Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
von dem, was ich dir gesagt habe?«
»Ich weiß noch alles , was du mir gesagt hast.« Auch das, was alles andere zunichtegemacht hatte.
Er fuhr mit seiner kühlen Fingerspitze über meine Unterlippe. »Bella, ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor.« Er schloss die Augen und schüttelte mit einem halben Lächeln den Kopf. Es war kein glückliches Lächeln. »Ich dachte, ich hätte mich damals deutlich ausgedrückt. Bella, in einer Welt, in der es dich nicht gibt, kann ich nicht leben.«
»Ich bin …« Mir schwindelte, als ich nach dem passenden Wort suchte. »… verwirrt.« Das passte. Ich verstand nicht, was er sagte.
Er schaute mir tief in die Augen, sein Blick war ernst. »Ich bin ein guter Lügner, Bella. Das muss ich auch sein.«
Ich erstarrte, meine Muskeln verkrampften sich, als warteten sie auf einen Schlag. Das Loch in meiner Brust war mit einem Mal wieder da; der Schmerz raubte mir den Atem.
Er fasste mich an der Schulter und versuchte meine Starre zu lösen. »Lass mich ausreden! Ich bin ein guter Lügner, aber dass du mir so schnell geglaubt hast.« Er zuckte zusammen. »Das war … unerträglich.«
Ich wartete, immer noch erstarrt.
»Damals im Wald, als ich mich von dir verabschiedet habe …«
Ich verbot mir die Erinnerung daran. Ich versuchte mit aller Macht, im Jetzt zu bleiben.
»Da wolltest du mich nicht gehen lassen«, flüsterte er. »Das habe ich gesehen. Ich wollte das nicht tun, es fühlte sich an, als würde es mich umbringen. Aber ich wusste, wenn ich dich nicht überzeugen könnte, dass ich dich nicht mehr liebte, würdest du viel länger brauchen, dein Leben weiterzuleben. Ich hoffte, wenn du glaubtest, ich wende mich anderen Dingen zu, würdest du dasselbe tun.«
»Ein glatter Bruch«, flüsterte ich, ohne die Lippen zu bewegen.
»Genau. Aber ich hätte nie gedacht, dass du es mir so leicht machen würdest! Ich hätte gedacht, es wäre so gut wie unmöglich – du würdest die Wahrheit so genau kennen, dass ich das Blaue vom Himmel herunterlügen müsste, um auch nur einen Funken des Zweifels in dir zu säen. Ich habe gelogen, und das tut mir so leid – weil ich dir wehgetan habe und weil es alles vergebens war. Es tut mir leid, dass ich dich nicht vor dem beschützen konnte, was ich bin. Ich habe gelogen, um dich zu retten, und bin gescheitert. Das tut mir leid. Aber wie konntest du mir nur glauben? Nachdem ich dir tausendmal gesagt hatte, dass ich dich liebe, wie konnte da ein einziges Wort dein Vertrauen zerstören?«
Ich sagte nichts. Ich war zu erschrocken, um eine vernünftige Antwort zu geben.
»Ich habe es in deinen Augen gesehen – dass du ernsthaft geglaubt hast, ich wollte dich nicht mehr. So eine absurde, lächerliche Vorstellung – als ob ich weiterleben könnte ohne dich!«
Ich war immer noch erstarrt. Seine Worte waren unverständlich, weil sie unmöglich waren.
Er rüttelte mich wieder an der Schulter, nicht fest, aber doch so, dass meine Zähne leicht aufeinanderschlugen.
»Bella.« Er seufzte. »Wirklich, was hast du dir nur gedacht!«
Und da fing ich an zu weinen. Die Tränen schossen mir in die Augen und strömten mir über die Wangen.
»Ich wusste es«, schluchzte ich. »Ich wusste, dass es ein Traum ist.«
»Du bist unmöglich«, sagte er und lachte auf – ein hartes, frustriertes Lachen. »Wie kann ich es so erklären, dass du mir glaubst? Du schläfst nicht und du bist auch nicht tot. Ich bin hier und ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt und ich werde dich immer lieben. Jede Sekunde, da ich fort war, habe ich an dich gedacht und dein Gesicht vor Augen gehabt. Als ich dir sagte, ich wolle dich nicht, war das schwärzeste Blasphemie.«
Ich schüttelte den Kopf, während die Tränen immer weiterflossen.
»Du glaubst mir nicht, oder?«, flüsterte er, und sein Gesicht war noch blasser als sonst – das sah ich sogar in dem schwachen Licht. »Warum kannst du die Lüge glauben, aber nicht die Wahrheit?«
»Es war schon immer abwegig, dass du mich lieben solltest«, erklärte ich, und die Stimme versagte mir. »Das habe ich immer gewusst.«
Er kniff die Augen zusammen und spannte den Kiefer an.
»Ich werde dir beweisen, dass dies kein Traum ist«, versprach er.
Er nahm mein Gesicht fest in die Hände und achtete nicht darauf, dass ich versuchte, den Kopf wegzudrehen.
»Bitte nicht«, flüsterte ich.
Er hielt inne, seine Lippen waren nur Zentimeter von meinen entfernt.
»Warum nicht?«, fragte er. Sein Atem blies mir ins
Weitere Kostenlose Bücher