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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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mich getäuscht. Er hatte nur sein eigenes Loch gegraben, und jetzt war ich durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Es wunderte mich, dass ich nicht in Stücke zerfiel.
    Charlie stand auf der Veranda und wartete auf mich. Als ich den Wagen zum Stehen brachte, kam er mir entgegen.
    »Billy hat angerufen. Er hat gesagt, du hattest Streit mit Jake – er meinte, du warst ziemlich mitgenommen.« Er hielt mir die Tür auf.
    Als er mir ins Gesicht schaute, sah er geschockt aus, er schien etwas wiederzuerkennen. Ich versuchte mir vorzustellen, was er sah. Mein Gesicht fühlte sich leer und kalt an, und ich begriff, woran es ihn erinnern musste.
    »So kann man das nicht sagen«, murmelte ich.
    Charlie legte mir einen Arm um die Schultern und half mir aus dem Wagen. Er sagte nichts zu meinen durchweichten Kleidern.
    »Und was war nun?«, fragte er, als wir im Haus waren. Er nahm die Wolldecke von der Sofalehne und legte sie mir um die Schultern. Ich merkte, dass ich immer noch zitterte.
    Meine Stimme war leblos. »Sam Uley sagt, dass Jacob nicht mehr mein Freund sein kann.«
    Charlie warf mir einen merkwürdigen Blick zu. »Wer erzählt so was?«
    »Jacob«, behauptete ich, obwohl er das nicht direkt gesagt hatte. Trotzdem stimmte es.
    Charlie zog die Augenbrauen zusammen. »Glaubst du wirklich, dass mit dem jungen Uley irgendwas nicht stimmt?«
    »Ich weiß, dass es so ist. Aber Jacob will mir nicht sagen, was.« Ich hörte, wie das Wasser aus meinen Kleidern auf den Boden tropfte. »Ich zieh mich mal um.«
    Charlie war in Gedanken versunken. »Mach das«, sagte er geistesabwesend.
    Ich beschloss zu duschen, weil mir so kalt war. Aber auch das heiße Wasser schien meine Haut nicht erwärmen zu können. Als ich aus der Dusche stieg und das Wasser abstellte, hörte ich, wie Charlie unten mit jemandem sprach. Ich wickelte mir ein Handtuch um und machte die Badezimmertür leise einen Spalt weit auf.
    Charlie klang aufgebracht. »Das glaub ich einfach nicht. Das ist doch Blödsinn.«
    Dann war es still, und mir wurde klar, dass er telefonierte. Eine Weile verging.
    »Schieb das nicht auf Bella!«, rief Charlie plötzlich. Ich zuckte zusammen. Dann sprach er leiser und beherrschter. »Bella hat von vornherein deutlich gemacht, dass sie und Jacob nur Freunde waren … Aber wenn es das war, warum hast du das dann nicht gleich gesagt? Nein, Billy, ich glaube, da hat sie Recht. … Weil ich meine Tochter kenne, und wenn sie sagt, dass Jacob Angst hatte, bevor …« Er wurde mitten im Satz unterbrochen, und als er antwortete, schrie er fast.
    »Was soll das heißen, ich kenne meine Tochter nicht so gut, wie ich glaube!« Er hörte kurz zu, und was er dann sagte, war so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. »Wenn du denkst, ich würde sie daran erinnern, dann hast du dich geschnitten. Sie fängt gerade erst an, darüber wegzukommen, und das hat sie wohl vor allem Jacob zu verdanken. Wenn das, was Jacob da mit diesem Sam zu schaffen hat, Bella wieder in die Depression treibt, dann wird Jacob mir Rede und Antwort stehen müssen. Du bist mein Freund, Billy, aber das macht meine Familie kaputt.«
    Wieder entstand eine Pause.
    »Das hast du ganz richtig verstanden – wenn die Jungs sich nur das kleinste bisschen zu Schulden kommen lassen, wird es mir zu Ohren kommen. Wir werden die Lage im Auge behalten, da kannst du dich drauf verlassen.« Jetzt war er nicht länger Charlie, er war Chief Swan.
    »Gut. Ja. Tschüss.« Er knallte den Hörer auf.
    Schnell huschte ich auf Zehenspitzen über den Flur und in mein Zimmer. Charlie murmelte in der Küche wütend vor sich hin.
    Also gab Billy mir die Schuld. Ich hätte Jacob Hoffnungen gemacht, und jetzt wollte er nicht mehr.
    Es war merkwürdig, denn das hatte ich ja selbst befürchtet, aber nach dem, was Jacob heute Nachmittag zuletzt gesagt hatte, glaubte ich nicht mehr daran. Hier ging es um viel mehr als um eine unerwiderte Liebe, und es wunderte mich, dass Billy sich für so eine Behauptung nicht zu schade war. Daraus schloss ich, dass das Geheimnis, das die beiden hüteten, größer war, als ich gedacht hatte. Wenigstens hatte ich Charlie jetzt auf meiner Seite.
    Ich zog meinen Schlafanzug an und kroch ins Bett. In diesem Moment war das Leben so düster, dass ich es mir erlaubte zu schummeln. Das Loch – beide Löcher – taten sowieso schon weh, warum also nicht? Ich holte die Erinnerung hervor – keine richtige Erinnerung, die zu sehr schmerzen würde, sondern die falsche Erinnerung

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