist heute?«
    Ich war mir nicht ganz sicher. »Vielleicht der Fünfzehnte?«
    »Das nenne ich Ironie des Schicksals. Heute ist der Tag des heiligen Markus.«
    »Und das heißt?«
    Sie kicherte finster. »Die Stadt feiert jedes Jahr ein Fest. Der Legende nach vertrieb vor tausendfünfhundert Jahren ein christlicher Missionar namens Pater Marcus – der Marcus der Volturi – alle Vampire aus Volterra. Der Legende nach ist er in Rumänien den Märtyrertod gestorben, nachdem er versucht hatte, die Vampirplage zu bekämpfen. Das ist natürlich Unsinn – in Wirklichkeit hat er die Stadt nie verlassen. Aber daher kommt dieser ganze abergläubische Kram mit Kreuzen und Knoblauch und dergleichen. Pater Marcus hat sie schließlich erfolgreich eingesetzt. Und Volterra wird nicht mehr von Vampiren geplagt, also scheint es zu funktionieren.« Ihr Lächeln war zynisch. »Inzwischen ist es mehr ein Stadtfest und eine Würdigung der Polizei, schließlich ist Volterra eine erstaunlich sichere Stadt. Und das hält man der Polizei zugute.«
    Allmählich dämmerte mir, was sie mit »Ironie des Schicksals« gemeint hatte. »Die sind bestimmt nicht begeistert, wenn Edward ihnen ausgerechnet am Festtag des heiligen Markus alles vermasselt, was?«
    Sie schüttelte verbissen den Kopf. »Nein. Sie werden sehr schnell eingreifen.«
    Ich wandte den Blick ab und musste mich beherrschen, um mir nicht zu fest auf die Unterlippe zu beißen. Bluten war im Moment nicht besonders empfehlenswert.
    Die Sonne stand erschreckend hoch am blassblauen Himmel.
    »Er hat immer

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