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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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wunderte mich selbst, wie ruhig und vernünftig das herauskam. Wahrscheinlich, weil ich wie betäubt war. Ich begriff nicht, was er mir da sagte. Es war völlig absurd.
    Er wandte den Blick ab und schaute in die Bäume, dann sagte er: »Natürlich werde ich dich immer in gewisser Weise lieben. Doch was neulich geschehen ist, hat mir gezeigt, dass sich etwas ändern muss. Denn ich bin … ich bin es leid, immerzu etwas vorgeben zu müssen, was ich nicht bin. Ich bin kein Mensch.« Jetzt schaute er mich wieder an, und die eisige Glätte seines perfekten Gesichts war tatsächlich unmenschlich. »Ich habe das viel zu lange zugelassen, und das tut mir leid.«
    »Nein.« Meine Stimme war nur noch ein Flüstern; jetzt drang mir die Wahrheit allmählich ins Bewusstsein und tröpfelte wie Säure durch meine Adern. »Tu das nicht.«
    Er sah mich nur an, und sein Blick verriet mir, dass meine Worte viel zu spät kamen. Er hatte es schon getan.
    »Du bist nicht gut für mich, Bella.« Jetzt drehte er das, was er vorhin gesagt hatte, um, und darauf konnte ich nichts mehr erwidern. Niemand wusste besser als ich, dass ich nicht gut genug für ihn war.
    Ich öffnete den Mund zu einer Antwort und schloss ihn dann wieder. Er wartete geduldig, das Gesicht frei von jeder Gefühlsregung. Ich versuchte es noch einmal.
    »Wenn … wenn du es so willst.«
    Er nickte.
    Mein ganzer Körper wurde taub. Vom Hals an abwärts hatte ich überhaupt kein Gefühl mehr.
    »Aber um einen Gefallen möchte ich dich noch bitten, wenn es nicht zu viel verlangt ist«, sagte er.
    Ich wusste nicht, was er in meinem Blick gesehen hatte, denn als Reaktion darauf flackerte ganz kurz etwas über sein Gesicht. Doch bevor ich es deuten konnte, waren seine Züge schon wieder zu der unbewegten Maske erstarrt.
    »Was du willst«, versprach ich, jetzt mit etwas kräftigerer Stimme.
    Als ich ihn ansah, schmolzen seine eisigen Augen. Das Gold wurde wieder flüssig, mit überwältigender Intensität brannte sich sein Blick in meinen.
    »Tu nichts Dummes oder Waghalsiges«, befahl er und war auf einmal gar nicht mehr distanziert. »Begreifst du, was ich sage?«
    Ich nickte hilflos.
    Sein Blick wurde wieder kühl und unnahbar. »Ich denke selbstverständlich an Charlie. Er braucht dich. Pass auf dich auf – ihm zuliebe.«
    Wieder nickte ich. »Ja«, flüsterte ich.
    Jetzt wirkte er ein kleines bisschen entspannter.
    »Und ich verspreche dir im Gegenzug auch etwas«, sagte er. »Ich verspreche dir, dass du mich heute zum letzten Mal siehst. Ich werde nicht zurückkehren. Ich werde dich nicht noch einmal einer solchen Gefahr aussetzen. Du kannst dein Leben ungestört von mir weiterleben. Es wird so sein, als hätte es mich nie gegeben.«
    Offenbar hatten meine Knie angefangen zu zittern, denn plötzlich schwankten die Bäume. Ich hörte, dass das Blut schneller als sonst hinter meinen Ohren pulsierte. Seine Stimme klang jetzt weiter weg.
    Er lächelte sanft. »Keine Sorge. Du bist ein Mensch – deine Erinnerung ist löchrig wie ein Sieb. Bei euch heilt die Zeit alle Wunden.«
    »Und deine Erinnerungen?«, fragte ich. Es hörte sich an, als wäre mir etwas im Hals stecken geblieben, als würde ich ersticken.
    »Nun ja« – er zögerte einen kurzen Moment –, »ich werde nichts vergessen. Aber wir … wir finden immer schnell Zerstreuung.« Er lächelte, es war ein stilles Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
    Er ging einen Schritt zurück. »Das wäre dann wohl alles. Wir werden dich nicht mehr belästigen.«
    Die Tatsache, dass er in der Mehrzahl sprach, ließ mich aufhorchen – dabei hätte ich nicht gedacht, dass ich überhaupt noch irgendetwas bemerken würde.
    »Alice kommt nicht mehr wieder«, sagte ich. Ich wusste nicht, wie er mich hören konnte – die Worte kamen lautlos heraus –, doch er schien zu verstehen.
    Langsam schüttelte er den Kopf und ließ mein Gesicht dabei nicht aus den Augen.
    »Nein. Sie sind alle fort. Ich bin geblieben, um mich von dir zu verabschieden.«
    »Alice ist weg?«, fragte ich ungläubig.
    »Sie wollte dir auf Wiedersehen sagen, aber ich konnte sie überzeugen, dass ein glatter Bruch besser für dich ist.«
    Mir war schwindlig und ich konnte mich kaum konzentrieren. Seine Worte wirbelten in meinem Kopf herum, und ich hatte die Stimme des Arztes im Krankenhaus von Phoenix im Ohr, als er mir im letzten Frühjahr die Röntgenbilder gezeigt hatte. Hier sehen Sie, dass es ein glatter Bruch ist. Dabei war er mit dem Finger über die

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