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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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von neuem.
    In diesem Moment erwischte Riley Seth an der Flanke, und Seth jaulte leise auf. Er wich zurück, seine Schultern zuckten, als wollte er den Schmerz abschütteln.
    Bitte , hätte ich Riley am liebsten zugerufen, aber ich fand nicht die Kraft, den Mund zu öffnen. Bitte, er ist doch noch ein Kind!
    Weshalb war Seth nicht weggelaufen? Wieso lief er jetzt nicht weg?
    Riley verringerte den Abstand zwischen sich und Seth wieder, er drängte ihn neben mich an die Felswand. Jetzt begann Victoria sich plötzlich für das Schicksal ihres Gefährten zu interessieren. Ich sah, wie sie aus dem Augenwinkel den Abstand zwischen Riley und mir abschätzte. Seth schnappte nach Riley und zwang ihn zurückzuweichen. Victoria zischte.
    Seth humpelte jetzt nicht mehr. Während er Riley umkreiste, geriet er nah an Edward, sein Schwanz streifte Edwards Rücken, und Victoria fielen fast die Augen aus dem Kopf.
    »Nein, er wird mich nicht angreifen«, sagte Edward und beantwortete damit die Frage in ihrem Kopf. Er nutzte ihre Verblüffung aus, um sich näher heranzupirschen. »Du hast uns einen gemeinsamen Feind geliefert. Du hast uns verbündet.«
    Sie biss die Zähne zusammen und versuchte sich ganz auf Edward zu konzentrieren.
    »Sieh genauer hin, Victoria«, murmelte er, um ihre Konzentration zu stören. »Sieht er dem Monster wirklich so ähnlich, das James quer durch Sibirien verfolgt hat?«
    Sie riss die Augen weit auf, und ihr Blick begann flackernd von Edward zu Seth und weiter zu mir zu wandern, immer rundherum. »Ist das nicht derselbe?«, fauchte sie mit ihrer Kleinmädchenstimme. »Das ist unmöglich!«
    »Nichts ist unmöglich«, sagte Edward samtweich, während er noch ein kleines Stück auf sie zuging. »Bis auf das, was du vorhast. Du wirst sie nie in die Finger kriegen.«
    Sie schüttelte den Kopf, schnell und ruckartig, versuchte sich gegen sein Ablenkungsmanöver zu wehren und an ihm vorbeizukommen, aber kaum dass sie daran dachte, schnitt er ihr schon den Weg ab. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut, sie kauerte sich tiefer, wie eine Löwin, und ging langsam auf ihn zu.
    Victoria war keine unerfahrene, instinktgesteuerte Neugeborene. Sie war tödlich. Selbst ich sah den Unterschied zwischen ihr und Riley, und ich wusste, dass Seth sich nicht so lange gehalten hätte, wenn er es mit ihr zu tun gehabt hätte.
    Auch Edward veränderte seine Haltung, als sie sich aufeinander zubewegten, und jetzt hieß es Löwe gegen Löwin.
    Der Tanz wurde schneller.
    Es sah aus wie Alice und Jasper auf der Lichtung, ein verschwommenes Wirbeln, nur dass dieser Tanz in seiner Choreographie nicht so vollkommen war. Immer wenn einer von beiden einen Patzer machte, gab es ein hartes Knacken oder Krachen, das von der Felswand widerhallte. Doch sie bewegten sich so schnell, dass ich nicht erkennen konnte, wer die Fehler machte …
    Riley war wie gebannt von dem erbarmungslosen Ballett, voller Sorge um Victoria. Da schlug Seth zu und erwischte noch ein kleines Stück von dem Vampir. Riley brüllte und schlug Seth mit dem Handrücken voll auf die Brust. Seths massiger Körper flog drei Meter durch die Luft und knallte mit solcher Wucht über mir an die Felswand, dass der ganze Gipfel zu beben schien. Ich hörte, wie der Atem zischend aus seiner Lunge entwich, und ich sprang zur Seite, als er vom Fels abprallte und ein Stück vor mir zusammenbrach.
    Er wimmerte leise.
    Scharfkantige graue Felsstücke fielen mir auf den Kopf und zerkratzten mir die nackte Haut. Ein spitzer, gezackter Stein kullerte an meinem Arm herunter. Ohne darüber nachzudenken, fing ich ihn auf und schloss die Finger um den länglichen Stein. Mein Überlebensinstinkt setzte ein; da es keine Möglichkeit zur Flucht gab, bereitete sich mein Körper auf einen Kampf vor, wie aussichtslos er auch sein mochte.
    Adrenalin strömte durch meine Adern. Ich wusste, dass mir die Schiene in die Hand schnitt. Ich wusste, dass der Bruch in meinem Knöchel aufbegehrte. Ich wusste es, aber ich spürte keinen Schmerz.
    Hinter Riley sah ich nur die zuckende Flamme von Victorias Haar und etwas verschwommenes Weißes. Immer häufiger war metallisches Krachen und Reißen zu hören, erschrockenes Zischen und Keuchen, und alles deutete darauf hin, dass der Tanz bald tödlich enden würde.
    Aber für wen von beiden?
    Riley machte einen Satz in meine Richtung, seine roten Augen funkelten wild. Er schaute auf den schlaffen sandfarbenen Fellhaufen zwischen uns, und seine Hände –

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