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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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noch vor, es am Mittag zu tun?«, fragte ich.
    »Ja. Er hat beschlossen zu warten. Und sie warten auf ihn.«
    »Sag mir, was ich tun soll.«
    Sie hielt den Blick auf die kurvenreiche Straße gerichtet – die Tachonadel berührte das rechte Ende der Anzeige.
    »Du brauchst gar nichts zu tun. Er muss dich nur sehen, bevor er in die Sonne tritt. Und er muss dich sehen, bevor er mich sieht.«
    »Wie sollen wir das hinkriegen?«
    Ein kleines rotes Auto schien rückwärtszufahren, als Alice an ihm vorbeibretterte.
    »Wir fahren so weit es geht heran, und dann läufst du in die Richtung, die ich dir zeige.«
    Ich nickte.
    »Gib Acht, dass du nicht stolperst«, fügte sie hinzu. »Für Gehirnerschütterungen haben wir heute keine Zeit.«
    Ich stöhnte auf. Das wäre typisch für mich – alles zu verderben, aus reiner Ungeschicklichkeit die Welt zu zerstören.
    Die Sonne stieg immer höher, während wir ihr entgegenrasten. Sie stand zu strahlend hell am Himmel, und das versetzte mich in Panik. Vielleicht entschloss er sich, gar nicht bis zum Mittag zu warten.
    »Da«, sagte Alice plötzlich und zeigte auf die von Mauern umgebene Stadt auf dem nächsten Hügel.
    Ich starrte hinüber und spürte den allerersten Anflug einer neuen Angst. Seit gestern Morgen – es schien eine Woche her zu sein –, als Alice am Fuß der Treppe seinen Namen ausgesprochen hatte, hatte mich nur eine einzige Angst beherrscht. Doch als ich jetzt auf die alten ockerfarbenen Mauern und Türme starrte, die den steilen Hügel krönten, spürte ich, wie mich eine andere, selbstsüchtigere Angst durchströmte.
    Vermutlich war die Stadt sehr schön. Mir jagte sie nichts als Angst und Schrecken ein.
    »Volterra«, verkündete Alice mit ausdrucksloser, eisiger Stimme.

V olterra
    Wir begannen die steile Straße hinaufzufahren, und der Verkehr wurde immer dichter. Als wir höher kamen, fuhren die Autos so nah hintereinander, dass Alice sich nicht mehr in Windeseile zwischen ihnen hindurchfädeln konnte. Wir drosselten das Tempo und krochen hinter einem kleinen hellbraunen Peugeot her.
    »Alice«, stöhnte ich und schaute auf die Uhr. Die Zeit schien immer schneller zu vergehen.
    »Es gibt keinen anderen Weg in die Stadt«, sagte sie, um mich zu beruhigen. Aber sie klang so angespannt, dass es nicht den gewünschten Effekt hatte.
    Die Autos schlichen weiter, Stoßstange an Stoßstange. Die Sonne knallte vom Himmel, sie schien ihren höchsten Stand schon erreicht zu haben.
    Eins nach dem anderen krochen die Autos auf die Stadt zu. Wir waren schon fast da, als mir auffiel, dass einige Leute ihren Wagen am Straßenrand parkten und ausstiegen, um das letzte Stück zu Fuß zu gehen. Erst dachte ich, sie täten das aus Ungeduld – was ich gut hätte verstehen können. Doch als wir um eine Serpentine bogen, sah ich den überfüllten Parkplatz vor den Stadtmauern, die Menschenmengen, die durch die Tore gingen. Niemand durfte mit dem Auto hindurch.
    »Alice«, flüsterte ich eindringlich.
    »Ich weiß«, sagte sie. Ihr Gesicht war wie aus Eis gemeißelt.
    Jetzt, da wir so langsam fuhren, dass man etwas erkennen konnte, fiel mir auf, dass es sehr windig war. Die Leute, die sich vor dem Tor drängten, hielten ihre Hüte fest und strichen sich die Haare aus dem Gesicht, ihre Kleider blähten sich. Außerdem fiel mir auf, dass die Farbe Rot allgegenwärtig war. Rote T-Shirts, rote Hüte, rote Fahnen, die wie lange Bänder am Tor herabhingen und vom Wind gepeitscht wurden – plötzlich sah ich, wie der leuchtend karmesinrote Schal, den eine Frau sich ums Haar gebunden hatte, von einer Bö erfasst wurde. Er wirbelte hoch und schlängelte sich in der Luft, als wäre er lebendig. Sie sprang ebenfalls hoch und versuchte ihn zu fangen, aber er flatterte immer höher, ein blutiger Farbklecks vor den leblosen alten Mauern.
    »Bella.« Alice sprach schnell, ihre Stimme war leise und erregt. »Ich weiß nicht, wie die Wache hier entscheiden wird – wenn es nicht klappt, musst du allein hinein. Du musst rennen. Frag immer nach dem Palazzo dei Priori und renn in die Richtung, die man dir weist. Verlauf dich nicht.«
    »Palazzo dei Priori, Palazzo dei Priori«, sagte ich immer wieder und versuchte mir den Namen zu merken.
    »Oder frag nach dem Campanile, das ist der Glockenturm. Ich fahre außen herum und versuche eine abgelegene Stelle zu finden, wo ich über die Mauer klettern kann.«
    Ich nickte. »Palazzo dei Priori.«
    »Edward wird beim Glockenturm an der Nordseite der Piazza

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