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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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zusammen und schlang die Arme um die Brust, als könnte ich meinen Körper so zusammenhalten. Ich versuchte alles, damit die Taubheit zurückkehrte, aber es wollte nicht gelingen.
    Und trotzdem konnte ich es überstehen. Ich war hellwach, ich spürte den schmerzhaften Verlust – er strahlte von der Brust aus, jagte mir in Wellen durch die Glieder und schoss mir in den Kopf –, aber es war auszuhalten. Ich konnte es überstehen. Der Schmerz hatte mit der Zeit nicht nachgelassen, aber ich schien jetzt genug Kraft zu haben, um ihn zu ertragen.
    Was auch immer an diesem Abend passiert war – ob es an den Zombies lag, am Adrenalinstoß oder an den Halluzinationen –, es hatte mich wachgerüttelt.
    Zum ersten Mal seit langem wusste ich nicht, was mich am nächsten Morgen erwartete.

G ebrochene Versprechen
    »Bella, warum machst du nicht Schluss für heute?«, sagte Mike. Sein Blick war leicht abgewandt, er sah mich nicht richtig an. Ich fragte mich, wie lange das wohl schon so ging, ohne dass ich es bemerkt hatte.
    Es war ein zäher Nachmittag bei Newton’s. Im Augenblick waren nur zwei Kunden im Laden, ihrem Gespräch nach zu urteilen überzeugte Rucksacktouristen. Die letzte Stunde hatte Mike damit verbracht, ihnen zwei verschiedene Leichtrucksäcke mit allen Vor- und Nachteilen zu zeigen. Aber dann hatten sie angefangen, sich gegenseitig mit den neuesten Geschichten von ihren Touren zu übertrumpfen, und den Preisvergleich erst mal beiseitegelassen. Mike hatte die Gelegenheit genutzt, um sich aus dem Staub zu machen.
    »Es macht mir nichts aus zu bleiben«, sagte ich. Ich hatte die schützende Taubheit immer noch nicht wiedergefunden, und alles kam mir heute seltsam nah und laut vor, als wäre ich monatelang mit Watte in den Ohren herumgelaufen. Erfolglos versuchte ich die lachenden Wanderer auszublenden.
    »Ich kann dir sagen«, sagte einer der beiden, ein stämmiger Mann mit orangerotem Bart, der nicht zu seinem dunkelbraunen Haar passte. »Im Yellowstone hab ich mal Grizzlys ziemlich aus der Nähe gesehen, aber im Vergleich zu diesem Vieh waren die harmlos.« Seine Haare waren verfilzt, und seine Kleider sahen so aus, als hätte er sie ewig nicht mehr gewechselt. Er kam wohl direkt aus den Bergen.
    »Das kann gar nicht sein. So groß werden Schwarzbären nicht. Die Grizzlys, die du gesehen hast, waren wahrscheinlich Jungtiere.« Der zweite Mann war groß und dürr, er war braun im Gesicht und hatte eine ledrige, windgegerbte Haut.
    »Im Ernst, Bella, sobald die beiden sich verabschieden, mach ich den Laden zu«, sagte Mike leise.
    »Wenn du willst, dass ich gehe …« Ich zuckte die Achseln.
    »Auf allen vieren war der größer als du«, behauptete der Bärtige, während ich meine Arbeitsweste auszog. »Haushoch und pechschwarz. Den werde ich dem Ranger hier melden. Die Leute müssen gewarnt werden – das war ja nicht in den Bergen, nur ein paar Kilometer vom Anfang des Wanderwegs entfernt.«
    Ledergesicht lachte und verdrehte die Augen. »Lass mich raten – du warst auf dem Rückweg, oder? Hattest seit einer Woche nichts Richtiges zwischen die Kiemen gekriegt und immer nur auf der Erde geschlafen, hab ich Recht?«
    »Hey, äh, Mike heißt du doch, oder?« Der Bärtige schaute zu uns herüber.
    »Bis Montag dann«, sagte ich.
    »Ja?«, sagte Mike zu dem Mann und kehrte mir den Rücken zu.
    »Sag mal, gab es hier in letzter Zeit irgendwelche Warnungen vor Schwarzbären?«
    »Nein. Aber es ist immer ratsam, Abstand zu halten und den Proviant sicher zu verwahren. Haben Sie schon die neuen bärensicheren Behälter gesehen? Wiegen nur ein Kilo …«
    Die Schiebetür ging auf und ich trat hinaus in den Regen. Ich zog die Schultern hoch und rannte zu meinem Transporter. Auch der Regen, der an meine Kapuze trommelte, kam mir ungewöhnlich laut vor, aber schon bald übertönte der röhrende Motor alles andere.
    Ich wollte nicht wieder nach Hause fahren, wo niemand war. Die letzte Nacht war besonders hart gewesen, und ich hatte keine Lust, an den Ort meines Leidens zurückzukehren. Selbst als der Schmerz so weit abgeklungen war, dass ich schlafen konnte, war es nicht vorbei gewesen. Es war, wie ich nach dem Film zu Jessica gesagt hatte, Albträume waren bei mir garantiert.
    Ich hatte immer Albträume, jede Nacht. Genauer gesagt, war es nur ein einziger Traum, der immer wiederkehrte. Man könnte meinen, dass es nach so vielen Monaten langweilig werden müsste, dass ich inzwischen dagegen immun war. Aber der Traum

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