Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
nur. Für ihn war das alles ganz einleuchtend.
Als wir zurück zur Werkstatt schlichen, dachte ich, was für ein Glück ich hatte. Nur ein Sechzehnjähriger konnte mit so was einverstanden sein: die Eltern zu hintergehen, indem man Mordsmaschinen reparierte und dafür Geld ausgab, das für die Ausbildung bestimmt war. Für ihn war das ganz in Ordnung. Jacob war ein Geschenk des Himmels.
N eue und alte Freunde
Als die Motorräder erst einmal in Jacobs Werkstatt standen, brauchten wir sie nicht weiter zu verstecken. Mit dem Rollstuhl würde Billy nicht über den holprigen Boden vom Haus zur Werkstatt kommen.
Jacob machte sich sofort daran, das Motorrad, das für mich bestimmt war, zu zerlegen. Er öffnete die Beifahrertür des Golfs, damit ich mich dorthinein setzen konnte statt auf den Boden. Während er vor sich hin arbeitete, erzählte Jacob dies und das; ich musste ihn immer nur leicht anstupsen, damit er weitersprach. Er erzählte, wie es in der Schule lief und von seinen beiden besten Freunden.
»Quil und Embry?«, unterbrach ich ihn. »Das sind aber ungewöhnliche Namen.«
Jacob kicherte. »Quil hat seinen Namen von irgendeinem Vorfahren geerbt, und Embry ist, soweit ich weiß, nach dem Star einer Soap benannt. Aber das Thema ist tabu. Wenn man sich über ihre Namen lustig macht, können sie ziemlich unangenehm werden – dann machen sie einen alle.«
»Tolle Freunde.« Ich zog eine Augenbraue hoch.
»Doch, sind sie wirklich. Man darf sie nur nicht mit ihren Namen ärgern.«
In dem Moment hörten wir jemanden »Jacob?« rufen. »Jacob?«
»Ist das Billy?«, fragte ich.
»Nein.« Jacob senkte den Kopf, und es sah so aus, als ob er unter der dunklen Haut errötete. »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte er.
»Jake? Bist du hier?« Die Stimme kam näher.
»Ja!«, rief Jacob zurück und seufzte.
Nach einer Weile kamen zwei große dunkelhäutige Jungs um die Ecke.
Der eine war schlank und fast so groß wie Jacob. Er hatte schwarze, kinnlange Haare, die in der Mitte gescheitelt waren. Auf der linken Seite hatte er die Haare hinters Ohr gesteckt, während sie rechts offen fielen. Der kleinere Junge war stämmiger. Sein weißes T-Shirt spannte über der kräftigen Brust, und er schien sich dessen durchaus bewusst zu sein. Seine Haare waren sehr kurz, fast ein Igelschnitt.
Als die beiden mich sahen, blieben sie abrupt stehen. Der Dünne schaute schnell von Jacob zu mir und wieder zurück, während der Kräftige mich fixierte und das Gesicht langsam zu einem Lächeln verzog.
»Hi, Jungs«, sagte Jacob halbherzig.
»Hi, Jake«, sagte der Kleinere, ohne mich aus den Augen zu lassen. Er hatte ein so spitzbübisches Grinsen, dass ich nicht anders konnte, als zurückzulächeln. Er zwinkerte mir zu. »Hallo zusammen.«
»Quil, Embry – das ist Bella, eine Freundin.«
Quil und Embry, von denen ich immer noch nicht wusste, wer wer war, wechselten einen bedeutungsvollen Blick.
»Charlies Tochter, oder?«, fragte mich der stämmige Junge und reichte mir die Hand.
»Genau«, sagte ich und gab ihm die Hand. Er hatte einen festen Händedruck, es sah aus, als würde er seinen Bizeps anspannen.
»Ich bin Quil Ateara«, verkündete er hochtrabend, dann ließ er meine Hand los.
»Freut mich, dich kennenzulernen, Quil.«
»Hi, Bella. Ich bin Embry, Embry Call – aber das hast du dir wahrscheinlich schon gedacht.« Embry lächelte schüchtern und hob eine Hand, dann schob er sie in die Tasche seiner Jeans.
Ich nickte. »Freut mich.«
»Und was macht ihr zwei so?«, fragte Quil, der mich immer noch anschaute.
»Bella und ich machen die Motorräder hier wieder flott«, sagte Jacob, was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber Motorräder war offenbar ein Zauberwort. Quil und Embry waren sofort Feuer und Flamme und löcherten Jacob mit Fragen. Die meisten Begriffe, mit denen sie um sich warfen, sagten mir überhaupt nichts, und ich dachte mir, dass ich wohl ein Y-Chromosom bräuchte, um die ganze Aufregung zu verstehen.
Sie waren immer noch ganz in ihr Gespräch über die nötigen Einzelteile vertieft, als ich beschloss, nach Hause zu fahren, bevor Charlie hier aufkreuzte. Seufzend erhob ich mich aus dem Golf.
Jacob sah mich entschuldigend an. »Wir langweilen dich wohl, was?«
»Nein.« Und das war nicht mal gelogen. Es machte mir wirklich Spaß – was mich erstaunte. »Aber ich muss jetzt mal Abendessen für Charlie machen.«
»Ach so … na, ich nehm die Dinger heute Abend noch auseinander, und dann seh
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