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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Aufnahme von meinem verletzten Knochen gefahren. Das ist gut. Heilt leichter und schneller.
    Ich versuchte normal zu atmen. Ich musste mich konzentrieren, um aus diesem Albtraum herauszufinden.
    »Leb wohl, Bella«, sagte er mit derselben ruhigen, friedlichen Stimme.
    »Warte!«, brachte ich mühsam heraus. Ich streckte die Arme nach ihm aus und zwang meine gefühllosen Beine vorwärts.
    Einen Moment lang dachte ich, auch er würde die Arme nach mir ausstrecken. Doch seine kalten Hände umfassten meine Handgelenke und drückten meine Arme sanft herunter. Er beugte sich zu mir herab und drückte mir einen ganz leichten, flüchtigen Kuss auf die Stirn. Ich schloss die Augen.
    »Pass auf dich auf.« Die Worte waren ein kühler Hauch auf meiner Haut.
    Dann erhob sich eine leichte, unnatürliche Brise. Ich riss die Augen auf. Die Blätter eines kleinen Weinblattahorns bebten von dem leichten Wind, den Edward aufgewirbelt hatte.
    Er war weg.
    Obwohl ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, folgte ich ihm mit wackligen Beinen in den Wald. Seine Spur war augenblicklich ausgelöscht worden. Es gab keine Fußabdrücke, die Blätter waren wieder unbewegt, doch ohne nachzudenken, ging ich weiter. Ich konnte nichts anderes tun, ich musste weitergehen. Wenn ich aufhörte, nach ihm zu suchen, wäre es vorbei.
    Die Liebe, das Leben … alles vorbei.
    Immer weiter ging ich. Zeit spielte keine Rolle, während ich mich langsam durch das dichte Unterholz zwängte. Stunden schienen zu vergehen, dann wieder nur Sekunden. Die Zeit war wie eingefroren, weil der Wald immer gleich aussah, ganz egal, wie weit ich ging. Ich befürchtete allmählich, dass ich im Kreis lief, noch dazu in einem sehr kleinen Kreis, doch ich ging weiter. Immer wieder strauchelte ich, und je dunkler es wurde, desto häufiger fiel ich hin.
    Schließlich stolperte ich – um mich herum war es jetzt so schwarz, dass ich keine Ahnung hatte, woran mein Fuß hängengeblieben war – und blieb liegen. Ich drehte mich auf die Seite, so dass ich atmen konnte, und rollte mich auf dem nassen Farngestrüpp zusammen.
    Als ich da lag, hatte ich das Gefühl, dass mehr Zeit vergangen war, als mir bewusst war. Ich hatte keine Ahnung, wie lange der Einbruch der Dunkelheit her war. War es hier nachts immer so dunkel? Bestimmt fand normalerweise ein wenig Mondlicht den Weg durch die Wolken und die Lücken im Blätterdach zum Waldboden.
    Nicht so in dieser Nacht. Heute war der Himmel tiefschwarz. Vielleicht gab es heute keinen Mond – eine Mondfinsternis, Neumond.
    Neumond. Ich zitterte, obwohl mir nicht kalt war.
    Es war lange Zeit schwarz, ehe ich sie rufen hörte.
    Jemand rief meinen Namen. Die Rufe wurden durch das nasse Dickicht um mich herum gedämpft, aber ich hörte eindeutig meinen Namen. Die Stimme erkannte ich nicht. Ich überlegte, ob ich antworten sollte, aber ich war zu benommen und es dauerte lange, bis mir klarwurde, dass ich eigentlich antworten müsste . Und da waren die Rufe schon wieder verstummt.
    Irgendwann später wurde ich vom Regen geweckt. Ich war wohl nicht richtig eingeschlafen; ich befand mich in einer Art gefühlloser Starre. Ich hielt mit aller Kraft an dem tauben Gefühl fest, das mich davor bewahrte zu begreifen, was ich nicht verstehen wollte.
    Der Regen war etwas lästig. Er war kalt. Ich löste die Arme von den Beinen und hielt sie mir übers Gesicht.
    In dem Moment hörte ich wieder die Rufe. Diesmal waren sie weiter entfernt, und manchmal klang es, als würden mehrere Stimmen gleichzeitig rufen. Ich versuchte tief zu atmen. Mir fiel wieder ein, dass ich antworten müsste, aber bestimmt würden sie mich gar nicht hören. Ob ich überhaupt laut genug rufen konnte?
    Plötzlich war da noch ein anderes Geräusch, erschreckend nah. Eine Art Schnüffeln, das Geräusch eines Tiers. Es hörte sich nach einem großen Tier an. Ich überlegte, ob ich Angst haben müsste. Ich hatte keine Angst, ich war immer noch wie betäubt. Es spielte keine Rolle. Das Schnüffeln verschwand.
    Der Regen hörte nicht auf, und ich spürte, wie sich das Wasser unter meiner Wange sammelte. Ich versuchte genug Kraft aufzubringen, um den Kopf zu drehen, als ich das Licht sah.
    Zuerst war es nur ein schwacher Schein im fernen Gebüsch. Dann wurde es immer heller, es leuchtete breitflächig, anders als der schmale Strahl einer Taschenlampe. Jetzt drang das Licht durch den nächsten Busch, und ich sah, dass es eine Gaslaterne war, aber mehr sah ich nicht – das helle Licht blendete mich

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