Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
bitteres Zerrbild seiner früheren Offenheit auf dem neuen Gesicht, das Sam gehörte.
    Das war ein bisschen zu viel für mich.
    Seinetwegen hatte ich mich in den Schlaf geweint. Seine abweisende Reaktion hatte ein schmerzhaftes neues Loch in die Überreste meiner Brust gerissen. Er hatte einen neuen Albtraum hinterlassen, wie eine entzündete Wunde – er hatte alles noch viel schlimmer gemacht. Und jetzt war er hier in meinem Zimmer und grinste mich an, als wäre nichts gewesen. Schlimmer noch – trotz seiner lauten, ungeschickten Ankunft fühlte ich mich an die Zeit erinnert, als Edward sich jede Nacht zum Fenster hereingeschlichen hatte, und die Erinnerung riss teuflisch an den unverheilten Wunden.
    Außerdem war ich hundemüde, was meine Laune nicht gerade verbesserte.
    »Raus hier«, zischte ich, so giftig ich konnte.
    Er blinzelte und sah mich völlig verdattert an.
    »Nein«, protestierte er. »Ich komme, um mich zu entschuldigen.«
    »Ich nehme die Entschuldigung aber nicht an!«
    Ich versuchte ihn wieder aus dem Fenster zu schubsen – wenn das Ganze nur ein Traum war, würde es ihm ja nicht richtig wehtun. Aber es war zwecklos, ich bekam ihn keinen Zentimeter von der Stelle. Rasch ließ ich die Arme sinken und trat ein paar Schritte zurück.
    Er trug kein T-Shirt, obwohl die Luft, die zum Fenster hereinwehte, so kalt war, dass ich zitterte, und es war mir unangenehm, seine nackte Brust zu berühren. Seine Haut war so glühend heiß wie seine Stirn an dem Abend, als ich ihn das letzte Mal berührt hatte. Als hätte er immer noch Fieber.
    Aber er sah nicht krank aus. Er sah riesig aus. Er war so groß und breit, dass er das Fenster vollkommen verdeckte, und meine wütende Reaktion hatte ihm die Sprache verschlagen.
    Das alles ging über meine Kräfte – es war, als würden all meine schlaflosen Nächte mit einem Mal auf mich einstürzen. Ich war so wahnsinnig müde, dass ich meinte, jeden Moment zusammenzubrechen. Ich schwankte und musste mir alle Mühe geben, die Augen offen zu halten.
    »Bella?«, flüsterte Jacob besorgt. Er fasste mich am Ellbogen, als ich wieder schwankte, und führte mich zu meinem Bett. Meine Beine gaben in dem Moment nach, als ich die Bettkante erreicht hatte, und ich fiel schlaff auf die Matratze.
    »Hey, geht es dir gut?«, fragte Jacob mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.
    Ich schaute ihn an, die Tränen auf meinen Wangen waren noch nicht getrocknet. »Wie um alles in der Welt sollte es mir denn gutgehen, Jacob?«
    Jetzt sah er eher gequält als verbittert aus. »Du hast Recht«, sagte er und atmete tief ein. »Scheiße. Also … es … es tut mir so leid, Bella.« Die Entschuldigung war zweifellos ernst gemeint, obwohl er immer noch ein bisschen wütend aussah.
    »Wieso bist du hierhergekommen? Ich will keine Entschuldigungen von dir hören, Jake.«
    »Ich weiß«, flüsterte er. »Aber ich konnte das, was heute Nachmittag passiert ist, nicht so stehenlassen. Das war schrecklich. Es tut mir leid.«
    Ich schüttelte müde den Kopf. »Ich verstehe überhaupt nichts.«
    »Ich weiß. Ich will es dir erklären …« Er brach plötzlich ab, mit offenem Mund, als hätte ihm etwas den Atem geraubt. Dann holte er tief Luft. »Aber ich kann es nicht erklären«, sagte er, immer noch wütend. »Ich wünschte, ich könnte es.«
    Ich ließ den Kopf in die Hände sinken. Meine Frage wurde von meinem Arm gedämpft. »Warum nicht?«
    Er schwieg eine Weile. Ich war zu müde, um den Kopf zu heben, aber ich schaute zur Seite, weil ich Jakes Gesicht sehen wollte. Ich war überrascht. Er hatte die Augen zusammengekniffen, die Zähne zusammengebissen, die Stirn angestrengt in Falten gelegt.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Er atmete schwer aus, auch er hatte die Luft angehalten. »Ich kann nicht«, murmelte er frustriert.
    »Was kannst du nicht?«
    Er überging die Frage. »Bella, hattest du schon mal ein Geheimnis, das du keinem anvertrauen konntest?«
    Er sah mich mit wissendem Blick an, und ich dachte sofort an die Cullens. Ich hoffte, dass er mir mein schlechtes Gewissen nicht ansah.
    »Etwas, was du vor Charlie und deiner Mutter verheimlichen musstest …?«, fuhr er fort. »Worüber du nicht mal mit mir sprechen würdest? Selbst jetzt nicht?«
    Ich merkte, wie mein Blick hart wurde. Ich gab keine Antwort, aber ich wusste, dass er das als Bestätigung nahm.
    »Kannst du dir vorstellen, dass ich mich in derselben … Lage befinde?« Er rang wieder mit sich, er schien nach den richtigen Worten zu

Weitere Kostenlose Bücher