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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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still, und das war die einzige Warnung.
    Seths regelmäßige Atemzüge brachen ab, und da ich meinen Atem seinem angepasst hatte, fiel mir das sofort auf.
    Auch ich hörte auf zu atmen – ich war zu erschrocken, um meiner Lunge zu befehlen weiterzuatmen, als ich merkte, dass Edward neben mir zu einem Eisblock gefroren war.
    O nein. Nein. Nein.
    Wer war gefallen? Einer von ihnen oder einer von uns? Sie gehörten alle zu mir, alle. Wen hatte ich verloren?
    So schnell, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschah, war ich auf den Füßen und das Zelt hing in Fetzen um mich herum. Hatte Edward den Eingang zerrissen? Warum?
    Erschrocken blinzelte ich in das grelle Licht. Ich sah nur Seth direkt neben uns, sein Gesicht nur zehn Zentimeter von Edwards entfernt. Eine endlose Sekunde lang schauten sie sich hochkonzentriert an. Die Sonne brach sich auf Edwards Haut; die Funken tanzten über Seths Fell.
    Und dann flüsterte Edward drängend: »Lauf, Seth!«
    Der große Wolf drehte sich herum und verschwand im dunklen Wald.
    Wie viel Zeit war vergangen? Es kam mir vor wie Stunden. Mir war fast übel vor Entsetzen, als mir klarwurde, dass auf der Lichtung irgendetwas Schreckliches passiert war. Ich machte den Mund auf und wollte von Edward verlangen, mich dorthin zu bringen, auf der Stelle. Sie brauchten ihn und sie brauchten mich. Wenn ich bluten musste, um sie zu retten, würde ich das tun. Ich würde dafür sterben, wie die dritte Frau. Ich hatte kein Messer in der Hand, aber ich würde einen Weg finden …
    Ehe ich einen Laut herausbringen konnte, kam es mir vor, als würde ich durch die Luft geschleudert. Doch Edwards Hände ließen mich nicht los – er bewegte mich nur, aber so schnell, dass es sich anfühlte, als würde ich umfallen.
    Schließlich stand ich mit dem Rücken zur Felswand. Edward stand vor mir und nahm eine Haltung ein, die ich sofort erkannte.
    Ich war unendlich erleichtert, und gleichzeitig rutschte mein Magen ein paar Etagen tiefer.
    Ich hatte alles falsch verstanden.
    Erleichterung – auf der Lichtung war nichts schiefgegangen.
    Entsetzen – das Problem war hier.
    Edward blieb in der Verteidigungshaltung – halb kauernd, die Arme leicht ausgebreitet –, die mir nur allzu vertraut war. Es war, als wäre der Felsen hinter mir die alte Mauer der Gasse in Italien, wo er sich zwischen mich und die Volturi-Wache mit ihren schwarzen Umhängen gestellt hatte.
    Jemand war hinter uns her.
    »Wer ist es?«, flüsterte ich.
    Lauter als erwartet stieß er die Worte zwischen den Zähnen hervor. Zu laut. Das bedeutete, dass es zu spät war, um sich zu verstecken. Wir saßen in der Falle, und es spielte keine Rolle, wer seine Antwort hörte.
    »Victoria«, sagte er, und es klang wie ein Schimpfwort. »Sie ist nicht allein. Sie hat meine Fährte gerochen, als sie den Neugeborenen gefolgt ist, um zuzusehen – sie hatte nie vor, an ihrer Seite zu kämpfen. Dann hat sie sich blitzschnell entschieden, mich zu suchen, weil sie annahm, dass du da bist, wo ich bin. Sie hatte Recht. Du hattest Recht. Es war die ganze Zeit Victoria.«
    Sie war so nah, dass er ihre Gedanken hören konnte.
    Wieder Erleichterung. Wären es die Volturi, würde das für uns beide den Tod bedeuten. Aber bei Victoria musste es nicht uns beide treffen. Edward hatte eine Chance zu überleben. Er war ein guter Kämpfer, genauso gut wie Jasper. Wenn sie nicht zu viel Verstärkung dabeihatte, könnte er es schaffen und zu seiner Familie flüchten. Edward war schneller als alle anderen. Er könnte es schaffen.
    Ich war so froh, dass er Seth weggeschickt hatte. Natürlich gab es niemanden, zu dem Seth laufen konnte, um Hilfe zu holen. Victoria hatte ihre Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt getroffen. Aber wenigstens war Seth auf diese Weise in Sicherheit. Wenn ich seinen Namen dachte, konnte ich immer nur den schlaksigen fünfzehnjährigen Jungen vor mir sehen, nicht den großen sandfarbenen Wolf.
    Edward bewegte sich – kaum merklich, aber ich begriff, in welche Richtung ich schauen sollte. Ich starrte in den schwarzen Wald.
    Es war, als wären meine Albträume wahr geworden.
    Zwei Vampire schlichen sich langsam auf die schmale Öffnung vor unserem Lager, mit wachsamem Blick, dem nichts entging. Sie funkelten wie Diamanten in der Sonne.
    Ich konnte den blonden Jungen kaum ansehen – ja, er war noch ein Junge, obwohl er groß und kräftig war, zum Zeitpunkt seiner Verwandlung musste er etwa in meinem Alter gewesen sein. Seine Augen – ein so

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