Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
ein VW ?«, fragte ich.
»Ein alter Golf – von 1986 , ein Klassiker.«
»Wie weit bist du?«
»Fast fertig«, sagte er fröhlich. Und dann fügte er leiser hinzu: »Mein Vater hat sein Versprechen vom letzten Frühjahr gehalten.«
»Oh«, sagte ich.
Er merkte sofort, dass ich über dieses Thema nicht sprechen wollte. Ich versuchte, nicht an den Schulball im letzten Mai zu denken. Jacob war von seinem Vater mit Geld und Autoteilen bestochen worden, mir eine Nachricht zu überbringen. Billy wollte, dass ich mich von dem wichtigsten Menschen in meinem Leben fernhielt. Am Ende hatte sich herausgestellt, dass seine Sorge unbegründet war. Jetzt war ich außer Gefahr, und wie.
Aber wir würden mal sehen, ob sich das nicht ändern ließ.
»Jacob, kennst du dich mit Motorrädern aus?«, fragte ich.
Er zuckte die Achseln. »Ein bisschen. Mein Freund Embry hat eine Crossmaschine. Manchmal basteln wir zusammen daran herum. Wieso?«
»Na ja …« Ich kaute auf der Lippe herum, während ich überlegte. Ich war mir nicht sicher, ob er dichthalten würde, aber ich hatte keine große Alternative. »Ich hab neulich zwei Motorräder übernommen, und die sind nicht gerade in bestem Zustand. Meinst du, du könntest die zum Laufen kriegen?«
»Cool.« Er schien sich über die Herausforderung wirklich zu freuen. »Ich werd’s versuchen.«
Ich hob warnend den Zeigefinger. »Das Problem ist«, erklärte ich, »dass Charlie nicht besonders viel von Motorrädern hält. Er würde einen Anfall kriegen, wenn er von der Sache wüsste. Du darfst Billy also nichts erzählen.«
»Na klar.« Jacob lächelte. »Ich versteh schon.«
»Ich bezahl dich auch«, sagte ich.
Jetzt war er beleidigt. »Nein. Ich helfe dir gern. Ich nehme kein Geld.«
»Hm … wie wär’s dann mit einem Tauschgeschäft?« Die Idee kam mir gerade erst, aber sie gefiel mir. »Ich brauche ja nur ein Motorrad – aber ich brauche noch Fahrstunden. Was hältst du also davon: Du kriegst das andere Motorrad und dafür gibst du mir Stunden.«
»Cooool«, sagte er.
»Wart mal – darfst du überhaupt schon fahren? Wann hast du Geburtstag?«
»Den hast du verpasst«, sagte er neckend und tat beleidigt. »Ich bin längst sechzehn.«
»Nicht, dass dein Alter dich vorher von irgendwas abgehalten hätte«, murmelte ich. »Tut mir leid mit deinem Geburtstag.«
»Kein Problem. Ich hab deinen auch vergessen. Wie alt bist du geworden, vierzig?«
Ich schniefte. »Fast.«
»Wir können als Wiedergutmachung zusammen eine Party feiern.«
»Das hört sich ja nach einem Date an.«
Bei dem Wort leuchteten seine Augen.
Ich musste meine Begeisterung zügeln, ehe er auf falsche Gedanken kam. Es war einfach so lange her, dass ich mich so leicht und lebendig gefühlt hatte. Das Gefühl war so selten geworden, dass ich kaum damit umgehen konnte.
»Vielleicht, wenn die Motorräder fertig sind – die sind dann unser Geschenk«, fügte ich hinzu.
»Abgemacht. Wann bringst du sie vorbei?«
Ich biss mir verlegen auf die Lippe. »Ich hab sie im Transporter«, gestand ich.
»Super.« Er schien es ernst zu meinen.
»Sieht Billy uns nicht, wenn wir sie rausholen?«
Er zwinkerte mir zu. »Nicht, wenn wir es geschickt anstellen.«
Wir schlichen ums Haus herum, hielten uns in Sichtweite der Fenster in den Bäumen versteckt und taten ganz lässig, denn man konnte ja nie wissen. Dann hob Jacob die Motorräder schnell von der Ladefläche des Transporters und schob sie eins nach dem anderen zu mir ins Gebüsch. Bei ihm sah es so leicht aus – ich dachte daran, wie schwer die Motorräder waren.
»Gar nicht so übel, die Dinger«, sagte Jacob anerkennend, als wir sie durch die Bäume zur Werkstatt schoben. »Die hier wird sogar einiges wert sein, wenn sie fertig ist – das ist eine alte Harley Sprint.«
»Dann gehört sie dir.«
»Im Ernst?«
»Na klar.«
»Da muss man aber noch einiges reinstecken«, sagte er und schaute stirnrunzelnd auf das schwarz angelaufene Metall. »Wir müssen erst mal Geld für die Teile zusammenkratzen.«
»Nichts da wir «, widersprach ich. »Wenn du die Arbeit machst, bezahle ich die Teile.«
»Ich weiß nicht …«, murmelte er.
»Ich hab ein bisschen Geld gespart. Fürs College, weißt du.«
College, was soll’s, dachte ich. Ich hatte sowieso noch nicht genug zusammen, um auf ein besonders gutes College zu gehen – und außerdem wollte ich gar nicht weg aus Forks. Was machte es da schon, wenn ich ein bisschen was von dem Geld nahm?
Jacob nickte
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