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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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vor, dass ich mir je Sorgen darüber gemacht hatte, mein Versprechen nicht halten zu können. Warum sollte man sich an eine Abmachung halten, die der andere bereits gebrochen hatte? Wen kümmerte es, ob ich waghalsig und dumm war? Es gab keinen Grund, waghalsige Aktionen zu vermeiden, keinen Grund, keine Dummheiten zu machen.
    Ich lachte grimmig, während ich immer noch um Atem rang. Waghalsig in Forks – ein wirklich aussichtsloses Unterfangen.
    Der schwarze Humor lenkte mich ab, und die Ablenkung half gegen den Schmerz. Ich konnte wieder leichter atmen und schaffte es, mich zurückzulehnen. Obwohl es ein kalter Tag war, stand mir der Schweiß auf der Stirn.
    Ich versuchte mich auf das aussichtslose Unterfangen zu konzentrieren, damit die quälenden Erinnerungen nicht zurückkamen. Es gehörte schon ziemlich viel Phantasie dazu, in Forks waghalsig zu sein – vielleicht mehr, als ich hatte. Aber vielleicht fand ich ja eine Möglichkeit … Vielleicht würde es mir bessergehen, wenn ich nicht mehr als Einzige an einem Pakt festhielt, der schon gebrochen worden war. Wenn auch ich das Versprechen brach. Aber wie könnte ich das hier, in dieser harmlosen Kleinstadt, tun? Natürlich hatte es eine Zeit gegeben, da war Forks nicht so harmlos gewesen. Aber jetzt war die Stadt tatsächlich so, wie sie immer schon gewirkt hatte. Öde und ungefährlich.
    Lange starrte ich zur Windschutzscheibe hinaus, mein Gehirn arbeitete träge – ich konnte meine Gedanken nicht ordnen. Ich schaltete den Motor aus, der nach so langem Leerlauf fürchterlich stöhnte, und ging hinaus in den Nieselregen.
    Der kalte Regen rann mir durchs Haar und lief mir an den Wangen herunter wie Süßwassertränen. Das half den Kopf frei zu bekommen. Ich blinzelte das Wasser aus den Augen und starrte auf die Straße.
    Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, wo ich war. Ich stand auf dem Seitenstreifen der Russell Avenue, direkt vor dem Haus der Cheneys – mein Transporter versperrte ihre Einfahrt. Gegenüber wohnten die Marks. Mir war klar, dass ich den Wagen wieder starten und nach Hause fahren musste. Es war keine gute Idee gewesen, so ziellos herumzufahren – ich war unzurechnungsfähig, eine Gefahr für alle, die unterwegs waren. Außerdem würde mich bald jemand bemerken und Charlie Bescheid geben.
    Ich holte tief Luft und wollte schon weiterfahren, als mein Blick auf ein Schild im Garten der Marks fiel. Es war nur ein großes Stück Pappe, das an ihrem Briefkasten lehnte; mit großen schwarzen Buchstaben war etwas daraufgekritzelt.
    Manchmal passieren solche schicksalhaften Dinge.
    War es Zufall? Oder sollte es so sein? Ich wusste es nicht, aber es kam mir albern vor, es für schicksalhaft zu halten, dass die klapprigen Motorräder, die im Vorgarten der Marks neben dem Schild ZU VERKAUFEN – WIE BESEHEN vor sich hin rosteten, genau da standen, wo ich sie brauchte.
    Also war es vielleicht kein Schicksal. Aber vielleicht gab es ja doch eine Menge Möglichkeiten, waghalsig zu sein, und erst jetzt hatte ich einen Blick dafür.
    Waghalsig und dumm. Das waren die beiden Wörter, die Charlie gern im Zusammenhang mit Motorrädern gebrauchte.
    Im Vergleich zu Polizisten in größeren Städten hatte Charlie nicht besonders viel zu tun, aber zu Verkehrsunfällen wurde er häufig gerufen. Die langen, nassen Landstraßen, die sich durch den Wald schlängelten, sorgten mit ihren unübersichtlichen Kurven dafür, dass an Unfällen kein Mangel herrschte. Doch obwohl so viele riesige Holztransporter um die Kurven donnerten, kamen die meisten Leute mit dem Leben davon. Die Ausnahmen von der Regel waren meist Motorradfahrer, und Charlie hatte schon zu viele Opfer zermatscht auf der Straße gesehen, fast immer junge Leute. Ich war noch nicht mal zehn, da musste ich ihm schon versprechen, mich nie auf ein Motorrad zu setzen. Das Versprechen war mir nicht schwergefallen. Wer wollte hier schon Motorrad fahren? Das wäre wie eine Dusche bei hundert Stundenkilometern.
    So viele Versprechen, die ich gehalten hatte …
    In diesem Moment schien es mir so klar und einfach. Ich wollte dumm und waghalsig sein und ich wollte Versprechen brechen. Warum nur eins?
    So weit war ich mit meinen Überlegungen gekommen, als ich durch den Regen zur Haustür der Marks watete und klingelte.
    Einer der Söhne machte mir auf, er war gerade erst auf unsere Schule gekommen. Mir fiel nicht ein, wie er hieß. Er ging mir nur knapp bis zur Schulter.
    Er hatte keine Schwierigkeiten, sich an meinen

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